Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. hernach erfolgte Genehmigung des Eigenthümers 53). DerPlatz mußte ferner ein locus purus seyn, d. i. nicht schon unter die res divini iuris gehören 54), auch keinem Drit- ten sonst ein Recht, z. B. Nießbrauch, darauf zustehen, das durch die Errichtung der Grabstätte gekränkt wor- den wäre, es müßte denn etwa der Dritte darinn gewil- liget haben 55). Wenn ein Leichnam an mehrern Orten zerstückt begraben lag, so wurde nur der Ort, wo der Kopf 53) L. 6. §. 4. D. h. t. Religiosum autem locum unusquisque sua voluntate facit, dum mortuum infert in locum suum -- Sed et in alienum locum, concedente domino, licet inferre. Et licet postea ratum habuerit, quam illatus est mortuus, re- ligiosus locus fit. Haloander und einige andere lesen vier ratum non habuerit. Allein das non ist unstreitig ein Fehler, und wegzulassen. Denn in der Florentinischen Handscheift findet es sich nicht, wie augustinus Emendat lib. l. c. 2. bezeugt. Auch ist es in den Basiliken nicht anzutreffen, und theophilus in Paraphrasi graeca ad §. 9. I. eod. nimmt es ebenfalls nicht an. Der Sinn dieser Worte ist also nach der richtigen Erklärung des Charondas dieser: Religiosus locus fit, quamvis non concedente domino primum illatus fuerit mortuus: modo id postea ratum habuerit. 54) L. 2. §. 4. D. de religiosis. Purus autem locus dicitur, qui neque sacer, neque sanctus est, neque religiosus: sed ab omni- bus huiusmodi nominibus vacare videtur. 55) §. 9. I. h. t. Item si alienus ususfructus est, proprietarium placet, nisi consentiente usufructuario, locum religiosum non facere. Eben dieses lehren auch L. 2. §. 7. D. de religios. und L. 17. D. de usufr. Nur der Erbe, dessen Erblasser Jemanden den Nießbrauch eines Grundstücks vermacht hat, kann, wenn es an einem andern Platze fehlt, wider Willen des Nutznießers den Erblasser auf solches Grundstück begra- ben. LL. cit. 2. et 17. Der Nießbraucher kann aber auch umgekehrt ohne Einwilligung des Proprietärs keine Grab- stätte auf dem Grundstücke anbringen. L. 2. §. 1. et 7. D. de religios. D d 2
De diviſione rerum et qualitate. hernach erfolgte Genehmigung des Eigenthuͤmers 53). DerPlatz mußte ferner ein locus purus ſeyn, d. i. nicht ſchon unter die res divini iuris gehoͤren 54), auch keinem Drit- ten ſonſt ein Recht, z. B. Nießbrauch, darauf zuſtehen, das durch die Errichtung der Grabſtaͤtte gekraͤnkt wor- den waͤre, es muͤßte denn etwa der Dritte darinn gewil- liget haben 55). Wenn ein Leichnam an mehrern Orten zerſtuͤckt begraben lag, ſo wurde nur der Ort, wo der Kopf 53) L. 6. §. 4. D. h. t. Religioſum autem locum unusquisque ſua voluntate facit, dum mortuum infert in locum ſuum — Sed et in alienum locum, concedente domino, licet inferre. Et licet poſtea ratum habuerit, quam illatus eſt mortuus, re- ligioſus locus fit. Haloander und einige andere leſen vier ratum non habuerit. Allein das non iſt unſtreitig ein Fehler, und wegzulaſſen. Denn in der Florentiniſchen Handſcheift findet es ſich nicht, wie augustinus Emendat lib. l. c. 2. bezeugt. Auch iſt es in den Baſiliken nicht anzutreffen, und theophilus in Paraphraſi graeca ad §. 9. I. eod. nimmt es ebenfalls nicht an. Der Sinn dieſer Worte iſt alſo nach der richtigen Erklaͤrung des Charondas dieſer: Religioſus locus fit, quamvis non concedente domino primum illatus fuerit mortuus: modo id poſtea ratum habuerit. 54) L. 2. §. 4. D. de religioſis. Purus autem locus dicitur, qui neque ſacer, neque ſanctus eſt, neque religioſus: ſed ab omni- bus huiusmodi nominibus vacare videtur. 55) §. 9. I. h. t. Item ſi alienus uſusfructus eſt, proprietarium placet, niſi conſentiente uſufructuario, locum religioſum non facere. Eben dieſes lehren auch L. 2. §. 7. D. de religioſ. und L. 17. D. de uſufr. Nur der Erbe, deſſen Erblaſſer Jemanden den Nießbrauch eines Grundſtuͤcks vermacht hat, kann, wenn es an einem andern Platze fehlt, wider Willen des Nutznießers den Erblaſſer auf ſolches Grundſtuͤck begra- ben. LL. cit. 2. et 17. Der Nießbraucher kann aber auch umgekehrt ohne Einwilligung des Proprietaͤrs keine Grab- ſtaͤtte auf dem Grundſtuͤcke anbringen. L. 2. §. 1. et 7. D. de religioſ. D d 2
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hernach erfolgte Genehmigung des Eigenthuͤmers 53). Der
Platz mußte ferner ein locus purus ſeyn, d. i. nicht ſchon
unter die res divini iuris gehoͤren 54), auch keinem Drit-
ten ſonſt ein Recht, z. B. Nießbrauch, darauf zuſtehen,
das durch die Errichtung der Grabſtaͤtte gekraͤnkt wor-
den waͤre, es muͤßte denn etwa der Dritte darinn gewil-
liget haben 55). Wenn ein Leichnam an mehrern Orten
zerſtuͤckt begraben lag, ſo wurde nur der Ort, wo der
Kopf
53) L. 6. §. 4. D. h. t. Religioſum autem locum unusquisque
ſua voluntate facit, dum mortuum infert in locum ſuum —
Sed et in alienum locum, concedente domino, licet inferre.
Et licet poſtea ratum habuerit, quam illatus eſt mortuus, re-
ligioſus locus fit. Haloander und einige andere leſen vier
ratum non habuerit. Allein das non iſt unſtreitig ein Fehler,
und wegzulaſſen. Denn in der Florentiniſchen Handſcheift
findet es ſich nicht, wie augustinus Emendat lib. l. c. 2.
bezeugt. Auch iſt es in den Baſiliken nicht anzutreffen,
und theophilus in Paraphraſi graeca ad §. 9. I. eod. nimmt
es ebenfalls nicht an. Der Sinn dieſer Worte iſt alſo nach
der richtigen Erklaͤrung des Charondas dieſer: Religioſus
locus fit, quamvis non concedente domino primum illatus fuerit
mortuus: modo id poſtea ratum habuerit.
54) L. 2. §. 4. D. de religioſis. Purus autem locus dicitur, qui
neque ſacer, neque ſanctus eſt, neque religioſus: ſed ab omni-
bus huiusmodi nominibus vacare videtur.
55) §. 9. I. h. t. Item ſi alienus uſusfructus eſt, proprietarium
placet, niſi conſentiente uſufructuario, locum religioſum non
facere. Eben dieſes lehren auch L. 2. §. 7. D. de religioſ.
und L. 17. D. de uſufr. Nur der Erbe, deſſen Erblaſſer
Jemanden den Nießbrauch eines Grundſtuͤcks vermacht hat,
kann, wenn es an einem andern Platze fehlt, wider Willen
des Nutznießers den Erblaſſer auf ſolches Grundſtuͤck begra-
ben. LL. cit. 2. et 17. Der Nießbraucher kann aber auch
umgekehrt ohne Einwilligung des Proprietaͤrs keine Grab-
ſtaͤtte auf dem Grundſtuͤcke anbringen. L. 2. §. 1. et 7. D. de
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