die Eichbäume in Niedersachsen öfters abfraß, be- merket, daß wenn in ihrer Flugzeit, welche immer noch vor Johannis war, anhaltende Regen einfie- len, alsdenn das darauf folgende Jahr keine Rau- pen zu besorgen waren.
Zu diesen drey Hauptfeinden, die wider das Raupenheer, daß ich mich so ausdrücke, aufmar- schiren, und den ganzen Schwarm zu Grunde rich- ten, lassen sich unzähliche andere hinzu setzen, die gewissermaßen den kleinen Krieg wider sie ausfüh- ren, und die, zusammen genommen; doch etwas Großes ausmachen; dahin rechne ich sowohl die Niederlagen ganzer Partheyen, als die Aufreibung einzelner Stücke durch besondere Vorfälle der Wit- terung, durch andere Thiere, und durch allerley kleine Unglücksfälle.
Eine anhaltend stille Luft, zu der Zeit wenn die Raupen wandern wollen, verursachet, daß ih- rer viele, die auf einem abgesonderten Baume sitzen, nachdem sie ihren Vorrath verzehret, nicht weiter kommen. Sie lassen sich alsdenn mit ihren Faden auf die Erde herab, und kommen auf der Erde um. Ein Wind zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge fliegen, zerstreuet ganze Schaaren von ihnen, wirft die schwer beleibten Weibchen an die Erde nieder, und reißt die leichtern, oft kaum ausgekrochenen, Männchen mit Gewalt in die Felder und auf halbe
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die Eichbaͤume in Niederſachſen oͤfters abfraß, be- merket, daß wenn in ihrer Flugzeit, welche immer noch vor Johannis war, anhaltende Regen einfie- len, alsdenn das darauf folgende Jahr keine Rau- pen zu beſorgen waren.
Zu dieſen drey Hauptfeinden, die wider das Raupenheer, daß ich mich ſo ausdruͤcke, aufmar- ſchiren, und den ganzen Schwarm zu Grunde rich- ten, laſſen ſich unzaͤhliche andere hinzu ſetzen, die gewiſſermaßen den kleinen Krieg wider ſie ausfuͤh- ren, und die, zuſammen genommen; doch etwas Großes ausmachen; dahin rechne ich ſowohl die Niederlagen ganzer Partheyen, als die Aufreibung einzelner Stuͤcke durch beſondere Vorfaͤlle der Wit- terung, durch andere Thiere, und durch allerley kleine Ungluͤcksfaͤlle.
Eine anhaltend ſtille Luft, zu der Zeit wenn die Raupen wandern wollen, verurſachet, daß ih- rer viele, die auf einem abgeſonderten Baume ſitzen, nachdem ſie ihren Vorrath verzehret, nicht weiter kommen. Sie laſſen ſich alsdenn mit ihren Faden auf die Erde herab, und kommen auf der Erde um. Ein Wind zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge fliegen, zerſtreuet ganze Schaaren von ihnen, wirft die ſchwer beleibten Weibchen an die Erde nieder, und reißt die leichtern, oft kaum ausgekrochenen, Maͤnnchen mit Gewalt in die Felder und auf halbe
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[279[277]/0287]
die Eichbaͤume in Niederſachſen oͤfters abfraß, be-
merket, daß wenn in ihrer Flugzeit, welche immer
noch vor Johannis war, anhaltende Regen einfie-
len, alsdenn das darauf folgende Jahr keine Rau-
pen zu beſorgen waren.
Zu dieſen drey Hauptfeinden, die wider das
Raupenheer, daß ich mich ſo ausdruͤcke, aufmar-
ſchiren, und den ganzen Schwarm zu Grunde rich-
ten, laſſen ſich unzaͤhliche andere hinzu ſetzen, die
gewiſſermaßen den kleinen Krieg wider ſie ausfuͤh-
ren, und die, zuſammen genommen; doch etwas
Großes ausmachen; dahin rechne ich ſowohl die
Niederlagen ganzer Partheyen, als die Aufreibung
einzelner Stuͤcke durch beſondere Vorfaͤlle der Wit-
terung, durch andere Thiere, und durch allerley
kleine Ungluͤcksfaͤlle.
Eine anhaltend ſtille Luft, zu der Zeit wenn
die Raupen wandern wollen, verurſachet, daß ih-
rer viele, die auf einem abgeſonderten Baume ſitzen,
nachdem ſie ihren Vorrath verzehret, nicht weiter
kommen. Sie laſſen ſich alsdenn mit ihren Faden
auf die Erde herab, und kommen auf der Erde um.
Ein Wind zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge
fliegen, zerſtreuet ganze Schaaren von ihnen, wirft
die ſchwer beleibten Weibchen an die Erde nieder,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 279[277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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