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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 116.
allein die meisten dieser Gründe sind so beschaffen, daß
sie vielmehr die Geburt befördern, wenn sie auch dem
Wachsthum des Fötus nicht günstig sind; sie würden
also zwar soviel zuwege bringen, daß ein Kind mager,
kränklich, und schwach auf die Welt käme, aber weder an
der Reife selbst würde etwas fehlen, noch würde die Ge-
burtszeit dadurch verzögert werden. Ueberhaupt aber ha-
ben die meisten Histörchen, wodurch die Möglichkeit sol-
cher Verspätungen bescheiniget werden will, so viel Ver-
dächtiges, daß man in der That nicht sehr geneigt wird,
ihnen Glauben beyzumessen. Daher sie auch Köderer 77)
alle verwirft. Der Richter aber darf um so weniger da-
rauf achten, weil ihm der gesetzliche Termin eine eben so
nöthige als sichere Maasregel giebt, über den er daher
nach eigener Willkühr nicht hinaus gehen darf 78).

Weil indessen K. Justinian 79) nur ein solches
Kind, so nach des Mannes Tode gegen dem Ende des
eilften Monats gebohren worden, für illegitim erklärt;

so
77) Elem. art. obstetr. pag. 218. "Tantum abest, ut hae cau-
sae foetus moram in utero retardent, ut potius accelerent. Vi-
duae quidem vanis hisce speciebus illicitam venerem defende-
re, hereditates aucupari, imo medicos nimis credulos vel lu-
eri cupidos in suas partes trahere student, sed mera haec sunt
ludibria, praetereaque nihil." Adde alberti system. iurisprud.
medicae T. I. Cap. VII.
§. 19.
78) S. Schott im Eherecht §. 185. in Not **** S. 410.
79) Nov. XXXIX. cap. 2. Die Worte undecimo mense perfe-
cto
sind in der Bulgate nicht richtig übersetzt, es muß eigent-
lich heissen sub finem und ecimi mensis, wie Luc. van
de
poll de exheredat. et praeterit. cap.
38. emendirt, und
Hombergk zu Bach auch wirklich übersetzt hat.

1. Buch. 5. Tit. §. 116.
allein die meiſten dieſer Gruͤnde ſind ſo beſchaffen, daß
ſie vielmehr die Geburt befoͤrdern, wenn ſie auch dem
Wachsthum des Foͤtus nicht guͤnſtig ſind; ſie wuͤrden
alſo zwar ſoviel zuwege bringen, daß ein Kind mager,
kraͤnklich, und ſchwach auf die Welt kaͤme, aber weder an
der Reife ſelbſt wuͤrde etwas fehlen, noch wuͤrde die Ge-
burtszeit dadurch verzoͤgert werden. Ueberhaupt aber ha-
ben die meiſten Hiſtoͤrchen, wodurch die Moͤglichkeit ſol-
cher Verſpaͤtungen beſcheiniget werden will, ſo viel Ver-
daͤchtiges, daß man in der That nicht ſehr geneigt wird,
ihnen Glauben beyzumeſſen. Daher ſie auch Koͤderer 77)
alle verwirft. Der Richter aber darf um ſo weniger da-
rauf achten, weil ihm der geſetzliche Termin eine eben ſo
noͤthige als ſichere Maasregel giebt, uͤber den er daher
nach eigener Willkuͤhr nicht hinaus gehen darf 78).

Weil indeſſen K. Juſtinian 79) nur ein ſolches
Kind, ſo nach des Mannes Tode gegen dem Ende des
eilften Monats gebohren worden, fuͤr illegitim erklaͤrt;

ſo
77) Elem. art. obſtetr. pag. 218. „Tantum abeſt, ut hae cau-
ſae foetus moram in utero retardent, ut potius accelerent. Vi-
duae quidem vanis hisce ſpeciebus illicitam venerem defende-
re, hereditates aucupari, imo medicos nimis credulos vel lu-
eri cupidos in ſuas partes trahere ſtudent, ſed mera haec ſunt
ludibria, praetereaque nihil.“ Adde alberti ſyſtem. iurisprud.
medicae T. I. Cap. VII.
§. 19.
78) S. Schott im Eherecht §. 185. in Not **** S. 410.
79) Nov. XXXIX. cap. 2. Die Worte undecimo menſe perfe-
cto
ſind in der Bulgate nicht richtig uͤberſetzt, es muß eigent-
lich heiſſen ſub finem und ecimi menſis, wie Luc. van
de
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38. emendirt, und
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[102/0116] 1. Buch. 5. Tit. §. 116. allein die meiſten dieſer Gruͤnde ſind ſo beſchaffen, daß ſie vielmehr die Geburt befoͤrdern, wenn ſie auch dem Wachsthum des Foͤtus nicht guͤnſtig ſind; ſie wuͤrden alſo zwar ſoviel zuwege bringen, daß ein Kind mager, kraͤnklich, und ſchwach auf die Welt kaͤme, aber weder an der Reife ſelbſt wuͤrde etwas fehlen, noch wuͤrde die Ge- burtszeit dadurch verzoͤgert werden. Ueberhaupt aber ha- ben die meiſten Hiſtoͤrchen, wodurch die Moͤglichkeit ſol- cher Verſpaͤtungen beſcheiniget werden will, ſo viel Ver- daͤchtiges, daß man in der That nicht ſehr geneigt wird, ihnen Glauben beyzumeſſen. Daher ſie auch Koͤderer 77) alle verwirft. Der Richter aber darf um ſo weniger da- rauf achten, weil ihm der geſetzliche Termin eine eben ſo noͤthige als ſichere Maasregel giebt, uͤber den er daher nach eigener Willkuͤhr nicht hinaus gehen darf 78). Weil indeſſen K. Juſtinian 79) nur ein ſolches Kind, ſo nach des Mannes Tode gegen dem Ende des eilften Monats gebohren worden, fuͤr illegitim erklaͤrt; ſo 77) Elem. art. obſtetr. pag. 218. „Tantum abeſt, ut hae cau- ſae foetus moram in utero retardent, ut potius accelerent. Vi- duae quidem vanis hisce ſpeciebus illicitam venerem defende- re, hereditates aucupari, imo medicos nimis credulos vel lu- eri cupidos in ſuas partes trahere ſtudent, ſed mera haec ſunt ludibria, praetereaque nihil.“ Adde alberti ſyſtem. iurisprud. medicae T. I. Cap. VII. §. 19. 78) S. Schott im Eherecht §. 185. in Not **** S. 410. 79) Nov. XXXIX. cap. 2. Die Worte undecimo menſe perfe- cto ſind in der Bulgate nicht richtig uͤberſetzt, es muß eigent- lich heiſſen ſub finem und ecimi menſis, wie Luc. van de poll de exheredat. et praeterit. cap. 38. emendirt, und Hombergk zu Bach auch wirklich uͤberſetzt hat.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/116>, abgerufen am 21.11.2024.