Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Origine Iuris.
schriften ebenfalls mit beygefügt, und zwar gleich zwi-
schen den Zeilen des Textes bey denenjenigen Stellen
und Worten mit eingerückt, worauf sich selbige bezie-
hen, und zu deren Erläuterung sie dienen, daher aus
dieser Ursach die Irnerianischen Glossen von denen Al-
ten glossae interlineares genennt zu werden pflegen 98).

Diese Irnerianische Methode über das justinianei-
sche Recht zu glossiren dauerte nun unter den Schülern
des Irnerius fort, unter denen vorzüglich Bulga-
rus
und Martin Gosias wegen ihrer Streitigkei-
ten, die sie über verschiedene Rechtsmaterien mit einan-
der gehabt, und wegen der dadurch verursachten beyden Se-
cten der Gosianer und Bulgarianer, welche mit denen
Sabinianern und Proculianern gewissermasen verglichen
zu werden pflegen, vorzüglich zu bemerken sind 99).


Accur-
98) maurus sartius in Irnerio §. V. hat dieses nicht
nur aus verschiedenen Stellen des Odofreds, z. E. ad L.
ius civile D. de Iust. et Iure,
und ad L. si duobus vehi-
culum
D. commodati vel contra,
sondern auch aus Va-
ticanischen Handschriften in Appendice erwiesen. Visun-
tur adhuc
sagt er a. a. O. in pluteis bibliothecarum, quae
antiquis libris abundant, veteres codices monu exarati,
eiusmodi glossematibus, brevibusque adnotaticnibus insiru-
cti, quas vulgo
glossas interlineares appellare so-
lent, quia inter ipsas scripturae lineas in ertae sunt, et
raro ad occupandum libri marginem excurrunt.
99) S. Io. Sal. brunquell Prolus. de Sectis et con-
troversiis iuris Iustinianei interpretum,
quos Glossatores appellamus
. Ienae
1725. Wir
würden von denen Rechtsdisputen zwischer Bulgarus und
Gosias, die uns, wegen mancher sich darauf beziehenden
Avthendiken im Just. Codex und wegen mancher Decretalen
allerdings von Wichtigkeit sind, mehreres wissen, wenn
wir das Buch hätten, welches unter dem Titel: Diver-
sitate

de Origine Iuris.
ſchriften ebenfalls mit beygefuͤgt, und zwar gleich zwi-
ſchen den Zeilen des Textes bey denenjenigen Stellen
und Worten mit eingeruͤckt, worauf ſich ſelbige bezie-
hen, und zu deren Erlaͤuterung ſie dienen, daher aus
dieſer Urſach die Irnerianiſchen Gloſſen von denen Al-
ten gloſſae interlineares genennt zu werden pflegen 98).

Dieſe Irnerianiſche Methode uͤber das juſtinianei-
ſche Recht zu gloſſiren dauerte nun unter den Schuͤlern
des Irnerius fort, unter denen vorzuͤglich Bulga-
rus
und Martin Goſias wegen ihrer Streitigkei-
ten, die ſie uͤber verſchiedene Rechtsmaterien mit einan-
der gehabt, und wegen der dadurch verurſachten beyden Se-
cten der Goſianer und Bulgarianer, welche mit denen
Sabinianern und Proculianern gewiſſermaſen verglichen
zu werden pflegen, vorzuͤglich zu bemerken ſind 99).


Accur-
98) maurus sartius in Irnerio §. V. hat dieſes nicht
nur aus verſchiedenen Stellen des Odofreds, z. E. ad L.
ius civile D. de Iuſt. et Iure,
und ad L. ſi duobus vehi-
culum
D. commodati vel contra,
ſondern auch aus Va-
ticaniſchen Handſchriften in Appendice erwieſen. Viſun-
tur adhuc
ſagt er a. a. O. in pluteis bibliothecarum, quae
antiquis libris abundant, veteres codices monu exarati,
eiusmodi gloſſematibus, brevibusque adnotaticnibus inſiru-
cti, quas vulgo
glossas interlineares appellare ſo-
lent, quia inter ipſas ſcripturae lineas in ertae ſunt, et
raro ad occupandum libri marginem excurrunt.
99) S. Io. Sal. brunquell Proluſ. de Sectis et con-
troverſiis iuris Iuſtinianei interpretum,
quos Gloſſatores appellamus
. Ienae
1725. Wir
wuͤrden von denen Rechtsdiſputen zwiſcher Bulgarus und
Goſias, die uns, wegen mancher ſich darauf beziehenden
Avthendiken im Juſt. Codex und wegen mancher Decretalen
allerdings von Wichtigkeit ſind, mehreres wiſſen, wenn
wir das Buch haͤtten, welches unter dem Titel: Diver-
ſitate
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0367" n="347"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Origine Iuris.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chriften ebenfalls mit beygefu&#x0364;gt, und zwar gleich zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Zeilen des Textes bey denenjenigen Stellen<lb/>
und Worten mit eingeru&#x0364;ckt, worauf &#x017F;ich &#x017F;elbige bezie-<lb/>
hen, und zu deren Erla&#x0364;uterung &#x017F;ie dienen, daher aus<lb/>
die&#x017F;er Ur&#x017F;ach die Irneriani&#x017F;chen Glo&#x017F;&#x017F;en von denen Al-<lb/>
ten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">glo&#x017F;&#x017F;ae interlineares</hi></hi> genennt zu werden pflegen <note place="foot" n="98)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">maurus sartius</hi> in <hi rendition="#g">Irnerio</hi> §. V.</hi> hat die&#x017F;es nicht<lb/>
nur aus ver&#x017F;chiedenen Stellen des <hi rendition="#fr">Odofreds</hi>, z. E. <hi rendition="#aq">ad L.<lb/><hi rendition="#i">ius civile</hi> D. de Iu&#x017F;t. et Iure,</hi> und <hi rendition="#aq">ad L. <hi rendition="#i">&#x017F;i duobus vehi-<lb/>
culum</hi> D. commodati vel contra,</hi> &#x017F;ondern auch aus Va-<lb/>
ticani&#x017F;chen Hand&#x017F;chriften <hi rendition="#aq">in Appendice</hi> erwie&#x017F;en. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;un-<lb/>
tur adhuc</hi></hi> &#x017F;agt er a. a. O. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in pluteis bibliothecarum, quae<lb/>
antiquis libris abundant, veteres codices monu exarati,<lb/>
eiusmodi glo&#x017F;&#x017F;ematibus, brevibusque adnotaticnibus in&#x017F;iru-<lb/>
cti, quas vulgo</hi><hi rendition="#k">glossas interlineares</hi><hi rendition="#i">appellare &#x017F;o-<lb/>
lent, quia inter ip&#x017F;as &#x017F;cripturae lineas in ertae &#x017F;unt, et<lb/>
raro ad occupandum libri marginem excurrunt.</hi></hi></note>.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;e Irneriani&#x017F;che Methode u&#x0364;ber das ju&#x017F;tinianei-<lb/>
&#x017F;che Recht zu glo&#x017F;&#x017F;iren dauerte nun unter den Schu&#x0364;lern<lb/>
des <hi rendition="#g">Irnerius</hi> fort, unter denen vorzu&#x0364;glich <hi rendition="#g">Bulga-<lb/>
rus</hi> und <hi rendition="#g">Martin Go&#x017F;ias</hi> wegen ihrer Streitigkei-<lb/>
ten, die &#x017F;ie u&#x0364;ber ver&#x017F;chiedene Rechtsmaterien mit einan-<lb/>
der gehabt, und wegen der dadurch verur&#x017F;achten beyden Se-<lb/>
cten der Go&#x017F;ianer und Bulgarianer, welche mit denen<lb/>
Sabinianern und Proculianern gewi&#x017F;&#x017F;erma&#x017F;en verglichen<lb/>
zu werden pflegen, vorzu&#x0364;glich zu bemerken &#x017F;ind <note xml:id="seg2pn_51_1" next="#seg2pn_51_2" place="foot" n="99)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Sal.</hi><hi rendition="#k">brunquell</hi> Prolu&#x017F;. <hi rendition="#g">de Sectis et con-<lb/>
trover&#x017F;iis iuris Iu&#x017F;tinianei interpretum,<lb/>
quos Glo&#x017F;&#x017F;atores appellamus</hi>. Ienae</hi> 1725. Wir<lb/>
wu&#x0364;rden von denen Rechtsdi&#x017F;puten zwi&#x017F;cher <hi rendition="#fr">Bulgarus</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Go&#x017F;ias</hi>, die uns, wegen mancher &#x017F;ich darauf beziehenden<lb/>
Avthendiken im Ju&#x017F;t. Codex und wegen mancher Decretalen<lb/>
allerdings von Wichtigkeit &#x017F;ind, mehreres wi&#x017F;&#x017F;en, wenn<lb/>
wir das Buch ha&#x0364;tten, welches unter dem Titel: <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Diver-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">&#x017F;itate</hi></hi></fw></note>.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Accur-</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0367] de Origine Iuris. ſchriften ebenfalls mit beygefuͤgt, und zwar gleich zwi- ſchen den Zeilen des Textes bey denenjenigen Stellen und Worten mit eingeruͤckt, worauf ſich ſelbige bezie- hen, und zu deren Erlaͤuterung ſie dienen, daher aus dieſer Urſach die Irnerianiſchen Gloſſen von denen Al- ten gloſſae interlineares genennt zu werden pflegen 98). Dieſe Irnerianiſche Methode uͤber das juſtinianei- ſche Recht zu gloſſiren dauerte nun unter den Schuͤlern des Irnerius fort, unter denen vorzuͤglich Bulga- rus und Martin Goſias wegen ihrer Streitigkei- ten, die ſie uͤber verſchiedene Rechtsmaterien mit einan- der gehabt, und wegen der dadurch verurſachten beyden Se- cten der Goſianer und Bulgarianer, welche mit denen Sabinianern und Proculianern gewiſſermaſen verglichen zu werden pflegen, vorzuͤglich zu bemerken ſind 99). Accur- 98) maurus sartius in Irnerio §. V. hat dieſes nicht nur aus verſchiedenen Stellen des Odofreds, z. E. ad L. ius civile D. de Iuſt. et Iure, und ad L. ſi duobus vehi- culum D. commodati vel contra, ſondern auch aus Va- ticaniſchen Handſchriften in Appendice erwieſen. Viſun- tur adhuc ſagt er a. a. O. in pluteis bibliothecarum, quae antiquis libris abundant, veteres codices monu exarati, eiusmodi gloſſematibus, brevibusque adnotaticnibus inſiru- cti, quas vulgo glossas interlineares appellare ſo- lent, quia inter ipſas ſcripturae lineas in ertae ſunt, et raro ad occupandum libri marginem excurrunt. 99) S. Io. Sal. brunquell Proluſ. de Sectis et con- troverſiis iuris Iuſtinianei interpretum, quos Gloſſatores appellamus. Ienae 1725. Wir wuͤrden von denen Rechtsdiſputen zwiſcher Bulgarus und Goſias, die uns, wegen mancher ſich darauf beziehenden Avthendiken im Juſt. Codex und wegen mancher Decretalen allerdings von Wichtigkeit ſind, mehreres wiſſen, wenn wir das Buch haͤtten, welches unter dem Titel: Diver- ſitate

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/367
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/367>, abgerufen am 19.05.2024.