zu unter Segel. Wäre der Wind anders gekom- men, so würden wir so viele Raupen nicht gehabt haben. Zum Beweise dessen dienet ein Garten, welcher gleich neben den Weiden abendwärts lieget, und in welchem auch nicht ein Baum beschädigt ist, desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel- cher durch Gebäude vor dem Winde gedeckt war. Beyder Gärten Eigenthümer hatten auch Raupen- nester genug gehabt, allein sie hatten sie zerstöret, wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen der Wind keine neue Colonie zuführte, so sind sie glück- licher, als andere davon gekommen.
Ich habe gesagt, daß die Raupe anfänglich schwarz ist. Aber nach ihren überstandenen Häu- tungen, wenn sie ganz ausgewachsen ist, und sich in ihrem Lustre zeiget, ist sie bunt. Sie ist alsdenn etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren besetzt, deren mehrere aus einem Punkte kommen. Der Länge nach ist sie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen Linien gezeichnet. Neben diesen nehmen sich 2 Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum Hintertheile auf dem Rücken herunter gehen; die vordersten von diesen Punkten sind blau, die hin- tersten dunkelroth; der Kopf ist gelb mit schwarzen Punkten, als mit Schönpflästerchen besäer, und vorne am Kopfe hat sie eine starke, schwarze Zeichnung, fast in Form eines Hufeisens, welches ihr ein ziemlich schnurbärtiges Ansehen giebt. In- nerhalb des Maules ist ein gelber Triangel, welcher
sich
zu unter Segel. Waͤre der Wind anders gekom- men, ſo wuͤrden wir ſo viele Raupen nicht gehabt haben. Zum Beweiſe deſſen dienet ein Garten, welcher gleich neben den Weiden abendwaͤrts lieget, und in welchem auch nicht ein Baum beſchaͤdigt iſt, desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel- cher durch Gebaͤude vor dem Winde gedeckt war. Beyder Gaͤrten Eigenthuͤmer hatten auch Raupen- neſter genug gehabt, allein ſie hatten ſie zerſtoͤret, wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen der Wind keine neue Colonie zufuͤhrte, ſo ſind ſie gluͤck- licher, als andere davon gekommen.
Ich habe geſagt, daß die Raupe anfaͤnglich ſchwarz iſt. Aber nach ihren uͤberſtandenen Haͤu- tungen, wenn ſie ganz ausgewachſen iſt, und ſich in ihrem Luſtre zeiget, iſt ſie bunt. Sie iſt alsdenn etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren beſetzt, deren mehrere aus einem Punkte kommen. Der Laͤnge nach iſt ſie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen Linien gezeichnet. Neben dieſen nehmen ſich 2 Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum Hintertheile auf dem Ruͤcken herunter gehen; die vorderſten von dieſen Punkten ſind blau, die hin- terſten dunkelroth; der Kopf iſt gelb mit ſchwarzen Punkten, als mit Schoͤnpflaͤſterchen beſaͤer, und vorne am Kopfe hat ſie eine ſtarke, ſchwarze Zeichnung, faſt in Form eines Hufeiſens, welches ihr ein ziemlich ſchnurbaͤrtiges Anſehen giebt. In- nerhalb des Maules iſt ein gelber Triangel, welcher
ſich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0275"n="267[265]"/>
zu unter Segel. Waͤre der Wind anders gekom-<lb/>
men, ſo wuͤrden wir ſo viele Raupen nicht gehabt<lb/>
haben. Zum Beweiſe deſſen dienet ein Garten,<lb/>
welcher gleich neben den Weiden abendwaͤrts lieget,<lb/>
und in welchem auch nicht ein Baum beſchaͤdigt iſt,<lb/>
desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel-<lb/>
cher durch Gebaͤude vor dem Winde gedeckt war.<lb/>
Beyder Gaͤrten Eigenthuͤmer hatten auch Raupen-<lb/>
neſter genug gehabt, allein ſie hatten ſie zerſtoͤret,<lb/>
wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen<lb/>
der Wind keine neue Colonie zufuͤhrte, ſo ſind ſie gluͤck-<lb/>
licher, als andere davon gekommen.</p><lb/><p>Ich habe geſagt, daß die Raupe anfaͤnglich<lb/>ſchwarz iſt. Aber nach ihren uͤberſtandenen Haͤu-<lb/>
tungen, wenn ſie ganz ausgewachſen iſt, und ſich<lb/>
in ihrem Luſtre zeiget, iſt ſie bunt. Sie iſt alsdenn<lb/>
etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren beſetzt, deren<lb/>
mehrere aus einem Punkte kommen. Der Laͤnge<lb/>
nach iſt ſie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen<lb/>
Linien gezeichnet. Neben dieſen nehmen ſich 2<lb/>
Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum<lb/>
Hintertheile auf dem Ruͤcken herunter gehen; die<lb/>
vorderſten von dieſen Punkten ſind blau, die hin-<lb/>
terſten dunkelroth; der Kopf iſt gelb mit ſchwarzen<lb/>
Punkten, als mit Schoͤnpflaͤſterchen beſaͤer, und<lb/>
vorne am Kopfe hat ſie eine ſtarke, ſchwarze<lb/>
Zeichnung, faſt in Form eines Hufeiſens, welches<lb/>
ihr ein ziemlich ſchnurbaͤrtiges Anſehen giebt. In-<lb/>
nerhalb des Maules iſt ein gelber Triangel, welcher<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[267[265]/0275]
zu unter Segel. Waͤre der Wind anders gekom-
men, ſo wuͤrden wir ſo viele Raupen nicht gehabt
haben. Zum Beweiſe deſſen dienet ein Garten,
welcher gleich neben den Weiden abendwaͤrts lieget,
und in welchem auch nicht ein Baum beſchaͤdigt iſt,
desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel-
cher durch Gebaͤude vor dem Winde gedeckt war.
Beyder Gaͤrten Eigenthuͤmer hatten auch Raupen-
neſter genug gehabt, allein ſie hatten ſie zerſtoͤret,
wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen
der Wind keine neue Colonie zufuͤhrte, ſo ſind ſie gluͤck-
licher, als andere davon gekommen.
Ich habe geſagt, daß die Raupe anfaͤnglich
ſchwarz iſt. Aber nach ihren uͤberſtandenen Haͤu-
tungen, wenn ſie ganz ausgewachſen iſt, und ſich
in ihrem Luſtre zeiget, iſt ſie bunt. Sie iſt alsdenn
etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren beſetzt, deren
mehrere aus einem Punkte kommen. Der Laͤnge
nach iſt ſie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen
Linien gezeichnet. Neben dieſen nehmen ſich 2
Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum
Hintertheile auf dem Ruͤcken herunter gehen; die
vorderſten von dieſen Punkten ſind blau, die hin-
terſten dunkelroth; der Kopf iſt gelb mit ſchwarzen
Punkten, als mit Schoͤnpflaͤſterchen beſaͤer, und
vorne am Kopfe hat ſie eine ſtarke, ſchwarze
Zeichnung, faſt in Form eines Hufeiſens, welches
ihr ein ziemlich ſchnurbaͤrtiges Anſehen giebt. In-
nerhalb des Maules iſt ein gelber Triangel, welcher
ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 267[265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/275>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.