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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
in Ansehung des Wahlvaters, in sofern sie nicht vom
iure sanguinis unmittelbar abhängen 81). Ob das ar-
rogirte Kind auch den Geschlechtsadel des Vaters erhal-
te? ist nach römischen Rechten streitig. Die meisten
wollen dieses behaupten 82); allein andere glauben solches
mit mehreren Grunde verneinen zu können 83). Die
letztere Meinung ist wenigstens nach den heutigen Rech-
ten die richtigste, wie ich beym folgenden §. zeigen
werde.

Soviel endlich die Wirkungen der eigentlichen
Adoption
anbetrift, so ist nach dem justinianeischen
Recht ein Unterschied, ob sie von einem Ascendenten
des Anzunehmenden z. B. dem Großvater väterlicher oder
mütterlicher Linie, oder von einem andern geschiehet 84).
Nur im erstern Fall wirkt die Adoption nach neuern
Recht die väterliche Gewalt; jedoch nur über den
Adoptirten. Denn desselben Kinder bleiben in der Ge-
walt ihres leiblichen Großvaters 85). Es wäre denn,

daß
81) L. 23. D. de adopt.
82) Ulr. huber Digress. Iustinian. Lib. II. c. 24. §. 3. hei-
neccius
in Commentar. ad L. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. c. 1.
§. 4. pag. 113. Ant. schulting in Enarrat. part. I. Dige-
stor. h. t. §. 13. Ern. Mart. chladenius de gentilitate vet.
Rom. Cap. IX. pag. 102. sqq.
u. a. m.
83) Herm. cannegieter in Observat. iur. Rom. lib. II. cap. 18.
harpprecht in Commentar. ad §. 12. I. h. t. ibique allegati.
84) L. penult. Cod. de adopt.
85) L. 40. pr. D. h. t. Adrogato patrefamilias liberi, qui in
eius erant potestate, nepotes apud adrogatorem efficiuntur:
simulque cum suo patre in eius recidunt potestatem. Quod
non similiter in adoptione contingit: nam nepotes ex eo in
avi naturalis retinentur potestate.
U 4

De adoptionibus, emancipationibus etc.
in Anſehung des Wahlvaters, in ſofern ſie nicht vom
iure ſanguinis unmittelbar abhaͤngen 81). Ob das ar-
rogirte Kind auch den Geſchlechtsadel des Vaters erhal-
te? iſt nach roͤmiſchen Rechten ſtreitig. Die meiſten
wollen dieſes behaupten 82); allein andere glauben ſolches
mit mehreren Grunde verneinen zu koͤnnen 83). Die
letztere Meinung iſt wenigſtens nach den heutigen Rech-
ten die richtigſte, wie ich beym folgenden §. zeigen
werde.

Soviel endlich die Wirkungen der eigentlichen
Adoption
anbetrift, ſo iſt nach dem juſtinianeiſchen
Recht ein Unterſchied, ob ſie von einem Aſcendenten
des Anzunehmenden z. B. dem Großvater vaͤterlicher oder
muͤtterlicher Linie, oder von einem andern geſchiehet 84).
Nur im erſtern Fall wirkt die Adoption nach neuern
Recht die vaͤterliche Gewalt; jedoch nur uͤber den
Adoptirten. Denn deſſelben Kinder bleiben in der Ge-
walt ihres leiblichen Großvaters 85). Es waͤre denn,

daß
81) L. 23. D. de adopt.
82) Ulr. huber Digreſſ. Iuſtinian. Lib. II. c. 24. §. 3. hei-
neccius
in Commentar. ad L. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. c. 1.
§. 4. pag. 113. Ant. schulting in Enarrat. part. I. Dige-
ſtor. h. t. §. 13. Ern. Mart. chladenius de gentilitate vet.
Rom. Cap. IX. pag. 102. ſqq.
u. a. m.
83) Herm. cannegieter in Obſervat. iur. Rom. lib. II. cap. 18.
harpprecht in Commentar. ad §. 12. I. h. t. ibique allegati.
84) L. penult. Cod. de adopt.
85) L. 40. pr. D. h. t. Adrogato patrefamilias liberi, qui in
eius erant poteſtate, nepotes apud adrogatorem efficiuntur:
ſimulque cum ſuo patre in eius recidunt poteſtatem. Quod
non ſimiliter in adoptione contingit: nam nepotes ex eo in
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[311/0325] De adoptionibus, emancipationibus etc. in Anſehung des Wahlvaters, in ſofern ſie nicht vom iure ſanguinis unmittelbar abhaͤngen 81). Ob das ar- rogirte Kind auch den Geſchlechtsadel des Vaters erhal- te? iſt nach roͤmiſchen Rechten ſtreitig. Die meiſten wollen dieſes behaupten 82); allein andere glauben ſolches mit mehreren Grunde verneinen zu koͤnnen 83). Die letztere Meinung iſt wenigſtens nach den heutigen Rech- ten die richtigſte, wie ich beym folgenden §. zeigen werde. Soviel endlich die Wirkungen der eigentlichen Adoption anbetrift, ſo iſt nach dem juſtinianeiſchen Recht ein Unterſchied, ob ſie von einem Aſcendenten des Anzunehmenden z. B. dem Großvater vaͤterlicher oder muͤtterlicher Linie, oder von einem andern geſchiehet 84). Nur im erſtern Fall wirkt die Adoption nach neuern Recht die vaͤterliche Gewalt; jedoch nur uͤber den Adoptirten. Denn deſſelben Kinder bleiben in der Ge- walt ihres leiblichen Großvaters 85). Es waͤre denn, daß 81) L. 23. D. de adopt. 82) Ulr. huber Digreſſ. Iuſtinian. Lib. II. c. 24. §. 3. hei- neccius in Commentar. ad L. Iul. et Pap. Popp. Lib. II. c. 1. §. 4. pag. 113. Ant. schulting in Enarrat. part. I. Dige- ſtor. h. t. §. 13. Ern. Mart. chladenius de gentilitate vet. Rom. Cap. IX. pag. 102. ſqq. u. a. m. 83) Herm. cannegieter in Obſervat. iur. Rom. lib. II. cap. 18. harpprecht in Commentar. ad §. 12. I. h. t. ibique allegati. 84) L. penult. Cod. de adopt. 85) L. 40. pr. D. h. t. Adrogato patrefamilias liberi, qui in eius erant poteſtate, nepotes apud adrogatorem efficiuntur: ſimulque cum ſuo patre in eius recidunt poteſtatem. Quod non ſimiliter in adoptione contingit: nam nepotes ex eo in avi naturalis retinentur poteſtate. U 4

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/325>, abgerufen am 25.07.2024.