Das erste Denkwürdige also sind die männlichen Organe oder die Staubbehälter selbst, von den weib- lichen auf eben dem Gewächse sehr entfernt. Das zweyte Denkwürdige machen die häufigen auf jeder Seite des Blättchens verstreute, von den Staubbe- hältern entfernte, nur durch ein bewafnetes Auge von einander zu unterscheidende Saamen aus. Das dritte Merkwürdige, was einer nothwendigen und aufmerk- samen Betrachtung überaus würdig ist, macht die häufigen durchsichtigen Körper (corpora diaphana Michelii) des Michelii aus, die von den Staubbe- hältern verschieden sind und mit dem Saamen ab- wechseln.
Zu verwundern ist es indessen, daß die männli- chen Zeugungstheile, die man durch Vergrösserun- gen entdeckt hatte, und die weiblichen, wegen ihrer großen Kleinheit aller Naturforscher Untersuchung sich entzogen haben, ausgenommen der Saame, denn kein anderer Theil kommt so nicht zum Vorschein. Je- doch zeigt der Staub der Staubbeutel, welcher zwi- schen die durchsichtigen Körper fällt, sehr deutlich die Ge- genwart der weiblichen Organen die sich in der Substanz der Blättchen verbergen, deren kleine Oefnungen die feinen Theile des Saamenstaubes vielleicht in sich aufnehmen, oder wenigstens das in ihnen enthaltene befruchtende Wesen in Gestalt eines Hauchs oder Dunstes aufnehmen.
Vielleicht ist diese Vermuthung der Oefnungen in den weiblichen Zeugungstheilen innerhalb der durch- sichtigen Körper auf der Oberfläche der Blättchen so übel und so ungereimt nicht? da nicht allein der Saa- menstaub zu denen zwischen den durchsichtigen Kör- pern gelegenen Räumchens wirklich gelangt, son- dern auch kurz nachher an denselben Oertern voll- kommen reifer Saame gefunden wird. Sonder- bar ist also die bey den Blätterschwämmchen den voll-
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Das erſte Denkwuͤrdige alſo ſind die maͤnnlichen Organe oder die Staubbehaͤlter ſelbſt, von den weib- lichen auf eben dem Gewaͤchſe ſehr entfernt. Das zweyte Denkwuͤrdige machen die haͤufigen auf jeder Seite des Blaͤttchens verſtreute, von den Staubbe- haͤltern entfernte, nur durch ein bewafnetes Auge von einander zu unterſcheidende Saamen aus. Das dritte Merkwuͤrdige, was einer nothwendigen und aufmerk- ſamen Betrachtung uͤberaus wuͤrdig iſt, macht die haͤufigen durchſichtigen Koͤrper (corpora diaphana Michelii) des Michelii aus, die von den Staubbe- haͤltern verſchieden ſind und mit dem Saamen ab- wechſeln.
Zu verwundern iſt es indeſſen, daß die maͤnnli- chen Zeugungstheile, die man durch Vergroͤſſerun- gen entdeckt hatte, und die weiblichen, wegen ihrer großen Kleinheit aller Naturforſcher Unterſuchung ſich entzogen haben, ausgenommen der Saame, denn kein anderer Theil kommt ſo nicht zum Vorſchein. Je- doch zeigt der Staub der Staubbeutel, welcher zwi- ſchen die durchſichtigen Koͤrper faͤllt, ſehr deutlich die Ge- genwart der weiblichen Organen die ſich in der Subſtanz der Blaͤttchen verbergen, deren kleine Oefnungen die feinen Theile des Saamenſtaubes vielleicht in ſich aufnehmen, oder wenigſtens das in ihnen enthaltene befruchtende Weſen in Geſtalt eines Hauchs oder Dunſtes aufnehmen.
Vielleicht iſt dieſe Vermuthung der Oefnungen in den weiblichen Zeugungstheilen innerhalb der durch- ſichtigen Koͤrper auf der Oberflaͤche der Blaͤttchen ſo uͤbel und ſo ungereimt nicht? da nicht allein der Saa- menſtaub zu denen zwiſchen den durchſichtigen Koͤr- pern gelegenen Raͤumchens wirklich gelangt, ſon- dern auch kurz nachher an denſelben Oertern voll- kommen reifer Saame gefunden wird. Sonder- bar iſt alſo die bey den Blaͤtterſchwaͤmmchen den voll-
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Das erſte Denkwuͤrdige alſo ſind die maͤnnlichen
Organe oder die Staubbehaͤlter ſelbſt, von den weib-
lichen auf eben dem Gewaͤchſe ſehr entfernt. Das
zweyte Denkwuͤrdige machen die haͤufigen auf jeder
Seite des Blaͤttchens verſtreute, von den Staubbe-
haͤltern entfernte, nur durch ein bewafnetes Auge von
einander zu unterſcheidende Saamen aus. Das dritte
Merkwuͤrdige, was einer nothwendigen und aufmerk-
ſamen Betrachtung uͤberaus wuͤrdig iſt, macht die
haͤufigen durchſichtigen Koͤrper (corpora diaphana
Michelii) des Michelii aus, die von den Staubbe-
haͤltern verſchieden ſind und mit dem Saamen ab-
wechſeln.
Zu verwundern iſt es indeſſen, daß die maͤnnli-
chen Zeugungstheile, die man durch Vergroͤſſerun-
gen entdeckt hatte, und die weiblichen, wegen ihrer
großen Kleinheit aller Naturforſcher Unterſuchung
ſich entzogen haben, ausgenommen der Saame, denn
kein anderer Theil kommt ſo nicht zum Vorſchein. Je-
doch zeigt der Staub der Staubbeutel, welcher zwi-
ſchen die durchſichtigen Koͤrper faͤllt, ſehr deutlich die Ge-
genwart der weiblichen Organen die ſich in der Subſtanz
der Blaͤttchen verbergen, deren kleine Oefnungen die
feinen Theile des Saamenſtaubes vielleicht in ſich
aufnehmen, oder wenigſtens das in ihnen enthaltene
befruchtende Weſen in Geſtalt eines Hauchs oder
Dunſtes aufnehmen.
Vielleicht iſt dieſe Vermuthung der Oefnungen in
den weiblichen Zeugungstheilen innerhalb der durch-
ſichtigen Koͤrper auf der Oberflaͤche der Blaͤttchen ſo
uͤbel und ſo ungereimt nicht? da nicht allein der Saa-
menſtaub zu denen zwiſchen den durchſichtigen Koͤr-
pern gelegenen Raͤumchens wirklich gelangt, ſon-
dern auch kurz nachher an denſelben Oertern voll-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/252>, abgerufen am 16.02.2025.
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