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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

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Allem Vermuthen nach haben sie Zufälle oder
fernere Betrachtungen von einem bessern Gebrau-
che des Saamens unterrichtet, da sie gefunden,
daß sich dieser Saamen mit dem Anfange des Som-
mers fast alle Jahre in großer Menge sammeln las-
sen, daß man denselben mit wenigen Handgriffen,
nach Art des Fönnigs, Hirsen oder Reises zur
Speise, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute
beym inländischen Handel, zubereiten könnte: über
alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden
in der Speise eine weit feinere und leichtere Nah-
rung gäbe, als jene. Er wurde in der Folge den
Einwohnern in den Städten bekannter und im
Handel gemeiner, indem er jährlich in einiger Men-
ge nach fremden Ländern verschickt wurde, wie es
noch immer geschiehet.

Das Gras, von welchem hier die Rede ist,
hat in den neuern botanischen Lehrbüchern den Na-
men Festuca fluitans, und könnte mit Recht Festuca
amphibia
heißen, weil es in und außer dem Wasser
seinen natürlichen Stand hat. Caspar Bauhin
nennet es Gramen aquaticum fluitans, spica multiplici,
außerdem findet man es hin und wieder unter dem
Namen Gramen mannae, Oryza silesiaca, der Man-
naschwingel, Hatschengras, Himmelsthau, Schle-
sischer Reis, der graue Schwaden, Bruchschwa-
den, milde Schwaden. Das Gras ist ein sehr
dauerhaftes und beständiges Gewächse, welches

in

Allem Vermuthen nach haben ſie Zufaͤlle oder
fernere Betrachtungen von einem beſſern Gebrau-
che des Saamens unterrichtet, da ſie gefunden,
daß ſich dieſer Saamen mit dem Anfange des Som-
mers faſt alle Jahre in großer Menge ſammeln laſ-
ſen, daß man denſelben mit wenigen Handgriffen,
nach Art des Foͤnnigs, Hirſen oder Reiſes zur
Speiſe, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute
beym inlaͤndiſchen Handel, zubereiten koͤnnte: uͤber
alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden
in der Speiſe eine weit feinere und leichtere Nah-
rung gaͤbe, als jene. Er wurde in der Folge den
Einwohnern in den Staͤdten bekannter und im
Handel gemeiner, indem er jaͤhrlich in einiger Men-
ge nach fremden Laͤndern verſchickt wurde, wie es
noch immer geſchiehet.

Das Gras, von welchem hier die Rede iſt,
hat in den neuern botaniſchen Lehrbuͤchern den Na-
men Feſtuca fluitans, und koͤnnte mit Recht Feſtuca
amphibia
heißen, weil es in und außer dem Waſſer
ſeinen natuͤrlichen Stand hat. Caſpar Bauhin
nennet es Gramen aquaticum fluitans, ſpica multiplici,
außerdem findet man es hin und wieder unter dem
Namen Gramen mannae, Oryza ſileſiaca, der Man-
naſchwingel, Hatſchengras, Himmelsthau, Schle-
ſiſcher Reis, der graue Schwaden, Bruchſchwa-
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[246[244]/0254] Allem Vermuthen nach haben ſie Zufaͤlle oder fernere Betrachtungen von einem beſſern Gebrau- che des Saamens unterrichtet, da ſie gefunden, daß ſich dieſer Saamen mit dem Anfange des Som- mers faſt alle Jahre in großer Menge ſammeln laſ- ſen, daß man denſelben mit wenigen Handgriffen, nach Art des Foͤnnigs, Hirſen oder Reiſes zur Speiſe, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute beym inlaͤndiſchen Handel, zubereiten koͤnnte: uͤber alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden in der Speiſe eine weit feinere und leichtere Nah- rung gaͤbe, als jene. Er wurde in der Folge den Einwohnern in den Staͤdten bekannter und im Handel gemeiner, indem er jaͤhrlich in einiger Men- ge nach fremden Laͤndern verſchickt wurde, wie es noch immer geſchiehet. Das Gras, von welchem hier die Rede iſt, hat in den neuern botaniſchen Lehrbuͤchern den Na- men Feſtuca fluitans, und koͤnnte mit Recht Feſtuca amphibia heißen, weil es in und außer dem Waſſer ſeinen natuͤrlichen Stand hat. Caſpar Bauhin nennet es Gramen aquaticum fluitans, ſpica multiplici, außerdem findet man es hin und wieder unter dem Namen Gramen mannae, Oryza ſileſiaca, der Man- naſchwingel, Hatſchengras, Himmelsthau, Schle- ſiſcher Reis, der graue Schwaden, Bruchſchwa- den, milde Schwaden. Das Gras iſt ein ſehr dauerhaftes und beſtaͤndiges Gewaͤchſe, welches in

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 246[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/254>, abgerufen am 18.05.2024.