Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.ganz anders, wie in ihrem natürlichen Vaterlande. auch
ganz anders, wie in ihrem natuͤrlichen Vaterlande. auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="172"/> ganz anders, wie in ihrem natuͤrlichen Vaterlande.<lb/> Sie machen, wenn ſie in kaͤltere Gegenden kommen,<lb/> keine Zwitterblumen mehr, und zeigen uns Blumen<lb/> von getrennten Geſchlechtern. Die <hi rendition="#aq">Ceratonia Sili-<lb/> qua Linn. (Siliqua dulcis Officinar.)</hi> kann hier zum Be-<lb/> weiſe dienen. Forſkaehl fand dieſen Baum beſtaͤndig<lb/> mit Zwitterblumen und 6 Staubfaͤden in Egypten.<lb/> Bey uns zeigt er ſich, als ein <hi rendition="#aq">Arbor diciea floribus<lb/> pentandris hexandricoe.</hi> Sonderbar genug, wie das<lb/> Clima auf die Gewaͤchſe wirkt. Aber noch weit merk-<lb/> wuͤrdiger iſt der Einfluß des Climas auf die Werk-<lb/> zeuge der Begattung. Hier iſt entweder eine voͤllige<lb/> Unfruchtbarkeit, oder ſie aͤußert ſich nur in juͤngern<lb/> Jahren. Tritt der letzte Fall ein, ſo kann man; glaube<lb/> ich, dreiſt behaupten, daß Mangel der Saͤfte, und vor-<lb/> zuͤglich, wenn wir die Linneiſche Fortpflanzungstheorie<lb/> annehmen, Mangel an bildendem Marke Schuld ſey.<lb/> Der Baum muß noch zu viel Saͤfte auf Bildung der<lb/> jungen Blaͤtter und Aeſte verwenden, als daß er ohne<lb/> Schaden ſeines Wachsthums Fruͤchte bringen koͤnnte.<lb/> Die Kunſt kann ihm zwar hier bisweilen zu Huͤlfe<lb/> kommen, und ihn dahin bringen, daß er Fruͤchte tra-<lb/> gen muß, aber der Schaden ſolcher kuͤnſtlichen Me-<lb/> thoden iſt zu offenbar, als daß man ihn nur auf ir-<lb/> gend eine Art anrathen koͤnnte. Die voͤllige Un-<lb/> fruchtbarkeit ſcheint aber noch andere Gruͤnde zu ha-<lb/> ben, die ich kuͤrzlich hier anfuͤhren will. Erſtlich liegt<lb/> es daran, daß man dem Strauche nicht den natuͤrlichen<lb/> Standort giebt oder geben kann. Dies beweiſen<lb/> ſelbſt einheimiſche Pflanzen, die oͤfters keine Fruͤchte<lb/> bringen, wenn man ihnen einen andern Standort als<lb/> den natuͤrlichen giebt. Zweytens fehlt es den meiſten<lb/> Pflanzen an dem gehoͤrigen Grad der Waͤrme, den<lb/> man ihnen nie ſo vollkommen, als in ihrem Vaterlande<lb/> geben kann. Solche Straͤucher, die in warmen Him-<lb/> melsſtrichen, gerade zur Regenzeit, oder kurz vor oder<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0182]
ganz anders, wie in ihrem natuͤrlichen Vaterlande.
Sie machen, wenn ſie in kaͤltere Gegenden kommen,
keine Zwitterblumen mehr, und zeigen uns Blumen
von getrennten Geſchlechtern. Die Ceratonia Sili-
qua Linn. (Siliqua dulcis Officinar.) kann hier zum Be-
weiſe dienen. Forſkaehl fand dieſen Baum beſtaͤndig
mit Zwitterblumen und 6 Staubfaͤden in Egypten.
Bey uns zeigt er ſich, als ein Arbor diciea floribus
pentandris hexandricoe. Sonderbar genug, wie das
Clima auf die Gewaͤchſe wirkt. Aber noch weit merk-
wuͤrdiger iſt der Einfluß des Climas auf die Werk-
zeuge der Begattung. Hier iſt entweder eine voͤllige
Unfruchtbarkeit, oder ſie aͤußert ſich nur in juͤngern
Jahren. Tritt der letzte Fall ein, ſo kann man; glaube
ich, dreiſt behaupten, daß Mangel der Saͤfte, und vor-
zuͤglich, wenn wir die Linneiſche Fortpflanzungstheorie
annehmen, Mangel an bildendem Marke Schuld ſey.
Der Baum muß noch zu viel Saͤfte auf Bildung der
jungen Blaͤtter und Aeſte verwenden, als daß er ohne
Schaden ſeines Wachsthums Fruͤchte bringen koͤnnte.
Die Kunſt kann ihm zwar hier bisweilen zu Huͤlfe
kommen, und ihn dahin bringen, daß er Fruͤchte tra-
gen muß, aber der Schaden ſolcher kuͤnſtlichen Me-
thoden iſt zu offenbar, als daß man ihn nur auf ir-
gend eine Art anrathen koͤnnte. Die voͤllige Un-
fruchtbarkeit ſcheint aber noch andere Gruͤnde zu ha-
ben, die ich kuͤrzlich hier anfuͤhren will. Erſtlich liegt
es daran, daß man dem Strauche nicht den natuͤrlichen
Standort giebt oder geben kann. Dies beweiſen
ſelbſt einheimiſche Pflanzen, die oͤfters keine Fruͤchte
bringen, wenn man ihnen einen andern Standort als
den natuͤrlichen giebt. Zweytens fehlt es den meiſten
Pflanzen an dem gehoͤrigen Grad der Waͤrme, den
man ihnen nie ſo vollkommen, als in ihrem Vaterlande
geben kann. Solche Straͤucher, die in warmen Him-
melsſtrichen, gerade zur Regenzeit, oder kurz vor oder
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