Jahrhundert unter den Griechen und Römern be- kannt gewesen; wie denn ein aus diesem Zeitalter herstammender griechischer Codex Dioscoridis ma- nuscriptus davon deutliche Beweise giebt. Denn er stellet in einem dabey befindlichen gemahlten Bilde nicht nur die Gestalt der Mandragorae andro- pomorphae vor, sondern auch sogar denjenigen ster- benden Hund, vom welchem Josephus erinnert, daß er beym Ausgraben der Barrataswurzel ge- braucht worden. Hier ersiehet man die Verbin- dung beyder alten Fabelgeschichten durch Hülfe der beygelegten Abrisse sub No. A et B. ohne Schwie- rigkeit, wie diese Nachrichten auch in Not. Bod. a Stapel. in Lib. VI. Theophrasti pag. 548. wieder- holet worden sind. Wie denn auch aus dem vor- angeführten zugleich hervorgehet, daß vorerwähnte Nachrichten, die sich zuletzt in dem alten Juden- thume verlieren, wahrscheinlichst in demselben ih- ren Anfang mögen gehabt haben, von daher sie so- wohl unter die alten berühmten morgenländischen Völker, als hernach bald unter die Griechen und auf die Römer gebracht worden sind. Die Nach- kommen haben ihnen, theils aus Unwissenheit und Aberglauben, theils aus besondern Absichten, eine verschiedene recht abentheuerliche Hauptgestalt, Ver- bindung und Anwendung gegeben, in welcher sie noch lange Zeit von einem Volke zu dem andern übergegangen ist; wovon die Ueberbleibsel Zeugen genug seyn können.
Es
Jahrhundert unter den Griechen und Roͤmern be- kannt geweſen; wie denn ein aus dieſem Zeitalter herſtammender griechiſcher Codex Dioſcoridis ma- nuſcriptus davon deutliche Beweiſe giebt. Denn er ſtellet in einem dabey befindlichen gemahlten Bilde nicht nur die Geſtalt der Mandragorae andro- pomorphae vor, ſondern auch ſogar denjenigen ſter- benden Hund, vom welchem Joſephus erinnert, daß er beym Ausgraben der Barrataswurzel ge- braucht worden. Hier erſiehet man die Verbin- dung beyder alten Fabelgeſchichten durch Huͤlfe der beygelegten Abriſſe ſub No. A et B. ohne Schwie- rigkeit, wie dieſe Nachrichten auch in Not. Bod. a Stapel. in Lib. VI. Theophraſti pag. 548. wieder- holet worden ſind. Wie denn auch aus dem vor- angefuͤhrten zugleich hervorgehet, daß vorerwaͤhnte Nachrichten, die ſich zuletzt in dem alten Juden- thume verlieren, wahrſcheinlichſt in demſelben ih- ren Anfang moͤgen gehabt haben, von daher ſie ſo- wohl unter die alten beruͤhmten morgenlaͤndiſchen Voͤlker, als hernach bald unter die Griechen und auf die Roͤmer gebracht worden ſind. Die Nach- kommen haben ihnen, theils aus Unwiſſenheit und Aberglauben, theils aus beſondern Abſichten, eine verſchiedene recht abentheuerliche Hauptgeſtalt, Ver- bindung und Anwendung gegeben, in welcher ſie noch lange Zeit von einem Volke zu dem andern uͤbergegangen iſt; wovon die Ueberbleibſel Zeugen genug ſeyn koͤnnen.
Es
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Jahrhundert unter den Griechen und Roͤmern be-
kannt geweſen; wie denn ein aus dieſem Zeitalter
herſtammender griechiſcher Codex Dioſcoridis ma-
nuſcriptus davon deutliche Beweiſe giebt. Denn
er ſtellet in einem dabey befindlichen gemahlten
Bilde nicht nur die Geſtalt der Mandragorae andro-
pomorphae vor, ſondern auch ſogar denjenigen ſter-
benden Hund, vom welchem Joſephus erinnert,
daß er beym Ausgraben der Barrataswurzel ge-
braucht worden. Hier erſiehet man die Verbin-
dung beyder alten Fabelgeſchichten durch Huͤlfe der
beygelegten Abriſſe ſub No. A et B. ohne Schwie-
rigkeit, wie dieſe Nachrichten auch in Not. Bod. a
Stapel. in Lib. VI. Theophraſti pag. 548. wieder-
holet worden ſind. Wie denn auch aus dem vor-
angefuͤhrten zugleich hervorgehet, daß vorerwaͤhnte
Nachrichten, die ſich zuletzt in dem alten Juden-
thume verlieren, wahrſcheinlichſt in demſelben ih-
ren Anfang moͤgen gehabt haben, von daher ſie ſo-
wohl unter die alten beruͤhmten morgenlaͤndiſchen
Voͤlker, als hernach bald unter die Griechen und
auf die Roͤmer gebracht worden ſind. Die Nach-
kommen haben ihnen, theils aus Unwiſſenheit und
Aberglauben, theils aus beſondern Abſichten, eine
verſchiedene recht abentheuerliche Hauptgeſtalt, Ver-
bindung und Anwendung gegeben, in welcher ſie
noch lange Zeit von einem Volke zu dem andern
uͤbergegangen iſt; wovon die Ueberbleibſel Zeugen
genug ſeyn koͤnnen.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/40>, abgerufen am 22.11.2024.
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