da denn das hierauf erfolgende Rühren des Feldes um desto besser von statten gehet.
Gerste und Buchweizen sind unter der Som- mersaat, die zartesten Arten, welche früh gesäet wer- den sollen, und von späten Nachtfrösten bald verfrie- ren oder sonst vergehen, die erste verdorret leicht, wenn es zu spät geschiehet, und der letztere setzet schlechter an. Die in gewissen Gegenden gewöhnlich einfallenden Regen, bestimmen die Saatzeit der Ger- ste am sichersten, welche zu der frühen Gerste, zu Anfange des Maymonats am besten befunden wird; ob sie gleich dünner stehet, so scheffelt sie doch gut. Denn die späte trägt so reichlich nicht zu, ob sie schon im Stroh besser stehet. Im geilen Lande setzet die sich überwachsende bläsige Gerste wenig Korn, im magern Sandboden will es mit ihr nicht fort, bey trockner Witterung aber verbrennet die Saatpflanze im hitzigen Miste sehr geschwind. Das fette und feste Land bekömmt nach einem gleich bey oder nach der Gerstensaat einfallenden starken Regen, eine har- te Rinde, durch die der schnell auslaufende Keim, nicht dringen kann, und der Saame leidet die Egge nicht, außer gleich nach der Aussaat. Ueberdem ge- het der Saame sehr ungleich auf, daß er leicht in Absicht auf die Zeit der Reife, eine zweyschührige Frucht bringet, indem die tief liegenden Körner bald aufgehen, die obern aber später keimen, wenn sie nicht gleich vertrocknen! Bey sehr trockner Zeit und in einem sehr trocknen Grund kann man so wenig Gerste säen, als bey bald bevorstehenden Gewittern.
Im magern Sandboden wird Buchweizen mit Nutzen gesäet, und zur Saat werden die schlechten Körner angewendet, damit er in keine geile hohe Pflanzen erwachse, sondern in kleine niedrige Stengel, welche desto mehr Saamen ansetzen, dessen Menge beym Ausdreschen hernach, das Stroh selbst über-
wieget,
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da denn das hierauf erfolgende Ruͤhren des Feldes um deſto beſſer von ſtatten gehet.
Gerſte und Buchweizen ſind unter der Som- merſaat, die zarteſten Arten, welche fruͤh geſaͤet wer- den ſollen, und von ſpaͤten Nachtfroͤſten bald verfrie- ren oder ſonſt vergehen, die erſte verdorret leicht, wenn es zu ſpaͤt geſchiehet, und der letztere ſetzet ſchlechter an. Die in gewiſſen Gegenden gewoͤhnlich einfallenden Regen, beſtimmen die Saatzeit der Ger- ſte am ſicherſten, welche zu der fruͤhen Gerſte, zu Anfange des Maymonats am beſten befunden wird; ob ſie gleich duͤnner ſtehet, ſo ſcheffelt ſie doch gut. Denn die ſpaͤte traͤgt ſo reichlich nicht zu, ob ſie ſchon im Stroh beſſer ſtehet. Im geilen Lande ſetzet die ſich uͤberwachſende blaͤſige Gerſte wenig Korn, im magern Sandboden will es mit ihr nicht fort, bey trockner Witterung aber verbrennet die Saatpflanze im hitzigen Miſte ſehr geſchwind. Das fette und feſte Land bekoͤmmt nach einem gleich bey oder nach der Gerſtenſaat einfallenden ſtarken Regen, eine har- te Rinde, durch die der ſchnell auslaufende Keim, nicht dringen kann, und der Saame leidet die Egge nicht, außer gleich nach der Ausſaat. Ueberdem ge- het der Saame ſehr ungleich auf, daß er leicht in Abſicht auf die Zeit der Reife, eine zweyſchuͤhrige Frucht bringet, indem die tief liegenden Koͤrner bald aufgehen, die obern aber ſpaͤter keimen, wenn ſie nicht gleich vertrocknen! Bey ſehr trockner Zeit und in einem ſehr trocknen Grund kann man ſo wenig Gerſte ſaͤen, als bey bald bevorſtehenden Gewittern.
Im magern Sandboden wird Buchweizen mit Nutzen geſaͤet, und zur Saat werden die ſchlechten Koͤrner angewendet, damit er in keine geile hohe Pflanzen erwachſe, ſondern in kleine niedrige Stengel, welche deſto mehr Saamen anſetzen, deſſen Menge beym Ausdreſchen hernach, das Stroh ſelbſt uͤber-
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da denn das hierauf erfolgende Ruͤhren des Feldes um
deſto beſſer von ſtatten gehet.
Gerſte und Buchweizen ſind unter der Som-
merſaat, die zarteſten Arten, welche fruͤh geſaͤet wer-
den ſollen, und von ſpaͤten Nachtfroͤſten bald verfrie-
ren oder ſonſt vergehen, die erſte verdorret leicht,
wenn es zu ſpaͤt geſchiehet, und der letztere ſetzet
ſchlechter an. Die in gewiſſen Gegenden gewoͤhnlich
einfallenden Regen, beſtimmen die Saatzeit der Ger-
ſte am ſicherſten, welche zu der fruͤhen Gerſte, zu
Anfange des Maymonats am beſten befunden wird;
ob ſie gleich duͤnner ſtehet, ſo ſcheffelt ſie doch gut.
Denn die ſpaͤte traͤgt ſo reichlich nicht zu, ob ſie ſchon
im Stroh beſſer ſtehet. Im geilen Lande ſetzet die
ſich uͤberwachſende blaͤſige Gerſte wenig Korn, im
magern Sandboden will es mit ihr nicht fort, bey
trockner Witterung aber verbrennet die Saatpflanze
im hitzigen Miſte ſehr geſchwind. Das fette und
feſte Land bekoͤmmt nach einem gleich bey oder nach
der Gerſtenſaat einfallenden ſtarken Regen, eine har-
te Rinde, durch die der ſchnell auslaufende Keim,
nicht dringen kann, und der Saame leidet die Egge
nicht, außer gleich nach der Ausſaat. Ueberdem ge-
het der Saame ſehr ungleich auf, daß er leicht in
Abſicht auf die Zeit der Reife, eine zweyſchuͤhrige
Frucht bringet, indem die tief liegenden Koͤrner bald
aufgehen, die obern aber ſpaͤter keimen, wenn ſie
nicht gleich vertrocknen! Bey ſehr trockner Zeit und
in einem ſehr trocknen Grund kann man ſo wenig Gerſte
ſaͤen, als bey bald bevorſtehenden Gewittern.
Im magern Sandboden wird Buchweizen mit
Nutzen geſaͤet, und zur Saat werden die ſchlechten
Koͤrner angewendet, damit er in keine geile hohe
Pflanzen erwachſe, ſondern in kleine niedrige Stengel,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/125>, abgerufen am 16.07.2024.
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