Allem Vermuthen nach haben sie Zufälle oder fernere Betrachtungen von einem bessern Gebrau- che des Saamens unterrichtet, da sie gefunden, daß sich dieser Saamen mit dem Anfange des Som- mers fast alle Jahre in großer Menge sammeln las- sen, daß man denselben mit wenigen Handgriffen, nach Art des Fönnigs, Hirsen oder Reises zur Speise, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute beym inländischen Handel, zubereiten könnte: über alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden in der Speise eine weit feinere und leichtere Nah- rung gäbe, als jene. Er wurde in der Folge den Einwohnern in den Städten bekannter und im Handel gemeiner, indem er jährlich in einiger Men- ge nach fremden Ländern verschickt wurde, wie es noch immer geschiehet.
Das Gras, von welchem hier die Rede ist, hat in den neuern botanischen Lehrbüchern den Na- men Festuca fluitans, und könnte mit Recht Festuca amphibia heißen, weil es in und außer dem Wasser seinen natürlichen Stand hat. Caspar Bauhin nennet es Gramen aquaticum fluitans, spica multiplici, außerdem findet man es hin und wieder unter dem Namen Gramen mannae, Oryza silesiaca, der Man- naschwingel, Hatschengras, Himmelsthau, Schle- sischer Reis, der graue Schwaden, Bruchschwa- den, milde Schwaden. Das Gras ist ein sehr dauerhaftes und beständiges Gewächse, welches
in
Allem Vermuthen nach haben ſie Zufaͤlle oder fernere Betrachtungen von einem beſſern Gebrau- che des Saamens unterrichtet, da ſie gefunden, daß ſich dieſer Saamen mit dem Anfange des Som- mers faſt alle Jahre in großer Menge ſammeln laſ- ſen, daß man denſelben mit wenigen Handgriffen, nach Art des Foͤnnigs, Hirſen oder Reiſes zur Speiſe, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute beym inlaͤndiſchen Handel, zubereiten koͤnnte: uͤber alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden in der Speiſe eine weit feinere und leichtere Nah- rung gaͤbe, als jene. Er wurde in der Folge den Einwohnern in den Staͤdten bekannter und im Handel gemeiner, indem er jaͤhrlich in einiger Men- ge nach fremden Laͤndern verſchickt wurde, wie es noch immer geſchiehet.
Das Gras, von welchem hier die Rede iſt, hat in den neuern botaniſchen Lehrbuͤchern den Na- men Feſtuca fluitans, und koͤnnte mit Recht Feſtuca amphibia heißen, weil es in und außer dem Waſſer ſeinen natuͤrlichen Stand hat. Caſpar Bauhin nennet es Gramen aquaticum fluitans, ſpica multiplici, außerdem findet man es hin und wieder unter dem Namen Gramen mannae, Oryza ſileſiaca, der Man- naſchwingel, Hatſchengras, Himmelsthau, Schle- ſiſcher Reis, der graue Schwaden, Bruchſchwa- den, milde Schwaden. Das Gras iſt ein ſehr dauerhaftes und beſtaͤndiges Gewaͤchſe, welches
in
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0254"n="246[244]"/><p>Allem Vermuthen nach haben ſie Zufaͤlle oder<lb/><choice><sic>ſernere</sic><corr>fernere</corr></choice> Betrachtungen von einem beſſern Gebrau-<lb/>
che des Saamens unterrichtet, da ſie gefunden,<lb/>
daß ſich dieſer Saamen mit dem Anfange des Som-<lb/>
mers faſt alle Jahre in großer Menge ſammeln laſ-<lb/>ſen, daß man denſelben mit wenigen Handgriffen,<lb/>
nach Art des Foͤnnigs, Hirſen oder Reiſes zur<lb/>
Speiſe, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute<lb/>
beym inlaͤndiſchen Handel, zubereiten koͤnnte: uͤber<lb/>
alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden<lb/>
in der Speiſe eine weit feinere und leichtere Nah-<lb/>
rung gaͤbe, als jene. Er wurde in der Folge den<lb/>
Einwohnern in den Staͤdten bekannter und im<lb/>
Handel gemeiner, indem er jaͤhrlich in einiger Men-<lb/>
ge nach fremden Laͤndern verſchickt wurde, wie es<lb/>
noch immer geſchiehet.</p><lb/><p>Das Gras, von welchem hier die Rede iſt,<lb/>
hat in den neuern botaniſchen Lehrbuͤchern den Na-<lb/>
men <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Feſtuca fluitans</hi>,</hi> und koͤnnte mit Recht <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Feſtuca<lb/>
amphibia</hi></hi> heißen, weil es in und außer dem Waſſer<lb/>ſeinen natuͤrlichen Stand hat. <hirendition="#fr">Caſpar Bauhin</hi><lb/>
nennet es <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Gramen aquaticum fluitans, ſpica multiplici</hi>,</hi><lb/>
außerdem findet man es hin und wieder unter dem<lb/>
Namen <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Gramen mannae, Oryza ſileſiaca</hi>,</hi> der Man-<lb/>
naſchwingel, Hatſchengras, Himmelsthau, Schle-<lb/>ſiſcher Reis, der graue Schwaden, Bruchſchwa-<lb/>
den, milde Schwaden. Das Gras iſt ein ſehr<lb/>
dauerhaftes und beſtaͤndiges Gewaͤchſe, welches<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[246[244]/0254]
Allem Vermuthen nach haben ſie Zufaͤlle oder
fernere Betrachtungen von einem beſſern Gebrau-
che des Saamens unterrichtet, da ſie gefunden,
daß ſich dieſer Saamen mit dem Anfange des Som-
mers faſt alle Jahre in großer Menge ſammeln laſ-
ſen, daß man denſelben mit wenigen Handgriffen,
nach Art des Foͤnnigs, Hirſen oder Reiſes zur
Speiſe, und zu einem tauglichen Kaufmannsgute
beym inlaͤndiſchen Handel, zubereiten koͤnnte: uͤber
alles aber zeigte die Erfahrung, daß der Schwaden
in der Speiſe eine weit feinere und leichtere Nah-
rung gaͤbe, als jene. Er wurde in der Folge den
Einwohnern in den Staͤdten bekannter und im
Handel gemeiner, indem er jaͤhrlich in einiger Men-
ge nach fremden Laͤndern verſchickt wurde, wie es
noch immer geſchiehet.
Das Gras, von welchem hier die Rede iſt,
hat in den neuern botaniſchen Lehrbuͤchern den Na-
men Feſtuca fluitans, und koͤnnte mit Recht Feſtuca
amphibia heißen, weil es in und außer dem Waſſer
ſeinen natuͤrlichen Stand hat. Caſpar Bauhin
nennet es Gramen aquaticum fluitans, ſpica multiplici,
außerdem findet man es hin und wieder unter dem
Namen Gramen mannae, Oryza ſileſiaca, der Man-
naſchwingel, Hatſchengras, Himmelsthau, Schle-
ſiſcher Reis, der graue Schwaden, Bruchſchwa-
den, milde Schwaden. Das Gras iſt ein ſehr
dauerhaftes und beſtaͤndiges Gewaͤchſe, welches
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 246[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/254>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.