Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

sehr erhitzten Sandkörner die in den Wurzeln be-
findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley
Art, verderben und vermindern.

Ob man gleich, vermöge genauern Untersuchun-
gen, in einem einzigen Wollenzäpfchen oder Aehre
einige Hundert Saamenkörner wahrgenommen, so
ist doch die Vermehrung dieses Baumes durch den
Saamen allzu langweilig, so daß, mit weniger Ar-
beit, und mit weit besserm Fortgange, ihre Fort-
pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen ist.
Im Frühjahr schneidet man Stangenäste und
Zweige ab, und steckt solche, sobald der Boden
von Eis und Frost befreyt ist, an den dazu bestimm-
ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die
Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne
bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver-
fährt.

Weil nun, wie oben erwähnt, ob diese Weide
künftig hoch, baumstammig oder niedrig und strauch-
artig ist, meistens durch die erste Anpflanzung bestimmt
wird, so ist rathsam, ein bis zwo Zoll dicke und
drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeste ein-
zustecken, woran die unten aus dem Stamme anse-
tzenden Schößlinge sorgfältig abzuputzen sind, damit
die ganz oberwärts ausschlagenden Triebe desto
geschwinder ihre vollständige Krone bekommen. Es
belohnet diese Vorsicht ein mannigfaltiger Vortheil,
denn das allzustarke ganz niedrige Ausbreiten der
Aeste einer Strauchweide vermindert dem auf

dem
O 4

ſehr erhitzten Sandkoͤrner die in den Wurzeln be-
findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley
Art, verderben und vermindern.

Ob man gleich, vermoͤge genauern Unterſuchun-
gen, in einem einzigen Wollenzaͤpfchen oder Aehre
einige Hundert Saamenkoͤrner wahrgenommen, ſo
iſt doch die Vermehrung dieſes Baumes durch den
Saamen allzu langweilig, ſo daß, mit weniger Ar-
beit, und mit weit beſſerm Fortgange, ihre Fort-
pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen iſt.
Im Fruͤhjahr ſchneidet man Stangenaͤſte und
Zweige ab, und ſteckt ſolche, ſobald der Boden
von Eis und Froſt befreyt iſt, an den dazu beſtimm-
ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die
Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne
bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver-
faͤhrt.

Weil nun, wie oben erwaͤhnt, ob dieſe Weide
kuͤnftig hoch, baumſtammig oder niedrig und ſtrauch-
artig iſt, meiſtens durch die erſte Anpflanzung beſtimmt
wird, ſo iſt rathſam, ein bis zwo Zoll dicke und
drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeſte ein-
zuſtecken, woran die unten aus dem Stamme anſe-
tzenden Schoͤßlinge ſorgfaͤltig abzuputzen ſind, damit
die ganz oberwaͤrts ausſchlagenden Triebe deſto
geſchwinder ihre vollſtaͤndige Krone bekommen. Es
belohnet dieſe Vorſicht ein mannigfaltiger Vortheil,
denn das allzuſtarke ganz niedrige Ausbreiten der
Aeſte einer Strauchweide vermindert dem auf

dem
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0223" n="215[213]"/>
&#x017F;ehr erhitzten Sandko&#x0364;rner die in den Wurzeln be-<lb/>
findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley<lb/>
Art, verderben und vermindern.</p><lb/>
        <p>Ob man gleich, vermo&#x0364;ge genauern Unter&#x017F;uchun-<lb/>
gen, in einem einzigen Wollenza&#x0364;pfchen oder Aehre<lb/>
einige Hundert Saamenko&#x0364;rner wahrgenommen, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t doch die Vermehrung die&#x017F;es Baumes durch den<lb/>
Saamen allzu langweilig, &#x017F;o daß, mit weniger Ar-<lb/>
beit, und mit weit be&#x017F;&#x017F;erm Fortgange, ihre Fort-<lb/>
pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen i&#x017F;t.<lb/>
Im Fru&#x0364;hjahr &#x017F;chneidet man Stangena&#x0364;&#x017F;te und<lb/>
Zweige ab, und &#x017F;teckt &#x017F;olche, &#x017F;obald der Boden<lb/>
von Eis und Fro&#x017F;t befreyt i&#x017F;t, an den dazu be&#x017F;timm-<lb/>
ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die<lb/>
Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne<lb/>
bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver-<lb/>
fa&#x0364;hrt.</p><lb/>
        <p>Weil nun, wie oben erwa&#x0364;hnt, ob die&#x017F;e Weide<lb/>
ku&#x0364;nftig hoch, baum&#x017F;tammig oder niedrig und &#x017F;trauch-<lb/>
artig i&#x017F;t, mei&#x017F;tens durch die er&#x017F;te Anpflanzung be&#x017F;timmt<lb/>
wird, &#x017F;o i&#x017F;t rath&#x017F;am, ein bis zwo Zoll dicke und<lb/>
drey bis vier Ellen lange Stangen und Ae&#x017F;te ein-<lb/>
zu&#x017F;tecken, woran die unten aus dem Stamme an&#x017F;e-<lb/>
tzenden Scho&#x0364;ßlinge &#x017F;orgfa&#x0364;ltig abzuputzen &#x017F;ind, damit<lb/>
die ganz oberwa&#x0364;rts aus&#x017F;chlagenden Triebe de&#x017F;to<lb/>
ge&#x017F;chwinder ihre voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Krone bekommen. Es<lb/>
belohnet die&#x017F;e Vor&#x017F;icht ein mannigfaltiger Vortheil,<lb/>
denn das allzu&#x017F;tarke ganz niedrige Ausbreiten der<lb/>
Ae&#x017F;te einer Strauchweide vermindert dem auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215[213]/0223] ſehr erhitzten Sandkoͤrner die in den Wurzeln be- findlichen Nahrungsfeuchtigkeiten, auf mancherley Art, verderben und vermindern. Ob man gleich, vermoͤge genauern Unterſuchun- gen, in einem einzigen Wollenzaͤpfchen oder Aehre einige Hundert Saamenkoͤrner wahrgenommen, ſo iſt doch die Vermehrung dieſes Baumes durch den Saamen allzu langweilig, ſo daß, mit weniger Ar- beit, und mit weit beſſerm Fortgange, ihre Fort- pflanzung nach Art anderer Weiden vorzunehmen iſt. Im Fruͤhjahr ſchneidet man Stangenaͤſte und Zweige ab, und ſteckt ſolche, ſobald der Boden von Eis und Froſt befreyt iſt, an den dazu beſtimm- ten Orten, 3 bis 4 Ellen weit auseinander in die Erde, wobey man aber, nach der jedem Landmanne bekannten Art, wie mit andern Satzweiden, ver- faͤhrt. Weil nun, wie oben erwaͤhnt, ob dieſe Weide kuͤnftig hoch, baumſtammig oder niedrig und ſtrauch- artig iſt, meiſtens durch die erſte Anpflanzung beſtimmt wird, ſo iſt rathſam, ein bis zwo Zoll dicke und drey bis vier Ellen lange Stangen und Aeſte ein- zuſtecken, woran die unten aus dem Stamme anſe- tzenden Schoͤßlinge ſorgfaͤltig abzuputzen ſind, damit die ganz oberwaͤrts ausſchlagenden Triebe deſto geſchwinder ihre vollſtaͤndige Krone bekommen. Es belohnet dieſe Vorſicht ein mannigfaltiger Vortheil, denn das allzuſtarke ganz niedrige Ausbreiten der Aeſte einer Strauchweide vermindert dem auf dem O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/223
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 215[213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/223>, abgerufen am 22.11.2024.