Immerhin also, daß diese Insekten in der Natur ihren Nutzen haben; immerhin, daß der Schaden, den sie durch ihr allmähliges und fortge- setztes Fressen, in einem Jahre anrichten können, bey weitem nicht so groß sey, als wenn man den Bäumen, wenn sie in vollen grünen sind, alle Blätter auf einmahl abpflücken wollte, als wodurch man ihre Wurzeln ohnfehlbar zum Faulen bringen würde; immerhin endlich, daß sie selbst der Baum- zucht und den Waldungen einen wirklichen Nutzen schaffen; so würde ich doch immer alles mögliche thun, um, wo sie mir in den Weg kommen, an ihrer Vertilgung zu arbeiten, und bin dabey versi- chert, daß ich nichts weiter ausrichten werde, als daß ich ihren Ueberfluß einigermaßen einschränken helfe, als wohin die Natur, auch ohne menschliches Zuthun, beständig arbeitet.
Und das ist eben das beste daß die wirksam- sten Mittel gegen dieses Insekt in der Natur sel- ber sind. Diese, einzeln betrachtet, so ohnmächtig scheinende Kreaturen sind Heere Gottes, die den Menschen, der, wenn sich Länder bevölkern, eher den Wolf im Gebirge und den Tiger in der Wü- sten, als dieses Insekt aus den Gärten gänzlich ausrottet, bey seiner Herrschaft über die Kreatur, von seiner Ohnmacht überzeugen, und etwas höher zu denken erwecken, als er sonst thun würde; wenn aber der Schöpfer sie vertilgen will, so sind auch
Mit-
Immerhin alſo, daß dieſe Inſekten in der Natur ihren Nutzen haben; immerhin, daß der Schaden, den ſie durch ihr allmaͤhliges und fortge- ſetztes Freſſen, in einem Jahre anrichten koͤnnen, bey weitem nicht ſo groß ſey, als wenn man den Baͤumen, wenn ſie in vollen gruͤnen ſind, alle Blaͤtter auf einmahl abpfluͤcken wollte, als wodurch man ihre Wurzeln ohnfehlbar zum Faulen bringen wuͤrde; immerhin endlich, daß ſie ſelbſt der Baum- zucht und den Waldungen einen wirklichen Nutzen ſchaffen; ſo wuͤrde ich doch immer alles moͤgliche thun, um, wo ſie mir in den Weg kommen, an ihrer Vertilgung zu arbeiten, und bin dabey verſi- chert, daß ich nichts weiter ausrichten werde, als daß ich ihren Ueberfluß einigermaßen einſchraͤnken helfe, als wohin die Natur, auch ohne menſchliches Zuthun, beſtaͤndig arbeitet.
Und das iſt eben das beſte daß die wirkſam- ſten Mittel gegen dieſes Inſekt in der Natur ſel- ber ſind. Dieſe, einzeln betrachtet, ſo ohnmaͤchtig ſcheinende Kreaturen ſind Heere Gottes, die den Menſchen, der, wenn ſich Laͤnder bevoͤlkern, eher den Wolf im Gebirge und den Tiger in der Wuͤ- ſten, als dieſes Inſekt aus den Gaͤrten gaͤnzlich ausrottet, bey ſeiner Herrſchaft uͤber die Kreatur, von ſeiner Ohnmacht uͤberzeugen, und etwas hoͤher zu denken erwecken, als er ſonſt thun wuͤrde; wenn aber der Schoͤpfer ſie vertilgen will, ſo ſind auch
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[276[274]/0284]
Immerhin alſo, daß dieſe Inſekten in der
Natur ihren Nutzen haben; immerhin, daß der
Schaden, den ſie durch ihr allmaͤhliges und fortge-
ſetztes Freſſen, in einem Jahre anrichten koͤnnen,
bey weitem nicht ſo groß ſey, als wenn man den
Baͤumen, wenn ſie in vollen gruͤnen ſind, alle
Blaͤtter auf einmahl abpfluͤcken wollte, als wodurch
man ihre Wurzeln ohnfehlbar zum Faulen bringen
wuͤrde; immerhin endlich, daß ſie ſelbſt der Baum-
zucht und den Waldungen einen wirklichen Nutzen
ſchaffen; ſo wuͤrde ich doch immer alles moͤgliche
thun, um, wo ſie mir in den Weg kommen, an
ihrer Vertilgung zu arbeiten, und bin dabey verſi-
chert, daß ich nichts weiter ausrichten werde, als
daß ich ihren Ueberfluß einigermaßen einſchraͤnken
helfe, als wohin die Natur, auch ohne menſchliches
Zuthun, beſtaͤndig arbeitet.
Und das iſt eben das beſte daß die wirkſam-
ſten Mittel gegen dieſes Inſekt in der Natur ſel-
ber ſind. Dieſe, einzeln betrachtet, ſo ohnmaͤchtig
ſcheinende Kreaturen ſind Heere Gottes, die den
Menſchen, der, wenn ſich Laͤnder bevoͤlkern, eher
den Wolf im Gebirge und den Tiger in der Wuͤ-
ſten, als dieſes Inſekt aus den Gaͤrten gaͤnzlich
ausrottet, bey ſeiner Herrſchaft uͤber die Kreatur,
von ſeiner Ohnmacht uͤberzeugen, und etwas hoͤher
zu denken erwecken, als er ſonſt thun wuͤrde; wenn
aber der Schoͤpfer ſie vertilgen will, ſo ſind auch
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 276[274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/284>, abgerufen am 24.11.2024.
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