Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Er hatte die Eigenschaften eines Ministers, seinem )( )( 2
Er hatte die Eigenſchaften eines Miniſters, ſeinem )( )( 2
<TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0021" n="XIX"/> <p>Er hatte die Eigenſchaften eines Miniſters,<lb/> wenn ihn ſein Prinz zu Rathe zog, und man lobte<lb/> die Aufführung des artigſten Hofmanns, wenn<lb/> er ſich unter den Fräulein zu Samos befand.<lb/> Unterſuchet die Anmerkungen der Frau Dacier<lb/> über ſeine Lieder, wenn ihr wiſſen wolt, wie fein<lb/> er mit ihnen getändelt hat. Sie wird euch durch<lb/> das Lob, das ihr in denſelben finden werdet,<lb/> die Schönheiten ſeiner Scherze empfindlich ma-<lb/> chen. Er ſcherzte nicht allein mit den Fräulein,<lb/> die er eiferſüchtig machte, ſondern auch mit den<lb/> Fürſten, in deren Gnade er ſtand. Es iſt aus<lb/> ſeinen Liedern zu erſehen, ich will es aber aus<lb/> einer andern Nachricht beweiſen. Polykrates,<lb/> ſein gnädiger Herr, beſchenkte ihn einſt mit ohn-<lb/> gefehr drei tauſend Thalern. Er nahm ſie an,<lb/> verwahrte ſie einige Tage mit einer verſtellten<lb/> Aengſtlichkeit, und trug ſie hierauf mit der Mine<lb/> einer angenommenen Sorgloſigkeit zu ſeinem<lb/> Wohlthäter, und erſuchte denſelben ein Ge-<lb/> ſchenk zurükk zu nehmen, welches ihm allzu viel<lb/> ſchlafloſe Nächte machte. Dieienigen, welche<lb/> einen Anakreon nicht ſo gut kennen, als ich, ver-<lb/> ſichern, daß der ſcherzhafte Grieche dis in Ernſt<lb/> vom Polykrates verlangt habe; Allein, wie ſehr<lb/> irren ſie ſich nicht! Wie leicht hätte er drei tau-<lb/> ſend Thaler los werden können, ohne daß er<lb/> <fw place="bottom" type="sig">)( )( 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſeinem</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XIX/0021]
Er hatte die Eigenſchaften eines Miniſters,
wenn ihn ſein Prinz zu Rathe zog, und man lobte
die Aufführung des artigſten Hofmanns, wenn
er ſich unter den Fräulein zu Samos befand.
Unterſuchet die Anmerkungen der Frau Dacier
über ſeine Lieder, wenn ihr wiſſen wolt, wie fein
er mit ihnen getändelt hat. Sie wird euch durch
das Lob, das ihr in denſelben finden werdet,
die Schönheiten ſeiner Scherze empfindlich ma-
chen. Er ſcherzte nicht allein mit den Fräulein,
die er eiferſüchtig machte, ſondern auch mit den
Fürſten, in deren Gnade er ſtand. Es iſt aus
ſeinen Liedern zu erſehen, ich will es aber aus
einer andern Nachricht beweiſen. Polykrates,
ſein gnädiger Herr, beſchenkte ihn einſt mit ohn-
gefehr drei tauſend Thalern. Er nahm ſie an,
verwahrte ſie einige Tage mit einer verſtellten
Aengſtlichkeit, und trug ſie hierauf mit der Mine
einer angenommenen Sorgloſigkeit zu ſeinem
Wohlthäter, und erſuchte denſelben ein Ge-
ſchenk zurükk zu nehmen, welches ihm allzu viel
ſchlafloſe Nächte machte. Dieienigen, welche
einen Anakreon nicht ſo gut kennen, als ich, ver-
ſichern, daß der ſcherzhafte Grieche dis in Ernſt
vom Polykrates verlangt habe; Allein, wie ſehr
irren ſie ſich nicht! Wie leicht hätte er drei tau-
ſend Thaler los werden können, ohne daß er
ſeinem
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