Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 4. Tit. §. 101. liche Moratorien auch wider auswärtige Gläubiger, wennsie den Schuldner im Lande belangen wollen 8). Bis- weilen machen es jedoch Grundsätze des Völkerrechts noth- wendig, Privilegien auch ausser dem Staat des Erthei- lers gelten zu lassen. Dahin gehören diejenigen, welche dem Privilegirten eine gewisse Würde, oder Charakter und Rang geben. Denn die von einem teutschen Landes- herrn verliehene Würde und der damit verknüpfte Rang, wird bekanntermaßen auch ausser seinem Lande, so wie der vom Kaiser ertheilte Adel, selbst ausser dem Reiche anerkannt; ein gleiches gilt von akademischen Würden 9). Aus der Natur des Privilegiums hingegen 1) daß der Privilegirte sich desselben bedienen kön- 2) das 8) S. Pütters Beyträge zum Staats- und Fürstenrecht I. Th. N. XV. Schnaubert Anfangsgr. des Staatsrechts der gesammten Reichslande § 267. 9) Hr. GJR. Pütter in den Beyträgen 1. Th. N. XI. §. 14. Hofr. Schnaubert in dem angef. Buch §. 272. und Mich. God. wernher lectissim. Commentat. ad Digesta P. I. h. t. §. 3. 10) Zuweilen wird ein Privilegium nach dem Beyspiel und In-
halt eines andern schon vorhandenen Privilegiums ertheilet; ein solches wird privilegium ad instar genennt; man sehe z. B. L[.] 7. C[.] de Advocat. div. iudic. L. un. Cod. de privileg. urb. Constantin. Cap. 2. de privil. in 6to. Hier muß der Um- fang und die Wirkung des Privilegiums nach dem privile- gio exemplari beurtheilt werden. S. Christoph Adam Rinder Diss. de privilegiis ad instar. Altorf. 1714. 1. Buch. 4. Tit. §. 101. liche Moratorien auch wider auswaͤrtige Glaͤubiger, wennſie den Schuldner im Lande belangen wollen 8). Bis- weilen machen es jedoch Grundſaͤtze des Voͤlkerrechts noth- wendig, Privilegien auch auſſer dem Staat des Erthei- lers gelten zu laſſen. Dahin gehoͤren diejenigen, welche dem Privilegirten eine gewiſſe Wuͤrde, oder Charakter und Rang geben. Denn die von einem teutſchen Landes- herrn verliehene Wuͤrde und der damit verknuͤpfte Rang, wird bekanntermaßen auch auſſer ſeinem Lande, ſo wie der vom Kaiſer ertheilte Adel, ſelbſt auſſer dem Reiche anerkannt; ein gleiches gilt von akademiſchen Wuͤrden 9). Aus der Natur des Privilegiums hingegen 1) daß der Privilegirte ſich deſſelben bedienen koͤn- 2) das 8) S. Puͤtters Beytraͤge zum Staats- und Fuͤrſtenrecht I. Th. N. XV. Schnaubert Anfangsgr. des Staatsrechts der geſammten Reichslande § 267. 9) Hr. GJR. Puͤtter in den Beytraͤgen 1. Th. N. XI. §. 14. Hofr. Schnaubert in dem angef. Buch §. 272. und Mich. God. wernher lectiſſim. Commentat. ad Digeſta P. I. h. t. §. 3. 10) Zuweilen wird ein Privilegium nach dem Beyſpiel und In-
halt eines andern ſchon vorhandenen Privilegiums ertheilet; ein ſolches wird privilegium ad inſtar genennt; man ſehe z. B. L[.] 7. C[.] de Advocat. div. iudic. L. un. Cod. de privileg. urb. Conſtantin. Cap. 2. de privil. in 6to. Hier muß der Um- fang und die Wirkung des Privilegiums nach dem privile- gio exemplari beurtheilt werden. S. Chriſtoph Adam Rinder Diſſ. de privilegiis ad inſtar. Altorf. 1714. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="4"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 4. Tit. §. 101.</fw><lb/> liche Moratorien auch wider auswaͤrtige Glaͤubiger, wenn<lb/> ſie den Schuldner im Lande belangen wollen <note place="foot" n="8)">S. <hi rendition="#g">Puͤtters</hi> Beytraͤge zum Staats- und Fuͤrſtenrecht<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. <hi rendition="#aq">N. XV.</hi> <hi rendition="#g">Schnaubert</hi> Anfangsgr. des Staatsrechts<lb/> der geſammten Reichslande § 267.</note>. Bis-<lb/> weilen machen es jedoch Grundſaͤtze des Voͤlkerrechts noth-<lb/> wendig, Privilegien auch auſſer dem Staat des Erthei-<lb/> lers gelten zu laſſen. Dahin gehoͤren diejenigen, welche<lb/> dem Privilegirten eine gewiſſe Wuͤrde, oder Charakter<lb/> und Rang geben. Denn die von einem teutſchen Landes-<lb/> herrn verliehene Wuͤrde und der damit verknuͤpfte Rang,<lb/> wird bekanntermaßen auch auſſer ſeinem Lande, ſo wie<lb/> der vom Kaiſer ertheilte Adel, ſelbſt auſſer dem Reiche<lb/> anerkannt; ein gleiches gilt von akademiſchen Wuͤrden <note place="foot" n="9)">Hr. GJR. <hi rendition="#g">Puͤtter</hi> in den Beytraͤgen 1. Th. <hi rendition="#aq">N. XI.</hi> §. 14.<lb/> Hofr. <hi rendition="#g">Schnaubert</hi> in dem angef. Buch §. 272. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mich.<lb/> God.</hi><hi rendition="#k">wernher</hi> lectiſſim. Commentat. ad Digeſta P. I. h. t.</hi><lb/> §. 3.</note>.</p><lb/> <p>Aus der <hi rendition="#g">Natur des Privilegiums</hi> hingegen<lb/> folgt,</p><lb/> <p>1) daß der Privilegirte ſich deſſelben bedienen koͤn-<lb/> ne, ſo weit es ihm verliehen worden iſt. Der Inhalt<lb/> des Privilegiums, und deſſen richtige Auslegung beſtimmt<lb/> alſo die Befugniß des Privilegirten <note place="foot" n="10)">Zuweilen wird ein Privilegium nach dem Beyſpiel und In-<lb/> halt eines andern ſchon vorhandenen Privilegiums ertheilet;<lb/> ein ſolches wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">privilegium ad inſtar</hi></hi> genennt; man ſehe<lb/> z. B. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L<supplied>.</supplied> 7. C<supplied>.</supplied> de Advocat. div. iudic. L. un. Cod. de privileg.<lb/> urb. Conſtantin. Cap. 2. de privil. in 6to.</hi></hi> Hier muß der Um-<lb/> fang und die Wirkung des Privilegiums nach dem <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">privile-<lb/> gio exemplari</hi></hi> beurtheilt werden. S. <hi rendition="#g">Chriſtoph<lb/> Adam Rinder</hi> <hi rendition="#aq">Diſſ. de privilegiis ad inſtar. Altorf.</hi> 1714.</note>. Jedoch darf<lb/> auch</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">2) das</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0018]
1. Buch. 4. Tit. §. 101.
liche Moratorien auch wider auswaͤrtige Glaͤubiger, wenn
ſie den Schuldner im Lande belangen wollen 8). Bis-
weilen machen es jedoch Grundſaͤtze des Voͤlkerrechts noth-
wendig, Privilegien auch auſſer dem Staat des Erthei-
lers gelten zu laſſen. Dahin gehoͤren diejenigen, welche
dem Privilegirten eine gewiſſe Wuͤrde, oder Charakter
und Rang geben. Denn die von einem teutſchen Landes-
herrn verliehene Wuͤrde und der damit verknuͤpfte Rang,
wird bekanntermaßen auch auſſer ſeinem Lande, ſo wie
der vom Kaiſer ertheilte Adel, ſelbſt auſſer dem Reiche
anerkannt; ein gleiches gilt von akademiſchen Wuͤrden 9).
Aus der Natur des Privilegiums hingegen
folgt,
1) daß der Privilegirte ſich deſſelben bedienen koͤn-
ne, ſo weit es ihm verliehen worden iſt. Der Inhalt
des Privilegiums, und deſſen richtige Auslegung beſtimmt
alſo die Befugniß des Privilegirten 10). Jedoch darf
auch
2) das
8) S. Puͤtters Beytraͤge zum Staats- und Fuͤrſtenrecht
I. Th. N. XV. Schnaubert Anfangsgr. des Staatsrechts
der geſammten Reichslande § 267.
9) Hr. GJR. Puͤtter in den Beytraͤgen 1. Th. N. XI. §. 14.
Hofr. Schnaubert in dem angef. Buch §. 272. und Mich.
God. wernher lectiſſim. Commentat. ad Digeſta P. I. h. t.
§. 3.
10) Zuweilen wird ein Privilegium nach dem Beyſpiel und In-
halt eines andern ſchon vorhandenen Privilegiums ertheilet;
ein ſolches wird privilegium ad inſtar genennt; man ſehe
z. B. L. 7. C. de Advocat. div. iudic. L. un. Cod. de privileg.
urb. Conſtantin. Cap. 2. de privil. in 6to. Hier muß der Um-
fang und die Wirkung des Privilegiums nach dem privile-
gio exemplari beurtheilt werden. S. Chriſtoph
Adam Rinder Diſſ. de privilegiis ad inſtar. Altorf. 1714.
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Zitationshilfe: | Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/18>, abgerufen am 04.07.2024. |