Ihr werdet treuen Schwestern, Ihr werdet Dienerinnen Viel Schönes von den Auen, Und von den Wäldern sagen; Ihr sollt mit Lust erzählen, Was euer Blikk gesehen. Erwählt mich nur zum Führer Und seht, was ich einst sahe, Am schönsten Frülingstage! Ein heller Regenbogen, Stand um den halben Himmel, In treufelnd schwarzen Wolken. Er stand, mit tausend Farben, Der Sonne gegenüber. Die Sonne, frei von Wolken, Umgab, mit goldnen Strahlen, Den halben blauen Abgrund. Es glänzt, um tausend Blumen, Ein silberweisser Schimmer; Es hiengen, um die Rosen, Die hellsten Wassertropfen, Wie, um den Hals der Braunen, Die hellsten Perlen hangen. Ein schlauer starker Zefir Bewegte, wo er schwärmte, Die Gipfel hoher Tannen Die Wies und Thal umgrenzten, Und wenn er sie bewegte,
So
Ihr werdet treuen Schweſtern, Ihr werdet Dienerinnen Viel Schönes von den Auen, Und von den Wäldern ſagen; Ihr ſollt mit Luſt erzählen, Was euer Blikk geſehen. Erwählt mich nur zum Führer Und ſeht, was ich einſt ſahe, Am ſchönſten Frülingstage! Ein heller Regenbogen, Stand um den halben Himmel, In treufelnd ſchwarzen Wolken. Er ſtand, mit tauſend Farben, Der Sonne gegenüber. Die Sonne, frei von Wolken, Umgab, mit goldnen Strahlen, Den halben blauen Abgrund. Es glänzt, um tauſend Blumen, Ein ſilberweiſſer Schimmer; Es hiengen, um die Roſen, Die hellſten Waſſertropfen, Wie, um den Hals der Braunen, Die hellſten Perlen hangen. Ein ſchlauer ſtarker Zefir Bewegte, wo er ſchwärmte, Die Gipfel hoher Tannen Die Wieſ und Thal umgrenzten, Und wenn er ſie bewegte,
So
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[42/0068]
Ihr werdet treuen Schweſtern,
Ihr werdet Dienerinnen
Viel Schönes von den Auen,
Und von den Wäldern ſagen;
Ihr ſollt mit Luſt erzählen,
Was euer Blikk geſehen.
Erwählt mich nur zum Führer
Und ſeht, was ich einſt ſahe,
Am ſchönſten Frülingstage!
Ein heller Regenbogen,
Stand um den halben Himmel,
In treufelnd ſchwarzen Wolken.
Er ſtand, mit tauſend Farben,
Der Sonne gegenüber.
Die Sonne, frei von Wolken,
Umgab, mit goldnen Strahlen,
Den halben blauen Abgrund.
Es glänzt, um tauſend Blumen,
Ein ſilberweiſſer Schimmer;
Es hiengen, um die Roſen,
Die hellſten Waſſertropfen,
Wie, um den Hals der Braunen,
Die hellſten Perlen hangen.
Ein ſchlauer ſtarker Zefir
Bewegte, wo er ſchwärmte,
Die Gipfel hoher Tannen
Die Wieſ und Thal umgrenzten,
Und wenn er ſie bewegte,
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Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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