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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 170.
gemeiniglich zum Eigenthum einer Gemeinheit, und die-
nen vorzüglich zum Gebrauch derselben, sie werden jedoch
auch in gewisser Betrachtung viae publicae genennt, sofern
sie nämlich gemeinen Gebrauch haben, und auf gemein-
schaftliche Kosten unterhalten und gebessert werden 47).

Zum Patrimonium des Staats oder Staatsver-
mögen hingegen gehören die Einkünfte des Staats aus
verpachteten öffentlichen Gütern und Ländereyen, Abgaben,
Zöllen und Steuern der Unterthanen, auch Einziehung
eines ganzen Vermögens eines Bürgers, oder eines
Theils desselben, woraus die öffentlichen Abgaben des
Staats bestritten werden. Die Römer unterschieden an-
fänglich zwischen der Casse des Kaisers, Fiscus, und der-
jenigen, worüber er und der Senat disponirte, Aerarium
publicum
oder populi 48); allein schon zu Ulpians Zeiten
hatte dieser Unterschied aufgehört, nachdem die Kaiser
alles unter ihrem Despotismus gezogen hatten 49). Nach
den Grundsätzen des allgemeinen Staatsrechts pflegen in
Rücksicht auf den Regenten dreyerley Güter unterschie-
den zu werden: 1) Staatsgüter, Reichs- oder Landschaft-
liche Güter, 2) Domainen-Domanial-Kronen-Cam-
mergüter, 3) Privatgüter des Regenten oder Chatullgü-
ter. Staatsgüter etc. sind diejenigen, welche zur Be-

strei-
47) L. 2. §. 22. cit. Ueberhaupt aber werden auch in unsern
Gesetzen res publicae im weitläuftigen Verstande alle diejeni-
gen Sachen genennt, welche nicht einzelne Personen zu Eigen-
thümern haben, sondern zum Eigenthum eines ganzen Staats
oder einer einzelnen Gemeinheit gehören. L. 1. pr. D. h. t.
48) Hugo Lehrbuch und Chrestomathie des classischen Pandecten-
rechts I. Th. 5. Buch §. 42.
49) Iac. gutherius de officiis domus augustae Lib. III. cap 31.
und westphal de libert. et servitut. praedior. Sect. II. c. 3.
§. 65. not.
63.

1. Buch. 8. Tit. §. 170.
gemeiniglich zum Eigenthum einer Gemeinheit, und die-
nen vorzuͤglich zum Gebrauch derſelben, ſie werden jedoch
auch in gewiſſer Betrachtung viae publicae genennt, ſofern
ſie naͤmlich gemeinen Gebrauch haben, und auf gemein-
ſchaftliche Koſten unterhalten und gebeſſert werden 47).

Zum Patrimonium des Staats oder Staatsver-
moͤgen hingegen gehoͤren die Einkuͤnfte des Staats aus
verpachteten oͤffentlichen Guͤtern und Laͤndereyen, Abgaben,
Zoͤllen und Steuern der Unterthanen, auch Einziehung
eines ganzen Vermoͤgens eines Buͤrgers, oder eines
Theils deſſelben, woraus die oͤffentlichen Abgaben des
Staats beſtritten werden. Die Roͤmer unterſchieden an-
faͤnglich zwiſchen der Caſſe des Kaiſers, Fiscus, und der-
jenigen, woruͤber er und der Senat disponirte, Aerarium
publicum
oder populi 48); allein ſchon zu Ulpians Zeiten
hatte dieſer Unterſchied aufgehoͤrt, nachdem die Kaiſer
alles unter ihrem Deſpotismus gezogen hatten 49). Nach
den Grundſaͤtzen des allgemeinen Staatsrechts pflegen in
Ruͤckſicht auf den Regenten dreyerley Guͤter unterſchie-
den zu werden: 1) Staatsguͤter, Reichs- oder Landſchaft-
liche Guͤter, 2) Domainen-Domanial-Kronen-Cam-
merguͤter, 3) Privatguͤter des Regenten oder Chatullguͤ-
ter. Staatsguͤter ꝛc. ſind diejenigen, welche zur Be-

ſtrei-
47) L. 2. §. 22. cit. Ueberhaupt aber werden auch in unſern
Geſetzen res publicae im weitlaͤuftigen Verſtande alle diejeni-
gen Sachen genennt, welche nicht einzelne Perſonen zu Eigen-
thuͤmern haben, ſondern zum Eigenthum eines ganzen Staats
oder einer einzelnen Gemeinheit gehoͤren. L. 1. pr. D. h. t.
48) Hugo Lehrbuch und Chreſtomathie des claſſiſchen Pandecten-
rechts I. Th. 5. Buch §. 42.
49) Iac. gutherius de officiis domus auguſtae Lib. III. cap 31.
und westphal de libert. et ſervitut. praedior. Sect. II. c. 3.
§. 65. not.
63.
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[446/0460] 1. Buch. 8. Tit. §. 170. gemeiniglich zum Eigenthum einer Gemeinheit, und die- nen vorzuͤglich zum Gebrauch derſelben, ſie werden jedoch auch in gewiſſer Betrachtung viae publicae genennt, ſofern ſie naͤmlich gemeinen Gebrauch haben, und auf gemein- ſchaftliche Koſten unterhalten und gebeſſert werden 47). Zum Patrimonium des Staats oder Staatsver- moͤgen hingegen gehoͤren die Einkuͤnfte des Staats aus verpachteten oͤffentlichen Guͤtern und Laͤndereyen, Abgaben, Zoͤllen und Steuern der Unterthanen, auch Einziehung eines ganzen Vermoͤgens eines Buͤrgers, oder eines Theils deſſelben, woraus die oͤffentlichen Abgaben des Staats beſtritten werden. Die Roͤmer unterſchieden an- faͤnglich zwiſchen der Caſſe des Kaiſers, Fiscus, und der- jenigen, woruͤber er und der Senat disponirte, Aerarium publicum oder populi 48); allein ſchon zu Ulpians Zeiten hatte dieſer Unterſchied aufgehoͤrt, nachdem die Kaiſer alles unter ihrem Deſpotismus gezogen hatten 49). Nach den Grundſaͤtzen des allgemeinen Staatsrechts pflegen in Ruͤckſicht auf den Regenten dreyerley Guͤter unterſchie- den zu werden: 1) Staatsguͤter, Reichs- oder Landſchaft- liche Guͤter, 2) Domainen-Domanial-Kronen-Cam- merguͤter, 3) Privatguͤter des Regenten oder Chatullguͤ- ter. Staatsguͤter ꝛc. ſind diejenigen, welche zur Be- ſtrei- 47) L. 2. §. 22. cit. Ueberhaupt aber werden auch in unſern Geſetzen res publicae im weitlaͤuftigen Verſtande alle diejeni- gen Sachen genennt, welche nicht einzelne Perſonen zu Eigen- thuͤmern haben, ſondern zum Eigenthum eines ganzen Staats oder einer einzelnen Gemeinheit gehoͤren. L. 1. pr. D. h. t. 48) Hugo Lehrbuch und Chreſtomathie des claſſiſchen Pandecten- rechts I. Th. 5. Buch §. 42. 49) Iac. gutherius de officiis domus auguſtae Lib. III. cap 31. und westphal de libert. et ſervitut. praedior. Sect. II. c. 3. §. 65. not. 63.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/460>, abgerufen am 22.11.2024.