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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 3. Tit.
Natur anderer von ihr erworbenen Gerechtsame zu bestim-
men 86). Denn man setze, daß der Gemeinheit oder dem
Collegio die Gerichtsbarkeit, oder Episcopal-Rechte zu
stehen, so sind auch Sachen, welche die Ausübung der-
selben betreffen, unstreitig für Gemeinde-Sachen zu
halten. Gleichwie nun aber alle im Staat gebilligte Ge-
sellschaften der Majestät und Hoheit des Staats unterwor-
fen sind, so dürfen demnach

2) dergleichen Gesellschaftsverträge nicht gegen aus-
drücklich und schlechterdings gebietende Gesetze des Regen-
ten streiten, oder sonst dem gemeinen Wohl nachtheilig
seyn. In einem solchen Falle ist die besondere Bestätti-
gung des Landesherrn schlechterdings erforderlich, wenn
gleich die Gemeinheit durch ein ausdrückliches Privile-
gium das ius statuendi erhalten hätte 87). Denn es läßt
sich mit Vernunft nicht annehmen, daß der Landesherr
durch ein solches Privilegium sich seiner gesetzgebenden
Macht, als des höchsten Majestätsrechts, habe entäussern,
und eine ganze Gemeinde von dem Gehorsam gegen lan-
desherrliche Befehle dispensiren, oder die Befolgung sei-
ner Gesetze ihrem Willkühr überlassen wollen 88). Sind
jedoch Staatsgesetze nicht dergestalt gebietend oder verbie-
tend, sondern in diesem Betracht blos hypothetisch, so

kann
86) Schnauberts Beyträge zum T. Staats- und Fürsten-
rechte. I. Th. N. V. §. 3.
87) Weber Reflexionen zur Beförderung einer gründlichen
Theorie vom heutigen Gebrauch des röm. Rechts. §. 25.
S. 88. u. folgg.
88) Mit Recht sagt I. H. boehmer Introduct. in ius publicum
univers.
S. 401. der gleiche Meinung hegt; potestas talis con-
cessa semper intelligitur
salvo iure imperantis, cui est
subordinata
.

1. Buch. 3. Tit.
Natur anderer von ihr erworbenen Gerechtſame zu beſtim-
men 86). Denn man ſetze, daß der Gemeinheit oder dem
Collegio die Gerichtsbarkeit, oder Episcopal-Rechte zu
ſtehen, ſo ſind auch Sachen, welche die Ausuͤbung der-
ſelben betreffen, unſtreitig fuͤr Gemeinde-Sachen zu
halten. Gleichwie nun aber alle im Staat gebilligte Ge-
ſellſchaften der Majeſtaͤt und Hoheit des Staats unterwor-
fen ſind, ſo duͤrfen demnach

2) dergleichen Geſellſchaftsvertraͤge nicht gegen aus-
druͤcklich und ſchlechterdings gebietende Geſetze des Regen-
ten ſtreiten, oder ſonſt dem gemeinen Wohl nachtheilig
ſeyn. In einem ſolchen Falle iſt die beſondere Beſtaͤtti-
gung des Landesherrn ſchlechterdings erforderlich, wenn
gleich die Gemeinheit durch ein ausdruͤckliches Privile-
gium das ius ſtatuendi erhalten haͤtte 87). Denn es laͤßt
ſich mit Vernunft nicht annehmen, daß der Landesherr
durch ein ſolches Privilegium ſich ſeiner geſetzgebenden
Macht, als des hoͤchſten Majeſtaͤtsrechts, habe entaͤuſſern,
und eine ganze Gemeinde von dem Gehorſam gegen lan-
desherrliche Befehle diſpenſiren, oder die Befolgung ſei-
ner Geſetze ihrem Willkuͤhr uͤberlaſſen wollen 88). Sind
jedoch Staatsgeſetze nicht dergeſtalt gebietend oder verbie-
tend, ſondern in dieſem Betracht blos hypothetiſch, ſo

kann
86) Schnauberts Beytraͤge zum T. Staats- und Fuͤrſten-
rechte. I. Th. N. V. §. 3.
87) Weber Reflexionen zur Befoͤrderung einer gruͤndlichen
Theorie vom heutigen Gebrauch des roͤm. Rechts. §. 25.
S. 88. u. folgg.
88) Mit Recht ſagt I. H. boehmer Introduct. in ius publicum
univerſ.
S. 401. der gleiche Meinung hegt; poteſtas talis con-
ceſſa ſemper intelligitur
salvo iure imperantis, cui eſt
ſubordinata
.
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[488/0508] 1. Buch. 3. Tit. Natur anderer von ihr erworbenen Gerechtſame zu beſtim- men 86). Denn man ſetze, daß der Gemeinheit oder dem Collegio die Gerichtsbarkeit, oder Episcopal-Rechte zu ſtehen, ſo ſind auch Sachen, welche die Ausuͤbung der- ſelben betreffen, unſtreitig fuͤr Gemeinde-Sachen zu halten. Gleichwie nun aber alle im Staat gebilligte Ge- ſellſchaften der Majeſtaͤt und Hoheit des Staats unterwor- fen ſind, ſo duͤrfen demnach 2) dergleichen Geſellſchaftsvertraͤge nicht gegen aus- druͤcklich und ſchlechterdings gebietende Geſetze des Regen- ten ſtreiten, oder ſonſt dem gemeinen Wohl nachtheilig ſeyn. In einem ſolchen Falle iſt die beſondere Beſtaͤtti- gung des Landesherrn ſchlechterdings erforderlich, wenn gleich die Gemeinheit durch ein ausdruͤckliches Privile- gium das ius ſtatuendi erhalten haͤtte 87). Denn es laͤßt ſich mit Vernunft nicht annehmen, daß der Landesherr durch ein ſolches Privilegium ſich ſeiner geſetzgebenden Macht, als des hoͤchſten Majeſtaͤtsrechts, habe entaͤuſſern, und eine ganze Gemeinde von dem Gehorſam gegen lan- desherrliche Befehle diſpenſiren, oder die Befolgung ſei- ner Geſetze ihrem Willkuͤhr uͤberlaſſen wollen 88). Sind jedoch Staatsgeſetze nicht dergeſtalt gebietend oder verbie- tend, ſondern in dieſem Betracht blos hypothetiſch, ſo kann 86) Schnauberts Beytraͤge zum T. Staats- und Fuͤrſten- rechte. I. Th. N. V. §. 3. 87) Weber Reflexionen zur Befoͤrderung einer gruͤndlichen Theorie vom heutigen Gebrauch des roͤm. Rechts. §. 25. S. 88. u. folgg. 88) Mit Recht ſagt I. H. boehmer Introduct. in ius publicum univerſ. S. 401. der gleiche Meinung hegt; poteſtas talis con- ceſſa ſemper intelligitur salvo iure imperantis, cui eſt ſubordinata.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/508>, abgerufen am 22.11.2024.