Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

nach der ersten Bewohnung der Churmark, nebst den
vielen merkwürdigen Veränderungen, die durch Ge-
walt von großen Ströhmen darinnen vorgegangen
sind, richtig zu bestimmen, ist hier der Ort nicht.
Was würde es nützen, wenn man mit manchem al-
ten Geschichtsschreiber, das erste feste Land aus
dem nicht mehr erweißlichen Meerbusen herausstei-
gen ließe, und ihm, durch gräßliche Vulkane eine
auf den umgestürzten und zerrissenen Gebürgskeiten
entstandene Oberfläche gäbe. Wie wenig würden
hier die bloßen Muthmaßungen befriedigen, wenn
man aus den allerdunkelsten Zeiten der Vorwelt
Beweise von körperlichen Ueberbleibseln, dazu her-
nehmen und dabey stehen bleiben wollte, denen man
öfters sogar keinen rechten verständlichen Namen nicht
geben kann. Wir geriethen bey einem so unanwend-
bahren mühsamen Fleiße, welchen wir zur Erklärung des
unübersehlichen Vorrathes unkenntbarer Ueberbleib-
fel von zerstückten Naturkörpern anwendeten, doch nicht
dahin, daß wir den ersten natürlichen Zustand der Län-
der, die wir bewohnen, wieder auffinden und richtig
ausmachen könnten? Was würden auch einige wenige
und wenig wichtige nachrichtliche Bruchstücke, von
dem vormahligen vielleicht schwer zu erklärendem Zu-
stande der äußersten Perioden unserer Vorwelt auf
unsere Gegenden, als den kleinsten Punkt in derselben,
sonderlich nutzen, bey deren unsicherm Ausfinden, wir
in die Finsterniß lauter unanwendbarer Muthmaßun-
gen, ganz begraben würden? Diejenige physikalische
in Verbindung mit allen übrigen Hauptkenntnissen
des gegenwärtigen Zustandes unsers Vaterlandes
muß uns dagegen immer wichtiger bleiben, da wir
daraus im Stande sind, die sichersten Vortheile
zu ziehen.

Dieser abwechselnde physicalische und der auf
jenen gegründete ökonomische Zustand der ganzen

Ober-
F 4

nach der erſten Bewohnung der Churmark, nebſt den
vielen merkwuͤrdigen Veraͤnderungen, die durch Ge-
walt von großen Stroͤhmen darinnen vorgegangen
ſind, richtig zu beſtimmen, iſt hier der Ort nicht.
Was wuͤrde es nuͤtzen, wenn man mit manchem al-
ten Geſchichtsſchreiber, das erſte feſte Land aus
dem nicht mehr erweißlichen Meerbuſen herausſtei-
gen ließe, und ihm, durch graͤßliche Vulkane eine
auf den umgeſtuͤrzten und zerriſſenen Gebuͤrgskeiten
entſtandene Oberflaͤche gaͤbe. Wie wenig wuͤrden
hier die bloßen Muthmaßungen befriedigen, wenn
man aus den allerdunkelſten Zeiten der Vorwelt
Beweiſe von koͤrperlichen Ueberbleibſeln, dazu her-
nehmen und dabey ſtehen bleiben wollte, denen man
oͤfters ſogar keinen rechten verſtaͤndlichen Namen nicht
geben kann. Wir geriethen bey einem ſo unanwend-
bahren muͤhſamen Fleiße, welchen wir zur Erklaͤrung des
unuͤberſehlichen Vorrathes unkenntbarer Ueberbleib-
fel von zerſtuͤckten Naturkoͤrpern anwendeten, doch nicht
dahin, daß wir den erſten natuͤrlichen Zuſtand der Laͤn-
der, die wir bewohnen, wieder auffinden und richtig
ausmachen koͤnnten? Was wuͤrden auch einige wenige
und wenig wichtige nachrichtliche Bruchſtuͤcke, von
dem vormahligen vielleicht ſchwer zu erklaͤrendem Zu-
ſtande der aͤußerſten Perioden unſerer Vorwelt auf
unſere Gegenden, als den kleinſten Punkt in derſelben,
ſonderlich nutzen, bey deren unſicherm Ausfinden, wir
in die Finſterniß lauter unanwendbarer Muthmaßun-
gen, ganz begraben wuͤrden? Diejenige phyſikaliſche
in Verbindung mit allen uͤbrigen Hauptkenntniſſen
des gegenwaͤrtigen Zuſtandes unſers Vaterlandes
muß uns dagegen immer wichtiger bleiben, da wir
daraus im Stande ſind, die ſicherſten Vortheile
zu ziehen.

Dieſer abwechſelnde phyſicaliſche und der auf
jenen gegruͤndete oͤkonomiſche Zuſtand der ganzen

Ober-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="87"/>
nach der er&#x017F;ten Bewohnung der Churmark, neb&#x017F;t den<lb/>
vielen merkwu&#x0364;rdigen Vera&#x0364;nderungen, die durch Ge-<lb/>
walt von großen Stro&#x0364;hmen darinnen vorgegangen<lb/>
&#x017F;ind, richtig zu be&#x017F;timmen, i&#x017F;t hier der Ort nicht.<lb/>
Was wu&#x0364;rde es nu&#x0364;tzen, wenn man mit manchem al-<lb/>
ten Ge&#x017F;chichts&#x017F;chreiber, das er&#x017F;te fe&#x017F;te Land aus<lb/>
dem nicht mehr erweißlichen Meerbu&#x017F;en heraus&#x017F;tei-<lb/>
gen ließe, und ihm, durch gra&#x0364;ßliche Vulkane eine<lb/>
auf den umge&#x017F;tu&#x0364;rzten und zerri&#x017F;&#x017F;enen Gebu&#x0364;rgskeiten<lb/>
ent&#x017F;tandene Oberfla&#x0364;che ga&#x0364;be. Wie wenig wu&#x0364;rden<lb/>
hier die bloßen Muthmaßungen befriedigen, wenn<lb/>
man aus den allerdunkel&#x017F;ten Zeiten der Vorwelt<lb/>
Bewei&#x017F;e von ko&#x0364;rperlichen Ueberbleib&#x017F;eln, dazu her-<lb/>
nehmen und dabey &#x017F;tehen bleiben wollte, denen man<lb/>
o&#x0364;fters &#x017F;ogar keinen rechten ver&#x017F;ta&#x0364;ndlichen Namen nicht<lb/>
geben kann. Wir geriethen bey einem &#x017F;o unanwend-<lb/>
bahren mu&#x0364;h&#x017F;amen Fleiße, welchen wir zur Erkla&#x0364;rung des<lb/>
unu&#x0364;ber&#x017F;ehlichen Vorrathes unkenntbarer Ueberbleib-<lb/>
fel von zer&#x017F;tu&#x0364;ckten Naturko&#x0364;rpern anwendeten, doch nicht<lb/>
dahin, daß wir den er&#x017F;ten natu&#x0364;rlichen Zu&#x017F;tand der La&#x0364;n-<lb/>
der, die wir bewohnen, wieder auffinden und richtig<lb/>
ausmachen ko&#x0364;nnten? Was wu&#x0364;rden auch einige wenige<lb/>
und wenig wichtige nachrichtliche Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke, von<lb/>
dem vormahligen vielleicht &#x017F;chwer zu erkla&#x0364;rendem Zu-<lb/>
&#x017F;tande der a&#x0364;ußer&#x017F;ten Perioden un&#x017F;erer Vorwelt auf<lb/>
un&#x017F;ere Gegenden, als den klein&#x017F;ten Punkt in der&#x017F;elben,<lb/>
&#x017F;onderlich nutzen, bey deren un&#x017F;icherm Ausfinden, wir<lb/>
in die Fin&#x017F;terniß lauter unanwendbarer Muthmaßun-<lb/>
gen, ganz begraben wu&#x0364;rden? Diejenige phy&#x017F;ikali&#x017F;che<lb/>
in Verbindung mit allen u&#x0364;brigen Hauptkenntni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
des gegenwa&#x0364;rtigen Zu&#x017F;tandes un&#x017F;ers Vaterlandes<lb/>
muß uns dagegen immer wichtiger bleiben, da wir<lb/>
daraus im Stande &#x017F;ind, die &#x017F;icher&#x017F;ten Vortheile<lb/>
zu ziehen.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er abwech&#x017F;elnde phy&#x017F;icali&#x017F;che und der auf<lb/>
jenen gegru&#x0364;ndete o&#x0364;konomi&#x017F;che Zu&#x017F;tand der ganzen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Ober-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0097] nach der erſten Bewohnung der Churmark, nebſt den vielen merkwuͤrdigen Veraͤnderungen, die durch Ge- walt von großen Stroͤhmen darinnen vorgegangen ſind, richtig zu beſtimmen, iſt hier der Ort nicht. Was wuͤrde es nuͤtzen, wenn man mit manchem al- ten Geſchichtsſchreiber, das erſte feſte Land aus dem nicht mehr erweißlichen Meerbuſen herausſtei- gen ließe, und ihm, durch graͤßliche Vulkane eine auf den umgeſtuͤrzten und zerriſſenen Gebuͤrgskeiten entſtandene Oberflaͤche gaͤbe. Wie wenig wuͤrden hier die bloßen Muthmaßungen befriedigen, wenn man aus den allerdunkelſten Zeiten der Vorwelt Beweiſe von koͤrperlichen Ueberbleibſeln, dazu her- nehmen und dabey ſtehen bleiben wollte, denen man oͤfters ſogar keinen rechten verſtaͤndlichen Namen nicht geben kann. Wir geriethen bey einem ſo unanwend- bahren muͤhſamen Fleiße, welchen wir zur Erklaͤrung des unuͤberſehlichen Vorrathes unkenntbarer Ueberbleib- fel von zerſtuͤckten Naturkoͤrpern anwendeten, doch nicht dahin, daß wir den erſten natuͤrlichen Zuſtand der Laͤn- der, die wir bewohnen, wieder auffinden und richtig ausmachen koͤnnten? Was wuͤrden auch einige wenige und wenig wichtige nachrichtliche Bruchſtuͤcke, von dem vormahligen vielleicht ſchwer zu erklaͤrendem Zu- ſtande der aͤußerſten Perioden unſerer Vorwelt auf unſere Gegenden, als den kleinſten Punkt in derſelben, ſonderlich nutzen, bey deren unſicherm Ausfinden, wir in die Finſterniß lauter unanwendbarer Muthmaßun- gen, ganz begraben wuͤrden? Diejenige phyſikaliſche in Verbindung mit allen uͤbrigen Hauptkenntniſſen des gegenwaͤrtigen Zuſtandes unſers Vaterlandes muß uns dagegen immer wichtiger bleiben, da wir daraus im Stande ſind, die ſicherſten Vortheile zu ziehen. Dieſer abwechſelnde phyſicaliſche und der auf jenen gegruͤndete oͤkonomiſche Zuſtand der ganzen Ober- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/97
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/97>, abgerufen am 22.11.2024.