Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De his, qui sui vel alieni iuris sunt. heit diejenige Meinung, die sowohl mit dem römischenals teutschen Gesetzen am meisten übereinstimmt. Denn die Gesetze des römischen Rechts unterscheiden bey Unmün- digen, die die Kinderjahre schon zurückgelegt haben, zwi- schen solchen, welche Einsicht und Verstand (intellectum) haben, und solchen, die denselben noch nicht haben 54); desgleichen zwischen solchen, die einer Bosheit und eines Verbrechens fähig sind, und solchen, die es nicht sind 55). Sie erfordern ferner von einem pubertati proximo, daß er nicht mehr weit von der Pubertät entfernt sey 56). Hiermit stimmt auch die peinliche Gerichtsord- nung Carls V. 57) überein, welche unter den pubertati pro- in aliis serius perficitur: idcirco a Veteribus nulla certa aetas est definita. Quamobrem existimaverim, verosimillimam esse sententiam eorum, qui putant, id totum arbitrio iudicis committendum. L. 1. §. ult. D. de iure delib. 54) §. 10. I. de inutil. stipulat. L. 14. D. ad SCtum Silanian. L. 1. §. 3. D. de acquir. vel amitt. possess. 55) L. 13. §. 1. D. de dolo malo. L. 1. §. 15. D. depositi. L. 111. princ. D. de Reg. Iur. 56) L. 14. D. ad SCtum Silanian. 57) Art. 164. Vortreflich erklärt diese Stelle der sel. Hofrath
Meister in den rechtlichen Erkenntnissen und Gutachten in peinlichen Fällen, I. Th. Decis. VI. n. 18. wenn er sagt, daß die P. G. O. unter den pubertati proximis, die nahe bey vierzehn Jahren alt sind, nicht alle junge Leute, die von ihrem siebenten Jahre an, die Helfte zu ihrem vierzehn- ten Jahre zurückgelegt haben, als welche Berechnung des Alters ohnehin von den Gesetzen nicht vorgeschrieben sey, sondern, wie der Augenschein lehre, solche Personen, die bereits im vierzehnten Jahre stehen, aber solches noch nicht zurückgelegt haben, oder höchstens auch die, welche in ihrem dreyzehn- ten Jahre dem Eintritte des vierzehnten nahe sind, verstehe. De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. heit diejenige Meinung, die ſowohl mit dem roͤmiſchenals teutſchen Geſetzen am meiſten uͤbereinſtimmt. Denn die Geſetze des roͤmiſchen Rechts unterſcheiden bey Unmuͤn- digen, die die Kinderjahre ſchon zuruͤckgelegt haben, zwi- ſchen ſolchen, welche Einſicht und Verſtand (intellectum) haben, und ſolchen, die denſelben noch nicht haben 54); desgleichen zwiſchen ſolchen, die einer Bosheit und eines Verbrechens faͤhig ſind, und ſolchen, die es nicht ſind 55). Sie erfordern ferner von einem pubertati proximo, daß er nicht mehr weit von der Pubertaͤt entfernt ſey 56). Hiermit ſtimmt auch die peinliche Gerichtsord- nung Carls V. 57) uͤberein, welche unter den pubertati pro- in aliis ſerius perficitur: idcirco a Veteribus nulla certa aetas eſt definita. Quamobrem exiſtimaverim, veroſimillimam eſſe ſententiam eorum, qui putant, id totum arbitrio iudicis committendum. L. 1. §. ult. D. de iure delib. 54) §. 10. I. de inutil. ſtipulat. L. 14. D. ad SCtum Silanian. L. 1. §. 3. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. 55) L. 13. §. 1. D. de dolo malo. L. 1. §. 15. D. depoſiti. L. 111. princ. D. de Reg. Iur. 56) L. 14. D. ad SCtum Silanian. 57) Art. 164. Vortreflich erklaͤrt dieſe Stelle der ſel. Hofrath
Meiſter in den rechtlichen Erkenntniſſen und Gutachten in peinlichen Faͤllen, I. Th. Deciſ. VI. n. 18. wenn er ſagt, daß die P. G. O. unter den pubertati proximis, die nahe bey vierzehn Jahren alt ſind, nicht alle junge Leute, die von ihrem ſiebenten Jahre an, die Helfte zu ihrem vierzehn- ten Jahre zuruͤckgelegt haben, als welche Berechnung des Alters ohnehin von den Geſetzen nicht vorgeſchrieben ſey, ſondern, wie der Augenſchein lehre, ſolche Perſonen, die bereits im vierzehnten Jahre ſtehen, aber ſolches noch nicht zuruͤckgelegt haben, oder hoͤchſtens auch die, welche in ihrem dreyzehn- ten Jahre dem Eintritte des vierzehnten nahe ſind, verſtehe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0203" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.</hi></fw><lb/> heit diejenige Meinung, die ſowohl mit dem roͤmiſchen<lb/> als teutſchen Geſetzen am meiſten uͤbereinſtimmt. Denn<lb/> die Geſetze des roͤmiſchen Rechts unterſcheiden bey Unmuͤn-<lb/> digen, die die Kinderjahre ſchon zuruͤckgelegt haben, zwi-<lb/> ſchen ſolchen, welche Einſicht und Verſtand (<hi rendition="#aq">intellectum</hi>)<lb/> haben, und ſolchen, die denſelben noch nicht haben <note place="foot" n="54)">§. 10. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">I. de inutil. ſtipulat. L.</hi> 14. <hi rendition="#i">D. ad SCtum Silanian.<lb/> L.</hi> 1. §. 3. <hi rendition="#i">D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.</hi></hi></note>;<lb/> desgleichen zwiſchen ſolchen, die einer Bosheit und eines<lb/> Verbrechens faͤhig ſind, und ſolchen, die es nicht ſind <note place="foot" n="55)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 13. <hi rendition="#i">§.</hi> 1. <hi rendition="#i">D. de dolo malo. L.</hi> 1. <hi rendition="#i">§.</hi> 15. <hi rendition="#i">D. depoſiti.<lb/> L.</hi> 111. <hi rendition="#i">princ. D. de Reg. Iur.</hi></hi></note>.<lb/> Sie erfordern ferner von einem <hi rendition="#aq">pubertati proximo,</hi><lb/> daß er nicht mehr weit von der Pubertaͤt entfernt ſey <note place="foot" n="56)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14. <hi rendition="#i">D. ad SCtum Silanian.</hi></hi></note>.<lb/> Hiermit ſtimmt auch die <hi rendition="#g">peinliche Gerichtsord-<lb/> nung</hi> Carls <hi rendition="#aq">V.</hi> <note place="foot" n="57)"><hi rendition="#g">Art</hi>. 164. Vortreflich erklaͤrt dieſe Stelle der ſel. Hofrath<lb/><hi rendition="#g">Meiſter</hi> in den rechtlichen Erkenntniſſen und Gutachten in<lb/> peinlichen Faͤllen, <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. <hi rendition="#aq">Deciſ. VI. n.</hi> 18. wenn er ſagt, daß<lb/> die P. G. O. unter den <hi rendition="#aq">pubertati proximis,</hi> <hi rendition="#g">die nahe bey<lb/> vierzehn Jahren alt ſind</hi>, nicht alle junge Leute, die<lb/> von ihrem ſiebenten Jahre an, die Helfte zu ihrem vierzehn-<lb/> ten Jahre zuruͤckgelegt haben, als welche Berechnung des<lb/> Alters ohnehin von den Geſetzen nicht vorgeſchrieben ſey,<lb/> ſondern, wie der Augenſchein lehre, <hi rendition="#g">ſolche Perſonen,<lb/> die bereits im vierzehnten Jahre ſtehen, aber<lb/> ſolches noch nicht zuruͤckgelegt haben, oder<lb/> hoͤchſtens auch die, welche in ihrem dreyzehn-<lb/> ten Jahre dem Eintritte des vierzehnten nahe<lb/> ſind</hi>, verſtehe.</note> uͤberein, welche unter den <hi rendition="#aq">pubertati</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">pro-</hi></fw><lb/><note xml:id="seg2pn_37_2" prev="#seg2pn_37_1" place="foot" n="53)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in aliis ſerius perficitur: idcirco a Veteribus nulla certa<lb/> aetas eſt definita. Quamobrem exiſtimaverim, veroſimillimam<lb/> eſſe ſententiam eorum, qui putant, id totum arbitrio iudicis<lb/> committendum.</hi> L. 1. §. ult. D. de iure delib.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0203]
De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
heit diejenige Meinung, die ſowohl mit dem roͤmiſchen
als teutſchen Geſetzen am meiſten uͤbereinſtimmt. Denn
die Geſetze des roͤmiſchen Rechts unterſcheiden bey Unmuͤn-
digen, die die Kinderjahre ſchon zuruͤckgelegt haben, zwi-
ſchen ſolchen, welche Einſicht und Verſtand (intellectum)
haben, und ſolchen, die denſelben noch nicht haben 54);
desgleichen zwiſchen ſolchen, die einer Bosheit und eines
Verbrechens faͤhig ſind, und ſolchen, die es nicht ſind 55).
Sie erfordern ferner von einem pubertati proximo,
daß er nicht mehr weit von der Pubertaͤt entfernt ſey 56).
Hiermit ſtimmt auch die peinliche Gerichtsord-
nung Carls V. 57) uͤberein, welche unter den pubertati
pro-
53)
54) §. 10. I. de inutil. ſtipulat. L. 14. D. ad SCtum Silanian.
L. 1. §. 3. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.
55) L. 13. §. 1. D. de dolo malo. L. 1. §. 15. D. depoſiti.
L. 111. princ. D. de Reg. Iur.
56) L. 14. D. ad SCtum Silanian.
57) Art. 164. Vortreflich erklaͤrt dieſe Stelle der ſel. Hofrath
Meiſter in den rechtlichen Erkenntniſſen und Gutachten in
peinlichen Faͤllen, I. Th. Deciſ. VI. n. 18. wenn er ſagt, daß
die P. G. O. unter den pubertati proximis, die nahe bey
vierzehn Jahren alt ſind, nicht alle junge Leute, die
von ihrem ſiebenten Jahre an, die Helfte zu ihrem vierzehn-
ten Jahre zuruͤckgelegt haben, als welche Berechnung des
Alters ohnehin von den Geſetzen nicht vorgeſchrieben ſey,
ſondern, wie der Augenſchein lehre, ſolche Perſonen,
die bereits im vierzehnten Jahre ſtehen, aber
ſolches noch nicht zuruͤckgelegt haben, oder
hoͤchſtens auch die, welche in ihrem dreyzehn-
ten Jahre dem Eintritte des vierzehnten nahe
ſind, verſtehe.
53) in aliis ſerius perficitur: idcirco a Veteribus nulla certa
aetas eſt definita. Quamobrem exiſtimaverim, veroſimillimam
eſſe ſententiam eorum, qui putant, id totum arbitrio iudicis
committendum. L. 1. §. ult. D. de iure delib.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |