Betrachtung der Schwämme selbst, überzeugt wor- den; daß die durchsichtigen Körper eine weit edlere und sichere Bestimmung bey den Blätterschwämmen haben.
Was aber die Arten der Schwämme betrift, so hat sicher Michelius keine andere, als Blätterschwämme ver- standen, die ich alle in meinem Methodo Fungorum nach der Gütigkeit ihres natürlichen Characters zum Agaricus gebracht habe. Seinen durchsichtigen Körpern aber, die er nur bey einigen Schwämmen und bey de- nen vorzüglich die auf Mist, oder thierischen Unflath wachsen, will bemerkt haben, kann ich nicht beypflich- ten. Im Sommer und Herbst habe ich auch an an- dern Arten von Schwämmen oft mit bewafnetem Auge diese Körper entdeckt, besonders bey denen, die schattige, feuchte und für den freien Lustzug verschlossene Oerter lieben.
Bey den andern Arten der Blätterschwämme aber, deren Blätter härter, trockner, knorpelartiger und fast unverwelklich sind, habe ich die durchsichtigen warzenförmigen Körper noch nicht bemerkt, ob ich gleich nicht zweifle, daß sie aus ähnlichem Grunde im natürlichen Zustande bey mehreren gegenwärtig sind, und seyn können, ob sie gleich sich nicht so leicht (wie bey den vorher genannten) bemerken lassen. Denn natür- liche Schlußfolge, ihr Nutzen und ihre Nothwendig- keit sprechen dafür.
Diese Körper sind, wie ich schon oft gesagt habe, nicht anders, als durch eine starke Vergrösserung sicht- bar, sie sind warzenförmige Hervorragungen von ver- schiedener Größe, von welchen einige grösser als die übrigen und sparsamer, andere zweymal kleiner und häufiger über die ganze Oberfläche des Blatts mit den grössern gemischt sind.
Bey verschiedenen Arten weicht die Gestalt der Körper ab, die bald rund und kegelförmig, bald py-
rami-
Betrachtung der Schwaͤmme ſelbſt, uͤberzeugt wor- den; daß die durchſichtigen Koͤrper eine weit edlere und ſichere Beſtimmung bey den Blaͤtterſchwaͤmmen haben.
Was aber die Arten der Schwaͤmme betrift, ſo hat ſicher Michelius keine andere, als Blaͤtterſchwaͤmme ver- ſtanden, die ich alle in meinem Methodo Fungorum nach der Guͤtigkeit ihres natuͤrlichen Characters zum Agaricus gebracht habe. Seinen durchſichtigen Koͤrpern aber, die er nur bey einigen Schwaͤmmen und bey de- nen vorzuͤglich die auf Miſt, oder thieriſchen Unflath wachſen, will bemerkt haben, kann ich nicht beypflich- ten. Im Sommer und Herbſt habe ich auch an an- dern Arten von Schwaͤmmen oft mit bewafnetem Auge dieſe Koͤrper entdeckt, beſonders bey denen, die ſchattige, feuchte und fuͤr den freien Luſtzug verſchloſſene Oerter lieben.
Bey den andern Arten der Blaͤtterſchwaͤmme aber, deren Blaͤtter haͤrter, trockner, knorpelartiger und faſt unverwelklich ſind, habe ich die durchſichtigen warzenfoͤrmigen Koͤrper noch nicht bemerkt, ob ich gleich nicht zweifle, daß ſie aus aͤhnlichem Grunde im natuͤrlichen Zuſtande bey mehreren gegenwaͤrtig ſind, und ſeyn koͤnnen, ob ſie gleich ſich nicht ſo leicht (wie bey den vorher genannten) bemerken laſſen. Denn natuͤr- liche Schlußfolge, ihr Nutzen und ihre Nothwendig- keit ſprechen dafuͤr.
Dieſe Koͤrper ſind, wie ich ſchon oft geſagt habe, nicht anders, als durch eine ſtarke Vergroͤſſerung ſicht- bar, ſie ſind warzenfoͤrmige Hervorragungen von ver- ſchiedener Groͤße, von welchen einige groͤſſer als die uͤbrigen und ſparſamer, andere zweymal kleiner und haͤufiger uͤber die ganze Oberflaͤche des Blatts mit den groͤſſern gemiſcht ſind.
Bey verſchiedenen Arten weicht die Geſtalt der Koͤrper ab, die bald rund und kegelfoͤrmig, bald py-
rami-
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Betrachtung der Schwaͤmme ſelbſt, uͤberzeugt wor-
den; daß die durchſichtigen Koͤrper eine weit edlere
und ſichere Beſtimmung bey den Blaͤtterſchwaͤmmen
haben.
Was aber die Arten der Schwaͤmme betrift, ſo hat
ſicher Michelius keine andere, als Blaͤtterſchwaͤmme ver-
ſtanden, die ich alle in meinem Methodo Fungorum
nach der Guͤtigkeit ihres natuͤrlichen Characters zum
Agaricus gebracht habe. Seinen durchſichtigen Koͤrpern
aber, die er nur bey einigen Schwaͤmmen und bey de-
nen vorzuͤglich die auf Miſt, oder thieriſchen Unflath
wachſen, will bemerkt haben, kann ich nicht beypflich-
ten. Im Sommer und Herbſt habe ich auch an an-
dern Arten von Schwaͤmmen oft mit bewafnetem
Auge dieſe Koͤrper entdeckt, beſonders bey denen, die
ſchattige, feuchte und fuͤr den freien Luſtzug verſchloſſene
Oerter lieben.
Bey den andern Arten der Blaͤtterſchwaͤmme
aber, deren Blaͤtter haͤrter, trockner, knorpelartiger
und faſt unverwelklich ſind, habe ich die durchſichtigen
warzenfoͤrmigen Koͤrper noch nicht bemerkt, ob ich
gleich nicht zweifle, daß ſie aus aͤhnlichem Grunde im
natuͤrlichen Zuſtande bey mehreren gegenwaͤrtig ſind,
und ſeyn koͤnnen, ob ſie gleich ſich nicht ſo leicht (wie bey
den vorher genannten) bemerken laſſen. Denn natuͤr-
liche Schlußfolge, ihr Nutzen und ihre Nothwendig-
keit ſprechen dafuͤr.
Dieſe Koͤrper ſind, wie ich ſchon oft geſagt habe,
nicht anders, als durch eine ſtarke Vergroͤſſerung ſicht-
bar, ſie ſind warzenfoͤrmige Hervorragungen von ver-
ſchiedener Groͤße, von welchen einige groͤſſer als die
uͤbrigen und ſparſamer, andere zweymal kleiner und
haͤufiger uͤber die ganze Oberflaͤche des Blatts mit den
groͤſſern gemiſcht ſind.
Bey verſchiedenen Arten weicht die Geſtalt der
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/254>, abgerufen am 16.07.2024.
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