sehr erhitzten Sandkörner die in den Wurzeln be- findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley Art, verderben und vermindern.
Ob man gleich, vermöge genauern Untersuchun- gen, in einem einzigen Wollenzäpfchen oder Aehre einige Hundert Saamenkörner wahrgenommen, so ist doch die Vermehrung dieses Baumes durch den Saamen allzu langweilig, so daß, mit weniger Ar- beit, und mit weit besserm Fortgange, ihre Fort- pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen ist. Im Frühjahr schneidet man Stangenäste und Zweige ab, und steckt solche, sobald der Boden von Eis und Frost befreyt ist, an den dazu bestimm- ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver- fährt.
Weil nun, wie oben erwähnt, ob diese Weide künftig hoch, baumstammig oder niedrig und strauch- artig ist, meistens durch die erste Anpflanzung bestimmt wird, so ist rathsam, ein bis zwo Zoll dicke und drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeste ein- zustecken, woran die unten aus dem Stamme anse- tzenden Schößlinge sorgfältig abzuputzen sind, damit die ganz oberwärts ausschlagenden Triebe desto geschwinder ihre vollständige Krone bekommen. Es belohnet diese Vorsicht ein mannigfaltiger Vortheil, denn das allzustarke ganz niedrige Ausbreiten der Aeste einer Strauchweide vermindert dem auf
dem
O 4
ſehr erhitzten Sandkoͤrner die in den Wurzeln be- findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley Art, verderben und vermindern.
Ob man gleich, vermoͤge genauern Unterſuchun- gen, in einem einzigen Wollenzaͤpfchen oder Aehre einige Hundert Saamenkoͤrner wahrgenommen, ſo iſt doch die Vermehrung dieſes Baumes durch den Saamen allzu langweilig, ſo daß, mit weniger Ar- beit, und mit weit beſſerm Fortgange, ihre Fort- pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen iſt. Im Fruͤhjahr ſchneidet man Stangenaͤſte und Zweige ab, und ſteckt ſolche, ſobald der Boden von Eis und Froſt befreyt iſt, an den dazu beſtimm- ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver- faͤhrt.
Weil nun, wie oben erwaͤhnt, ob dieſe Weide kuͤnftig hoch, baumſtammig oder niedrig und ſtrauch- artig iſt, meiſtens durch die erſte Anpflanzung beſtimmt wird, ſo iſt rathſam, ein bis zwo Zoll dicke und drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeſte ein- zuſtecken, woran die unten aus dem Stamme anſe- tzenden Schoͤßlinge ſorgfaͤltig abzuputzen ſind, damit die ganz oberwaͤrts ausſchlagenden Triebe deſto geſchwinder ihre vollſtaͤndige Krone bekommen. Es belohnet dieſe Vorſicht ein mannigfaltiger Vortheil, denn das allzuſtarke ganz niedrige Ausbreiten der Aeſte einer Strauchweide vermindert dem auf
dem
O 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0223"n="215[213]"/>ſehr erhitzten Sandkoͤrner die in den Wurzeln be-<lb/>
findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley<lb/>
Art, verderben und vermindern.</p><lb/><p>Ob man gleich, vermoͤge genauern Unterſuchun-<lb/>
gen, in einem einzigen Wollenzaͤpfchen oder Aehre<lb/>
einige Hundert Saamenkoͤrner wahrgenommen, ſo<lb/>
iſt doch die Vermehrung dieſes Baumes durch den<lb/>
Saamen allzu langweilig, ſo daß, mit weniger Ar-<lb/>
beit, und mit weit beſſerm Fortgange, ihre Fort-<lb/>
pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen iſt.<lb/>
Im Fruͤhjahr ſchneidet man Stangenaͤſte und<lb/>
Zweige ab, und ſteckt ſolche, ſobald der Boden<lb/>
von Eis und Froſt befreyt iſt, an den dazu beſtimm-<lb/>
ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die<lb/>
Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne<lb/>
bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver-<lb/>
faͤhrt.</p><lb/><p>Weil nun, wie oben erwaͤhnt, ob dieſe Weide<lb/>
kuͤnftig hoch, baumſtammig oder niedrig und ſtrauch-<lb/>
artig iſt, meiſtens durch die erſte Anpflanzung beſtimmt<lb/>
wird, ſo iſt rathſam, ein bis zwo Zoll dicke und<lb/>
drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeſte ein-<lb/>
zuſtecken, woran die unten aus dem Stamme anſe-<lb/>
tzenden Schoͤßlinge ſorgfaͤltig abzuputzen ſind, damit<lb/>
die ganz oberwaͤrts ausſchlagenden Triebe deſto<lb/>
geſchwinder ihre vollſtaͤndige Krone bekommen. Es<lb/>
belohnet dieſe Vorſicht ein mannigfaltiger Vortheil,<lb/>
denn das allzuſtarke ganz niedrige Ausbreiten der<lb/>
Aeſte einer Strauchweide vermindert dem auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[215[213]/0223]
ſehr erhitzten Sandkoͤrner die in den Wurzeln be-
findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley
Art, verderben und vermindern.
Ob man gleich, vermoͤge genauern Unterſuchun-
gen, in einem einzigen Wollenzaͤpfchen oder Aehre
einige Hundert Saamenkoͤrner wahrgenommen, ſo
iſt doch die Vermehrung dieſes Baumes durch den
Saamen allzu langweilig, ſo daß, mit weniger Ar-
beit, und mit weit beſſerm Fortgange, ihre Fort-
pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen iſt.
Im Fruͤhjahr ſchneidet man Stangenaͤſte und
Zweige ab, und ſteckt ſolche, ſobald der Boden
von Eis und Froſt befreyt iſt, an den dazu beſtimm-
ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die
Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne
bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver-
faͤhrt.
Weil nun, wie oben erwaͤhnt, ob dieſe Weide
kuͤnftig hoch, baumſtammig oder niedrig und ſtrauch-
artig iſt, meiſtens durch die erſte Anpflanzung beſtimmt
wird, ſo iſt rathſam, ein bis zwo Zoll dicke und
drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeſte ein-
zuſtecken, woran die unten aus dem Stamme anſe-
tzenden Schoͤßlinge ſorgfaͤltig abzuputzen ſind, damit
die ganz oberwaͤrts ausſchlagenden Triebe deſto
geſchwinder ihre vollſtaͤndige Krone bekommen. Es
belohnet dieſe Vorſicht ein mannigfaltiger Vortheil,
denn das allzuſtarke ganz niedrige Ausbreiten der
Aeſte einer Strauchweide vermindert dem auf
dem
O 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 215[213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/223>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.