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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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keime (corculo) als dem unausgebildeten Entwurfe,
der zukünftigen neuen Pflanze, in den befruchtenden
Saamen allezeit überlassen müssen: der sich nach der
Reife von seiner Mutterpflanze (planta matre) endlich
trennet, abfället, und vor sich, aus eigenen Kräften
des ihnen mitgetheilten Markes, ein ganz neues Wachs-
thum fortsetzet.

Diese Blumen, in denen sich die (partes foecun-
dationis sive fructificationis
) Befruchtungstheile mit
allen dazu gehörigen Werkzeugen allein beysammen
befinden, und in einander wirken, machen also, die-
ser ihrer einzigen wesentlichen Function halber, beson-
ders gebaute natürliche Werkstätte der Befruchtung
(officinam foecundationis naturalis) aus. Man
würde einen reichlichen Stoff haben, hierüber außer-
ordentlich weitläuftig zu seyn, wenn man hier nur die-
jenigen Unterschiede anführen wollte, die sich bey dem
Befruchtungsgeschäfte der Thiere und Gewächse äu-
ßern, ohne von andern Umständen Erwähnung zu
thun, die die Uebereinstimmung mit der Befruchtung
des Eyes oder Saamens erklären. Weil aber sehr
vieles davon den Naturforschern bereits bekannt seyn
soll oder kann, so will ich hier nur einige allgemeine,
andern Liebhabern der Naturbegebenheiten zu gefal-
len, in Betrachtung ziehen, welche so offenbar und
richtig sie sind, dennoch insgemein die wenigste Auf-
merksamkeit nach sich ziehen. Wir wissen nämlich
aus der Erfahrung, daß mit der allmähligen Entwi-
ckelung der thierischen Körper ihre sämmtliche Theile,
folglich also auch ihre Geburtsglieder oder Zeugungs-
Theile, den äußerlichen Umständen nach, dergestalt nach
und nach ausgebildet werden, als sie nämlich gleich bey
der Geburt oder ihrem Ausgange aus dem Ey, in
derjenigen Gestalt, Anzahl, Lage und Größe, auch
der dazu gehörigen übrigen natürlichen Beschaffen-

heit
C 3

keime (corculo) als dem unausgebildeten Entwurfe,
der zukuͤnftigen neuen Pflanze, in den befruchtenden
Saamen allezeit uͤberlaſſen muͤſſen: der ſich nach der
Reife von ſeiner Mutterpflanze (planta matre) endlich
trennet, abfaͤllet, und vor ſich, aus eigenen Kraͤften
des ihnen mitgetheilten Markes, ein ganz neues Wachs-
thum fortſetzet.

Dieſe Blumen, in denen ſich die (partes foecun-
dationis ſive fructificationis
) Befruchtungstheile mit
allen dazu gehoͤrigen Werkzeugen allein beyſammen
befinden, und in einander wirken, machen alſo, die-
ſer ihrer einzigen weſentlichen Function halber, beſon-
ders gebaute natuͤrliche Werkſtaͤtte der Befruchtung
(officinam foecundationis naturalis) aus. Man
wuͤrde einen reichlichen Stoff haben, hieruͤber außer-
ordentlich weitlaͤuftig zu ſeyn, wenn man hier nur die-
jenigen Unterſchiede anfuͤhren wollte, die ſich bey dem
Befruchtungsgeſchaͤfte der Thiere und Gewaͤchſe aͤu-
ßern, ohne von andern Umſtaͤnden Erwaͤhnung zu
thun, die die Uebereinſtimmung mit der Befruchtung
des Eyes oder Saamens erklaͤren. Weil aber ſehr
vieles davon den Naturforſchern bereits bekannt ſeyn
ſoll oder kann, ſo will ich hier nur einige allgemeine,
andern Liebhabern der Naturbegebenheiten zu gefal-
len, in Betrachtung ziehen, welche ſo offenbar und
richtig ſie ſind, dennoch insgemein die wenigſte Auf-
merkſamkeit nach ſich ziehen. Wir wiſſen naͤmlich
aus der Erfahrung, daß mit der allmaͤhligen Entwi-
ckelung der thieriſchen Koͤrper ihre ſaͤmmtliche Theile,
folglich alſo auch ihre Geburtsglieder oder Zeugungs-
Theile, den aͤußerlichen Umſtaͤnden nach, dergeſtalt nach
und nach ausgebildet werden, als ſie naͤmlich gleich bey
der Geburt oder ihrem Ausgange aus dem Ey, in
derjenigen Geſtalt, Anzahl, Lage und Groͤße, auch
der dazu gehoͤrigen uͤbrigen natuͤrlichen Beſchaffen-

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[37/0047] keime (corculo) als dem unausgebildeten Entwurfe, der zukuͤnftigen neuen Pflanze, in den befruchtenden Saamen allezeit uͤberlaſſen muͤſſen: der ſich nach der Reife von ſeiner Mutterpflanze (planta matre) endlich trennet, abfaͤllet, und vor ſich, aus eigenen Kraͤften des ihnen mitgetheilten Markes, ein ganz neues Wachs- thum fortſetzet. Dieſe Blumen, in denen ſich die (partes foecun- dationis ſive fructificationis) Befruchtungstheile mit allen dazu gehoͤrigen Werkzeugen allein beyſammen befinden, und in einander wirken, machen alſo, die- ſer ihrer einzigen weſentlichen Function halber, beſon- ders gebaute natuͤrliche Werkſtaͤtte der Befruchtung (officinam foecundationis naturalis) aus. Man wuͤrde einen reichlichen Stoff haben, hieruͤber außer- ordentlich weitlaͤuftig zu ſeyn, wenn man hier nur die- jenigen Unterſchiede anfuͤhren wollte, die ſich bey dem Befruchtungsgeſchaͤfte der Thiere und Gewaͤchſe aͤu- ßern, ohne von andern Umſtaͤnden Erwaͤhnung zu thun, die die Uebereinſtimmung mit der Befruchtung des Eyes oder Saamens erklaͤren. Weil aber ſehr vieles davon den Naturforſchern bereits bekannt ſeyn ſoll oder kann, ſo will ich hier nur einige allgemeine, andern Liebhabern der Naturbegebenheiten zu gefal- len, in Betrachtung ziehen, welche ſo offenbar und richtig ſie ſind, dennoch insgemein die wenigſte Auf- merkſamkeit nach ſich ziehen. Wir wiſſen naͤmlich aus der Erfahrung, daß mit der allmaͤhligen Entwi- ckelung der thieriſchen Koͤrper ihre ſaͤmmtliche Theile, folglich alſo auch ihre Geburtsglieder oder Zeugungs- Theile, den aͤußerlichen Umſtaͤnden nach, dergeſtalt nach und nach ausgebildet werden, als ſie naͤmlich gleich bey der Geburt oder ihrem Ausgange aus dem Ey, in derjenigen Geſtalt, Anzahl, Lage und Groͤße, auch der dazu gehoͤrigen uͤbrigen natuͤrlichen Beſchaffen- heit C 3

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/47>, abgerufen am 21.11.2024.