Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 3. Tit. bati, legem imitantur; allein daß er damit die übrigennicht ausgeschlossen haben wolle, sey aus dem folgenden § zu ersehen: Et non ineleganter in duas species ius civile distributum esse videtur: nam origo eius ab institutis duarum civitatum, Athenarum sc. et Lacedaemoniorum, fluxisse videtur. In his enim civitatibus ita agi solitum erat, ut Lacedaemonii quidem magis ea, quae pro legibus observabant, memoriae mandarent: Athenienses vero ea, quae in legibus scripta comprehendissent, custodirent. Hier- durch werde zu erkennen gegeben, daß ein zwar aus- drücklich, aber doch nur mündlich vom Gesezgeber be- kannt gemachtes Gesez ad ius non scriptum gehöre. Man siehet wohl aus der ganzen Darstellung die- hierin 15) Verschiedene Rechtsgelehrte wollen zwar den K. Justi-
nian vertheidigen, wenn er den Ursprung des nicht ge- schriebenen Rechts von den Lacedämoniern, des geschrie- benen aber von den Atheniensern ableitet; weil die Ge- setze der Könige vorzüglich aus den Verfassungen der La- cedämonier, die Zwölftafelgesetze aber aus den Gesetzen der Athenienser ihren Ursprung genommen; S. galva- nus de Usufructu Cap. VI. S. 45. otto praefat. The- saur. T. III. und in Commentar. ad Institut. h. t. §. Io. Henr. Io. arntzenius Specim. Observation. eap. XII. S. 92. Allein deswegen waren doch die Gesetze der Kö- nige so wenig, als die Gesetze des Lycurgs Gewohnheits- rechte; sie waren nicht einmahl nomoi agraphai. dionysius lib. II. S. 94. (edit. Sylburg.) 1. Buch. 3. Tit. bati, legem imitantur; allein daß er damit die uͤbrigennicht ausgeſchloſſen haben wolle, ſey aus dem folgenden § zu erſehen: Et non ineleganter in duas ſpecies ius civile diſtributum eſſe videtur: nam origo eius ab inſtitutis duarum civitatum, Athenarum ſc. et Lacedaemoniorum, fluxiſſe videtur. In his enim civitatibus ita agi ſolitum erat, ut Lacedaemonii quidem magis ea, quae pro legibus obſervabant, memoriae mandarent: Athenienſes vero ea, quae in legibus ſcripta comprehendiſſent, cuſtodirent. Hier- durch werde zu erkennen gegeben, daß ein zwar aus- druͤcklich, aber doch nur muͤndlich vom Geſezgeber be- kannt gemachtes Geſez ad ius non ſcriptum gehoͤre. Man ſiehet wohl aus der ganzen Darſtellung die- hierin 15) Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar den K. Juſti-
nian vertheidigen, wenn er den Urſprung des nicht ge- ſchriebenen Rechts von den Lacedaͤmoniern, des geſchrie- benen aber von den Athenienſern ableitet; weil die Ge- ſetze der Koͤnige vorzuͤglich aus den Verfaſſungen der La- cedaͤmonier, die Zwoͤlftafelgeſetze aber aus den Geſetzen der Athenienſer ihren Urſprung genommen; S. galva- nus de Uſufructu Cap. VI. S. 45. otto praefat. The- ſaur. T. III. und in Commentar. ad Inſtitut. h. t. §. Io. Henr. Io. arntzenius Specim. Obſervation. eap. XII. S. 92. Allein deswegen waren doch die Geſetze der Koͤ- nige ſo wenig, als die Geſetze des Lycurgs Gewohnheits- rechte; ſie waren nicht einmahl νόμοι ἄγραφαι. dionysius lib. II. S. 94. (edit. Sylburg.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0442" n="422"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 3. Tit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">bati, legem imitantur;</hi></hi> allein daß er damit die uͤbrigen<lb/> nicht ausgeſchloſſen haben wolle, ſey aus dem folgenden<lb/> § zu erſehen: <hi rendition="#aq">Et non ineleganter in duas ſpecies<lb/> ius civile diſtributum eſſe videtur: nam origo<lb/> eius ab inſtitutis duarum civitatum, Athenarum ſc.<lb/> et Lacedaemoniorum, fluxiſſe videtur. In his enim<lb/> civitatibus ita agi ſolitum erat, ut Lacedaemonii<lb/> quidem magis ea, quae pro legibus obſervabant,<lb/><hi rendition="#i">memoriae mandarent</hi>: Athenienſes vero ea, quae in<lb/> legibus <hi rendition="#i">ſcripta comprehendiſſent</hi>, cuſtodirent.</hi> Hier-<lb/> durch werde zu erkennen gegeben, daß ein zwar aus-<lb/> druͤcklich, aber doch nur <hi rendition="#g">muͤndlich</hi> vom Geſezgeber be-<lb/> kannt gemachtes Geſez <hi rendition="#aq">ad ius non ſcriptum</hi> gehoͤre.</p><lb/> <p>Man ſiehet wohl aus der ganzen Darſtellung die-<lb/> ſer verſchiedenen Begriffe, daß <hi rendition="#g">Juſtinian</hi> hauptſaͤchlich<lb/> an dieſer Verwirrung ſchuld ſey, indem derſelbe §. 10.<lb/> ganz offenbar nicht geſchriebenes Recht im juriſtiſchen<lb/> und grammatiſchen Sinn vermiſcht, und hierdurch auf<lb/> den Irrwahn gerieth, den Urſprung des nicht geſchrie-<lb/> benen Rechts, ſo durch Gewohnheit entſtanden, von<lb/> den Lacedaͤmoniern herzuleiten <note place="foot" n="15)">Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar den K. Juſti-<lb/> nian vertheidigen, wenn er den Urſprung des nicht ge-<lb/> ſchriebenen Rechts von den Lacedaͤmoniern, des geſchrie-<lb/> benen aber von den Athenienſern ableitet; weil die Ge-<lb/> ſetze der Koͤnige vorzuͤglich aus den Verfaſſungen der La-<lb/> cedaͤmonier, die Zwoͤlftafelgeſetze aber aus den Geſetzen<lb/> der Athenienſer ihren Urſprung genommen; S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">galva-<lb/> nus</hi> de Uſufructu Cap. VI.</hi> S. 45. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">otto</hi> praefat. The-<lb/> ſaur. T. III.</hi> und in <hi rendition="#aq">Commentar. ad Inſtitut. h. t. §. Io.<lb/><hi rendition="#i">Henr. Io.</hi> <hi rendition="#k">arntzenius</hi> Specim. Obſervation. eap. XII.</hi><lb/> S. 92. Allein deswegen waren doch die Geſetze der Koͤ-<lb/> nige ſo wenig, als die Geſetze des Lycurgs Gewohnheits-<lb/> rechte; ſie waren nicht einmahl νόμοι ἄγραφαι. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">dionysius</hi><lb/> lib. II.</hi> S. 94. <hi rendition="#aq">(edit. <hi rendition="#i">Sylburg</hi>.)</hi></note>. Wir koͤnnen aber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hierin</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [422/0442]
1. Buch. 3. Tit.
bati, legem imitantur; allein daß er damit die uͤbrigen
nicht ausgeſchloſſen haben wolle, ſey aus dem folgenden
§ zu erſehen: Et non ineleganter in duas ſpecies
ius civile diſtributum eſſe videtur: nam origo
eius ab inſtitutis duarum civitatum, Athenarum ſc.
et Lacedaemoniorum, fluxiſſe videtur. In his enim
civitatibus ita agi ſolitum erat, ut Lacedaemonii
quidem magis ea, quae pro legibus obſervabant,
memoriae mandarent: Athenienſes vero ea, quae in
legibus ſcripta comprehendiſſent, cuſtodirent. Hier-
durch werde zu erkennen gegeben, daß ein zwar aus-
druͤcklich, aber doch nur muͤndlich vom Geſezgeber be-
kannt gemachtes Geſez ad ius non ſcriptum gehoͤre.
Man ſiehet wohl aus der ganzen Darſtellung die-
ſer verſchiedenen Begriffe, daß Juſtinian hauptſaͤchlich
an dieſer Verwirrung ſchuld ſey, indem derſelbe §. 10.
ganz offenbar nicht geſchriebenes Recht im juriſtiſchen
und grammatiſchen Sinn vermiſcht, und hierdurch auf
den Irrwahn gerieth, den Urſprung des nicht geſchrie-
benen Rechts, ſo durch Gewohnheit entſtanden, von
den Lacedaͤmoniern herzuleiten 15). Wir koͤnnen aber
hierin
15) Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar den K. Juſti-
nian vertheidigen, wenn er den Urſprung des nicht ge-
ſchriebenen Rechts von den Lacedaͤmoniern, des geſchrie-
benen aber von den Athenienſern ableitet; weil die Ge-
ſetze der Koͤnige vorzuͤglich aus den Verfaſſungen der La-
cedaͤmonier, die Zwoͤlftafelgeſetze aber aus den Geſetzen
der Athenienſer ihren Urſprung genommen; S. galva-
nus de Uſufructu Cap. VI. S. 45. otto praefat. The-
ſaur. T. III. und in Commentar. ad Inſtitut. h. t. §. Io.
Henr. Io. arntzenius Specim. Obſervation. eap. XII.
S. 92. Allein deswegen waren doch die Geſetze der Koͤ-
nige ſo wenig, als die Geſetze des Lycurgs Gewohnheits-
rechte; ſie waren nicht einmahl νόμοι ἄγραφαι. dionysius
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