Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

breite nehmlich entweder die Wollenzäpfchen selbst,
oder die schon bereits davon abgesonderte und abge-
rafte Wolle auf Brettern, Boden oder Tischen et-
wan zwo Queerfinger hoch über einander aus, und
lasse solche mit kleinen Stöckchen oder Gerthen von
einigen Kindern eine Zeitlang beständig stark peit-
schen, und in heftige Bewegung setzen, so wird alles
unreine Wesen unterwärts liegen bleiben, die reine
feine Wolle hingegen in der Höhe herumfliegen, bis
sie, nachdem man aufgehört hat zu peitschen, wie-
derum herab sinkt, und alsdann sehr bequem kann
abgerast werden. Oeftere Versuche und Erfahrun-
gen bestätigen dies sattsam. Vielleicht theilt auch
die Erfindungskunst einem oder dem andern, der
darüber weiter nachdenken will, künftig noch eine
bequemere und bessere Methode mit, wodurch eben
diese Absichten vollkommen zu erlangen wären.

Wir müssen jetzt noch die zweyte sehr gute
Sorte von Wolletragenden Weiden beschreiben und
anpreisen, die man am häufigsten in Schweitsch
bey Breslau zu einigen hundert Stücken gefunden,
und wir zweifeln gar nicht, daß dieselbe eben auch
in andern Gegenden und Kreisen würde anzutreffen
seyn, wofern man sich die Mühe nicht reuen ließe,
solche mit Fleiß aufzusuchen.

Mit Recht heißt man sie die Weide mit den
langen, breiten, glänzenden und geöhrten Blät-
tern, und mit den längsten Wollenähren. Sie
wächst als ein starker, hoher und gemeiner Weiden-

baum.

breite nehmlich entweder die Wollenzaͤpfchen ſelbſt,
oder die ſchon bereits davon abgeſonderte und abge-
rafte Wolle auf Brettern, Boden oder Tiſchen et-
wan zwo Queerfinger hoch uͤber einander aus, und
laſſe ſolche mit kleinen Stoͤckchen oder Gerthen von
einigen Kindern eine Zeitlang beſtaͤndig ſtark peit-
ſchen, und in heftige Bewegung ſetzen, ſo wird alles
unreine Weſen unterwaͤrts liegen bleiben, die reine
feine Wolle hingegen in der Hoͤhe herumfliegen, bis
ſie, nachdem man aufgehoͤrt hat zu peitſchen, wie-
derum herab ſinkt, und alsdann ſehr bequem kann
abgeraſt werden. Oeftere Verſuche und Erfahrun-
gen beſtaͤtigen dies ſattſam. Vielleicht theilt auch
die Erfindungskunſt einem oder dem andern, der
daruͤber weiter nachdenken will, kuͤnftig noch eine
bequemere und beſſere Methode mit, wodurch eben
dieſe Abſichten vollkommen zu erlangen waͤren.

Wir muͤſſen jetzt noch die zweyte ſehr gute
Sorte von Wolletragenden Weiden beſchreiben und
anpreiſen, die man am haͤufigſten in Schweitſch
bey Breslau zu einigen hundert Stuͤcken gefunden,
und wir zweifeln gar nicht, daß dieſelbe eben auch
in andern Gegenden und Kreiſen wuͤrde anzutreffen
ſeyn, wofern man ſich die Muͤhe nicht reuen ließe,
ſolche mit Fleiß aufzuſuchen.

Mit Recht heißt man ſie die Weide mit den
langen, breiten, glaͤnzenden und geoͤhrten Blaͤt-
tern, und mit den laͤngſten Wollenaͤhren. Sie
waͤchſt als ein ſtarker, hoher und gemeiner Weiden-

baum.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="221[219]"/>
breite nehmlich entweder die Wollenza&#x0364;pfchen &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
oder die &#x017F;chon bereits davon abge&#x017F;onderte und abge-<lb/>
rafte Wolle auf Brettern, Boden oder Ti&#x017F;chen et-<lb/>
wan zwo Queerfinger hoch u&#x0364;ber einander aus, und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;olche mit kleinen Sto&#x0364;ckchen oder Gerthen von<lb/>
einigen Kindern eine Zeitlang be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;tark peit-<lb/>
&#x017F;chen, und in heftige Bewegung &#x017F;etzen, &#x017F;o wird alles<lb/>
unreine We&#x017F;en unterwa&#x0364;rts liegen bleiben, die reine<lb/>
feine Wolle hingegen in der Ho&#x0364;he herumfliegen, bis<lb/>
&#x017F;ie, nachdem man aufgeho&#x0364;rt hat zu peit&#x017F;chen, wie-<lb/>
derum herab &#x017F;inkt, und alsdann &#x017F;ehr bequem kann<lb/>
abgera&#x017F;t werden. Oeftere Ver&#x017F;uche und Erfahrun-<lb/>
gen be&#x017F;ta&#x0364;tigen dies &#x017F;att&#x017F;am. Vielleicht theilt auch<lb/>
die Erfindungskun&#x017F;t einem oder dem andern, der<lb/>
daru&#x0364;ber weiter nachdenken will, ku&#x0364;nftig noch eine<lb/>
bequemere und be&#x017F;&#x017F;ere Methode mit, wodurch eben<lb/>
die&#x017F;e Ab&#x017F;ichten vollkommen zu erlangen wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en jetzt noch die zweyte &#x017F;ehr gute<lb/>
Sorte von Wolletragenden Weiden be&#x017F;chreiben und<lb/>
anprei&#x017F;en, die man am ha&#x0364;ufig&#x017F;ten in Schweit&#x017F;ch<lb/>
bey Breslau zu einigen hundert Stu&#x0364;cken gefunden,<lb/>
und wir zweifeln gar nicht, daß die&#x017F;elbe eben auch<lb/>
in andern Gegenden und Krei&#x017F;en wu&#x0364;rde anzutreffen<lb/>
&#x017F;eyn, wofern man &#x017F;ich die Mu&#x0364;he nicht reuen ließe,<lb/>
&#x017F;olche mit Fleiß aufzu&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Mit Recht heißt man &#x017F;ie die Weide mit den<lb/>
langen, breiten, gla&#x0364;nzenden und geo&#x0364;hrten Bla&#x0364;t-<lb/>
tern, und mit den la&#x0364;ng&#x017F;ten Wollena&#x0364;hren. Sie<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t als ein &#x017F;tarker, hoher und gemeiner Weiden-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">baum.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221[219]/0229] breite nehmlich entweder die Wollenzaͤpfchen ſelbſt, oder die ſchon bereits davon abgeſonderte und abge- rafte Wolle auf Brettern, Boden oder Tiſchen et- wan zwo Queerfinger hoch uͤber einander aus, und laſſe ſolche mit kleinen Stoͤckchen oder Gerthen von einigen Kindern eine Zeitlang beſtaͤndig ſtark peit- ſchen, und in heftige Bewegung ſetzen, ſo wird alles unreine Weſen unterwaͤrts liegen bleiben, die reine feine Wolle hingegen in der Hoͤhe herumfliegen, bis ſie, nachdem man aufgehoͤrt hat zu peitſchen, wie- derum herab ſinkt, und alsdann ſehr bequem kann abgeraſt werden. Oeftere Verſuche und Erfahrun- gen beſtaͤtigen dies ſattſam. Vielleicht theilt auch die Erfindungskunſt einem oder dem andern, der daruͤber weiter nachdenken will, kuͤnftig noch eine bequemere und beſſere Methode mit, wodurch eben dieſe Abſichten vollkommen zu erlangen waͤren. Wir muͤſſen jetzt noch die zweyte ſehr gute Sorte von Wolletragenden Weiden beſchreiben und anpreiſen, die man am haͤufigſten in Schweitſch bey Breslau zu einigen hundert Stuͤcken gefunden, und wir zweifeln gar nicht, daß dieſelbe eben auch in andern Gegenden und Kreiſen wuͤrde anzutreffen ſeyn, wofern man ſich die Muͤhe nicht reuen ließe, ſolche mit Fleiß aufzuſuchen. Mit Recht heißt man ſie die Weide mit den langen, breiten, glaͤnzenden und geoͤhrten Blaͤt- tern, und mit den laͤngſten Wollenaͤhren. Sie waͤchſt als ein ſtarker, hoher und gemeiner Weiden- baum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/229
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 221[219]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/229>, abgerufen am 22.11.2024.