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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 3. Tit.
Paulus 25) nimmt noch eine dritte Gattung an, die
er mixtum ius, d. i. utroque, scripto et non scri-
pto, constans,
nennt, und giebt zum Beispiel die in-
iuriarum actio, quae lege Cornelia constituta est.

Im grammatischen Sinn aber heisset ein Recht oder
Gesez alsdann geschrieben, wenn es schriftlich ver-
faßt, und nicht geschrieben, wenn es nicht schrift-
lich aufgezeichnet ist, sondern blos durch das Gedächt-
nis erhalten wird Nach diesem Unterschiede kann da-
her 1) ein Recht ein geschriebenes oder ungeschriebenes
in beyderley Verstande zugleich seyn. 2) Es kann ein
Recht, das im grammatischen Sinn ungeschrieben ist,
dennoch ein geschriebenes Recht im juristischen Verstan-
de, und so auch umgekehrt seyn. 3) Es kann ein
Recht, seinem Ursprung nach ungeschrieben im juristi-
schen Verstande seyn, und in ein geschriebenes Recht
im juristischen Sinn verwandelt werden. Das römische
Recht giebt uns davon genug Beyspiele, wie aus Ge-
wohnheitsrechten in der Folge Gesezbücher entstehen kön-
nen. War nicht das ganze ius honorarium, welches
aus den Edicten der Prätoren und anderer römischer
Magistratspersohnen herstammt 26), desgleichen das ei-

gent-
civ. Lib. I. cap. X. mit vielen Stellen der Alten erwiesen.
Jedoch verstanden die alten Philosophen, so wie auch die
alten christl. Kirchenscribenten unter ius non scriptum auch
das Naturrecht, so Gott dem Menschen gleichsam ins
Herz geschrieben, wie der Apostel sagt.
25) Sententiar. Receptar. Lib. V. Tit. 4. §. 6. u. 8. beym
schulting Iurispr. Antejust. S. 439. folg.
26) cicero de inventione lib. II. c. 22. und in dieser Hin-
sicht schreibt auch der Jurist paulus Sentent. Recept. V. 4.
6. 7. nahmentlich die vom Prätor eingeführte actionem
iniuriarum aestimatoriam
den moribus zu.

1. Buch. 3. Tit.
Paulus 25) nimmt noch eine dritte Gattung an, die
er mixtum ius, d. i. utroque, ſcripto et non ſcri-
pto, conſtans,
nennt, und giebt zum Beiſpiel die in-
iuriarum actio, quae lege Cornelia conſtituta eſt.

Im grammatiſchen Sinn aber heiſſet ein Recht oder
Geſez alsdann geſchrieben, wenn es ſchriftlich ver-
faßt, und nicht geſchrieben, wenn es nicht ſchrift-
lich aufgezeichnet iſt, ſondern blos durch das Gedaͤcht-
nis erhalten wird Nach dieſem Unterſchiede kann da-
her 1) ein Recht ein geſchriebenes oder ungeſchriebenes
in beyderley Verſtande zugleich ſeyn. 2) Es kann ein
Recht, das im grammatiſchen Sinn ungeſchrieben iſt,
dennoch ein geſchriebenes Recht im juriſtiſchen Verſtan-
de, und ſo auch umgekehrt ſeyn. 3) Es kann ein
Recht, ſeinem Urſprung nach ungeſchrieben im juriſti-
ſchen Verſtande ſeyn, und in ein geſchriebenes Recht
im juriſtiſchen Sinn verwandelt werden. Das roͤmiſche
Recht giebt uns davon genug Beyſpiele, wie aus Ge-
wohnheitsrechten in der Folge Geſezbuͤcher entſtehen koͤn-
nen. War nicht das ganze ius honorarium, welches
aus den Edicten der Praͤtoren und anderer roͤmiſcher
Magiſtratsperſohnen herſtammt 26), desgleichen das ei-

gent-
civ. Lib. I. cap. X. mit vielen Stellen der Alten erwieſen.
Jedoch verſtanden die alten Philoſophen, ſo wie auch die
alten chriſtl. Kirchenſcribenten unter ius non ſcriptum auch
das Naturrecht, ſo Gott dem Menſchen gleichſam ins
Herz geſchrieben, wie der Apoſtel ſagt.
25) Sententiar. Receptar. Lib. V. Tit. 4. §. 6. u. 8. beym
schulting Iurispr. Antejuſt. S. 439. folg.
26) cicero de inventione lib. II. c. 22. und in dieſer Hin-
ſicht ſchreibt auch der Juriſt paulus Sentent. Recept. V. 4.
6. 7. nahmentlich die vom Praͤtor eingefuͤhrte actionem
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den moribus zu.
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[426/0446] 1. Buch. 3. Tit. Paulus 25) nimmt noch eine dritte Gattung an, die er mixtum ius, d. i. utroque, ſcripto et non ſcri- pto, conſtans, nennt, und giebt zum Beiſpiel die in- iuriarum actio, quae lege Cornelia conſtituta eſt. Im grammatiſchen Sinn aber heiſſet ein Recht oder Geſez alsdann geſchrieben, wenn es ſchriftlich ver- faßt, und nicht geſchrieben, wenn es nicht ſchrift- lich aufgezeichnet iſt, ſondern blos durch das Gedaͤcht- nis erhalten wird Nach dieſem Unterſchiede kann da- her 1) ein Recht ein geſchriebenes oder ungeſchriebenes in beyderley Verſtande zugleich ſeyn. 2) Es kann ein Recht, das im grammatiſchen Sinn ungeſchrieben iſt, dennoch ein geſchriebenes Recht im juriſtiſchen Verſtan- de, und ſo auch umgekehrt ſeyn. 3) Es kann ein Recht, ſeinem Urſprung nach ungeſchrieben im juriſti- ſchen Verſtande ſeyn, und in ein geſchriebenes Recht im juriſtiſchen Sinn verwandelt werden. Das roͤmiſche Recht giebt uns davon genug Beyſpiele, wie aus Ge- wohnheitsrechten in der Folge Geſezbuͤcher entſtehen koͤn- nen. War nicht das ganze ius honorarium, welches aus den Edicten der Praͤtoren und anderer roͤmiſcher Magiſtratsperſohnen herſtammt 26), desgleichen das ei- gent- 24) 25) Sententiar. Receptar. Lib. V. Tit. 4. §. 6. u. 8. beym schulting Iurispr. Antejuſt. S. 439. folg. 26) cicero de inventione lib. II. c. 22. und in dieſer Hin- ſicht ſchreibt auch der Juriſt paulus Sentent. Recept. V. 4. 6. 7. nahmentlich die vom Praͤtor eingefuͤhrte actionem iniuriarum aeſtimatoriam den moribus zu. 24) civ. Lib. I. cap. X. mit vielen Stellen der Alten erwieſen. Jedoch verſtanden die alten Philoſophen, ſo wie auch die alten chriſtl. Kirchenſcribenten unter ius non ſcriptum auch das Naturrecht, ſo Gott dem Menſchen gleichſam ins Herz geſchrieben, wie der Apoſtel ſagt.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/446>, abgerufen am 23.11.2024.