Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De divisione rerum et qualitate.
kommt zwar ausser der Constitution des Kaiser Justi-
nians
, L. un. Cod. de nudo iure Quirit. toll. wodurch
diese ganze Eintheilung aufgehoben worden ist, wenig da-
von vor; indessen hat sie doch zur Aufklärung mancher
Rechtslehren z. B. der vom Eigenthum und der Verjährung,
wichtigen Einfluß, und darf daher mit Stillschweigen
nicht übergangen werden. Res mancipi wurden nun die-
jenigen Sachen genennt, deren bürgerliches Eigenthum
nur durch eine feyerliche und öffentliche Uebergabe (man-
cipatio
) erworben werden konnte 38). Dieß war der

Fall
siae 1744. Diesen sind noch beyzufügen wernher sel. Obs.
forens. T. III. P. I. Obs.
13. und pufendorf Observat. iur.
univ. T. II. Obs.
79.
38) boethius in Topica Ciceron. lib. 3. Mancipi res veteres
appellabant, quae ita abalienabantur, ut ea abalienatio per
quandam nexus fieret solennitatem. ulpianus Fragm. Tit.
XIX.
§. 3. Mancipatio propria species alienationis est rerum
mancipi.
War eine res mancipi durch simple Uebergabe, oder
durch einen andern modum acquirendi naturalem auf jeman-
den gebracht worden, so erlangte dieser kein bürgerliches, son-
dern das bloße natürliche Eigenthum, welches zwar das Recht
über eine Sache zu disponiren, so lange man sie besitzt, und
von einer persona obligata sie zurückzufordern, aber nicht
das strenge Recht giebt, die Sache von jedem dritten, auch
unschuldigen Besitzer zu vindiciren, der sie sonst ganz recht-
mäsig an sich gebracht hat. Denn dies war eine Wirkung
des quiritarischen Eigenthums Daher sagt ulpianus Fragm.
Tit. I.
§. 16. Wenn ein röm. Bürger einen Sclaven von
einem andern römischen Bürger gekauft hat, der aber ohne
Mancipation dem Käufer nur simpel tradiret worden, so er-
lange derselbe an dem Sclaven kein bürgerliches, sondern ein
bloßes natürliches Eigenthum. Ulpian drückt dieses fol-
gendermaßen aus: is servus in bonis quidem emtoris est: ex
iure Quiritium
autem venditoris est.
S. Io. Hartw. reu-
ter
aenigmatis, quod Imperatori L. un. Cod. de nudo iure
Quirit. toll. visum, in dominio quiritario ac bonitario solu-
tio. Halae
1755.

De diviſione rerum et qualitate.
kommt zwar auſſer der Conſtitution des Kaiſer Juſti-
nians
, L. un. Cod. de nudo iure Quirit. toll. wodurch
dieſe ganze Eintheilung aufgehoben worden iſt, wenig da-
von vor; indeſſen hat ſie doch zur Aufklaͤrung mancher
Rechtslehren z. B. der vom Eigenthum und der Verjaͤhrung,
wichtigen Einfluß, und darf daher mit Stillſchweigen
nicht uͤbergangen werden. Res mancipi wurden nun die-
jenigen Sachen genennt, deren buͤrgerliches Eigenthum
nur durch eine feyerliche und oͤffentliche Uebergabe (man-
cipatio
) erworben werden konnte 38). Dieß war der

Fall
ſiae 1744. Dieſen ſind noch beyzufuͤgen wernher ſel. Obſ.
forens. T. III. P. I. Obſ.
13. und pufendorf Obſervat. iur.
univ. T. II. Obſ.
79.
38) boëthius in Topica Ciceron. lib. 3. Mancipi res veteres
appellabant, quae ita abalienabantur, ut ea abalienatio per
quandam nexus fieret ſolennitatem. ulpianus Fragm. Tit.
XIX.
§. 3. Mancipatio propria ſpecies alienationis eſt rerum
mancipi.
War eine res mancipi durch ſimple Uebergabe, oder
durch einen andern modum acquirendi naturalem auf jeman-
den gebracht worden, ſo erlangte dieſer kein buͤrgerliches, ſon-
dern das bloße natuͤrliche Eigenthum, welches zwar das Recht
uͤber eine Sache zu diſponiren, ſo lange man ſie beſitzt, und
von einer perſona obligata ſie zuruͤckzufordern, aber nicht
das ſtrenge Recht giebt, die Sache von jedem dritten, auch
unſchuldigen Beſitzer zu vindiciren, der ſie ſonſt ganz recht-
maͤſig an ſich gebracht hat. Denn dies war eine Wirkung
des quiritariſchen Eigenthums Daher ſagt ulpianus Fragm.
Tit. I.
§. 16. Wenn ein roͤm. Buͤrger einen Sclaven von
einem andern roͤmiſchen Buͤrger gekauft hat, der aber ohne
Mancipation dem Kaͤufer nur ſimpel tradiret worden, ſo er-
lange derſelbe an dem Sclaven kein buͤrgerliches, ſondern ein
bloßes natuͤrliches Eigenthum. Ulpian druͤckt dieſes fol-
gendermaßen aus: is ſervus in bonis quidem emtoris eſt: ex
iure Quiritium
autem venditoris eſt.
S. Io. Hartw. reu-
ter
aenigmatis, quod Imperatori L. un. Cod. de nudo iure
Quirit. toll. viſum, in dominio quiritario ac bonitario ſolu-
tio. Halae
1755.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0429" n="415"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De divi&#x017F;ione rerum et qualitate.</hi></fw><lb/>
kommt zwar au&#x017F;&#x017F;er der Con&#x017F;titution des Kai&#x017F;er <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;ti-<lb/>
nians</hi>, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. un. Cod. de nudo iure Quirit. toll.</hi></hi> wodurch<lb/>
die&#x017F;e ganze Eintheilung aufgehoben worden i&#x017F;t, wenig da-<lb/>
von vor; inde&#x017F;&#x017F;en hat &#x017F;ie doch zur Aufkla&#x0364;rung mancher<lb/>
Rechtslehren z. B. der vom Eigenthum und der Verja&#x0364;hrung,<lb/>
wichtigen Einfluß, und darf daher mit Still&#x017F;chweigen<lb/>
nicht u&#x0364;bergangen werden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Res mancipi</hi></hi> wurden nun die-<lb/>
jenigen Sachen genennt, deren bu&#x0364;rgerliches Eigenthum<lb/>
nur durch eine feyerliche und o&#x0364;ffentliche Uebergabe (<hi rendition="#aq">man-<lb/>
cipatio</hi>) erworben werden konnte <note place="foot" n="38)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boëthius</hi><hi rendition="#i">in Topica Ciceron. lib.</hi> 3. Mancipi res veteres<lb/>
appellabant, quae ita abalienabantur, ut ea abalienatio per<lb/>
quandam nexus fieret &#x017F;olennitatem. <hi rendition="#k">ulpianus</hi> <hi rendition="#i">Fragm. Tit.<lb/>
XIX.</hi> §. 3. Mancipatio propria &#x017F;pecies alienationis e&#x017F;t rerum<lb/>
mancipi.</hi> War eine <hi rendition="#aq">res mancipi</hi> durch &#x017F;imple Uebergabe, oder<lb/>
durch einen andern <hi rendition="#aq">modum acquirendi naturalem</hi> auf jeman-<lb/>
den gebracht worden, &#x017F;o erlangte die&#x017F;er kein bu&#x0364;rgerliches, &#x017F;on-<lb/>
dern das bloße natu&#x0364;rliche Eigenthum, welches zwar das Recht<lb/>
u&#x0364;ber eine Sache zu di&#x017F;poniren, &#x017F;o lange man &#x017F;ie be&#x017F;itzt, und<lb/>
von einer <hi rendition="#aq">per&#x017F;ona obligata</hi> &#x017F;ie zuru&#x0364;ckzufordern, aber nicht<lb/>
das &#x017F;trenge Recht giebt, die Sache von jedem dritten, auch<lb/>
un&#x017F;chuldigen Be&#x017F;itzer zu vindiciren, der &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t ganz recht-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;ig an &#x017F;ich gebracht hat. Denn dies war eine Wirkung<lb/>
des quiritari&#x017F;chen Eigenthums Daher &#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ulpianus</hi><hi rendition="#i">Fragm.<lb/>
Tit. I.</hi></hi> §. 16. Wenn ein ro&#x0364;m. Bu&#x0364;rger einen Sclaven von<lb/>
einem andern ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bu&#x0364;rger gekauft hat, der aber ohne<lb/>
Mancipation dem Ka&#x0364;ufer nur &#x017F;impel tradiret worden, &#x017F;o er-<lb/>
lange der&#x017F;elbe an dem Sclaven kein bu&#x0364;rgerliches, &#x017F;ondern ein<lb/>
bloßes natu&#x0364;rliches Eigenthum. <hi rendition="#g">Ulpian</hi> dru&#x0364;ckt die&#x017F;es fol-<lb/>
gendermaßen aus: <hi rendition="#aq">is &#x017F;ervus <hi rendition="#i">in bonis</hi> quidem emtoris e&#x017F;t: <hi rendition="#i">ex<lb/>
iure Quiritium</hi> autem venditoris e&#x017F;t.</hi> S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Hartw.</hi><hi rendition="#k">reu-<lb/>
ter</hi> aenigmatis, quod Imperatori L. un. Cod. de nudo iure<lb/>
Quirit. toll. vi&#x017F;um, in dominio quiritario ac bonitario &#x017F;olu-<lb/>
tio. <hi rendition="#i">Halae</hi></hi> 1755.</note>. Dieß war der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fall</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_66_2" prev="#seg2pn_66_1" place="foot" n="37)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;iae</hi></hi> 1744. Die&#x017F;en &#x017F;ind noch beyzufu&#x0364;gen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">wernher</hi> &#x017F;el. Ob&#x017F;.<lb/>
forens. T. III. P. I. Ob&#x017F;.</hi> 13. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pufendorf</hi> Ob&#x017F;ervat. iur.<lb/>
univ. T. II. Ob&#x017F;.</hi> 79.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0429] De diviſione rerum et qualitate. kommt zwar auſſer der Conſtitution des Kaiſer Juſti- nians, L. un. Cod. de nudo iure Quirit. toll. wodurch dieſe ganze Eintheilung aufgehoben worden iſt, wenig da- von vor; indeſſen hat ſie doch zur Aufklaͤrung mancher Rechtslehren z. B. der vom Eigenthum und der Verjaͤhrung, wichtigen Einfluß, und darf daher mit Stillſchweigen nicht uͤbergangen werden. Res mancipi wurden nun die- jenigen Sachen genennt, deren buͤrgerliches Eigenthum nur durch eine feyerliche und oͤffentliche Uebergabe (man- cipatio) erworben werden konnte 38). Dieß war der Fall 37) 38) boëthius in Topica Ciceron. lib. 3. Mancipi res veteres appellabant, quae ita abalienabantur, ut ea abalienatio per quandam nexus fieret ſolennitatem. ulpianus Fragm. Tit. XIX. §. 3. Mancipatio propria ſpecies alienationis eſt rerum mancipi. War eine res mancipi durch ſimple Uebergabe, oder durch einen andern modum acquirendi naturalem auf jeman- den gebracht worden, ſo erlangte dieſer kein buͤrgerliches, ſon- dern das bloße natuͤrliche Eigenthum, welches zwar das Recht uͤber eine Sache zu diſponiren, ſo lange man ſie beſitzt, und von einer perſona obligata ſie zuruͤckzufordern, aber nicht das ſtrenge Recht giebt, die Sache von jedem dritten, auch unſchuldigen Beſitzer zu vindiciren, der ſie ſonſt ganz recht- maͤſig an ſich gebracht hat. Denn dies war eine Wirkung des quiritariſchen Eigenthums Daher ſagt ulpianus Fragm. Tit. I. §. 16. Wenn ein roͤm. Buͤrger einen Sclaven von einem andern roͤmiſchen Buͤrger gekauft hat, der aber ohne Mancipation dem Kaͤufer nur ſimpel tradiret worden, ſo er- lange derſelbe an dem Sclaven kein buͤrgerliches, ſondern ein bloßes natuͤrliches Eigenthum. Ulpian druͤckt dieſes fol- gendermaßen aus: is ſervus in bonis quidem emtoris eſt: ex iure Quiritium autem venditoris eſt. S. Io. Hartw. reu- ter aenigmatis, quod Imperatori L. un. Cod. de nudo iure Quirit. toll. viſum, in dominio quiritario ac bonitario ſolu- tio. Halae 1755. 37) ſiae 1744. Dieſen ſind noch beyzufuͤgen wernher ſel. Obſ. forens. T. III. P. I. Obſ. 13. und pufendorf Obſervat. iur. univ. T. II. Obſ. 79.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/429
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/429>, abgerufen am 24.11.2024.