Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Frühlingsmonaten eine gemäßigte Wärme,
daß die Blüthenzapfen an den Bäumen fein gleich
abblühen, wenn sie stäuben, und die zarten Frucht-
knöpfe ausdehnen. Diese Zapfen bleiben sonst
über die Hälfte Staub, bey der Hitze und lang an-
haltenden Trockniß auch sehr kurz und klein, wach-
sen auch sehr klein und einzeln, welches letztere
nicht nur im trocknen Boden, sondern öfters an
jungen und niedrigen noch sehr stark wachsenden
Sträuchern, wahrgenommen wird, bey gemäßigter
Wärme in feuchten Grunde werden oft gedachte
Zapfen groß, zuweilen doppelt so lang als sonst,
wenn nehmlich die Bäume stark auch recht ausge-
wachsen sind. Ob das Pfropfen oder Okuliren
größere Zapfen und längere Wolle hervorbringt, ste-
het zu versuchen, es kann auch etwas weichlichere
Bäume hervorbringen. Es wird indessen das er-
stere im Merz, das zweete in der Mitte des July
vorgenommen werden müssen.

Was die Art der Einsammlung der inländi-
schen Baumwolle betrift, so ist das dazu gehörige
vorher schon angeführt worden. Von dieser Wolle
selbst ist noch so viel anzumerken, daß sie, laut Er-
fahrung, weder von den Motten noch durch Nässe
und Frost verdorben werde: wie man denn damit
Versuche genug gemacht hat, auch in Ansehung
solcher, die den ganzen Winter durch in Eis, Schnee
und Wasser gelegen hat. Beym Gewinnen dieser
Wolle hat man zu wissen, daß allezeit der lockere

An-

in den Fruͤhlingsmonaten eine gemaͤßigte Waͤrme,
daß die Bluͤthenzapfen an den Baͤumen fein gleich
abbluͤhen, wenn ſie ſtaͤuben, und die zarten Frucht-
knoͤpfe ausdehnen. Dieſe Zapfen bleiben ſonſt
uͤber die Haͤlfte Staub, bey der Hitze und lang an-
haltenden Trockniß auch ſehr kurz und klein, wach-
ſen auch ſehr klein und einzeln, welches letztere
nicht nur im trocknen Boden, ſondern oͤfters an
jungen und niedrigen noch ſehr ſtark wachſenden
Straͤuchern, wahrgenommen wird, bey gemaͤßigter
Waͤrme in feuchten Grunde werden oft gedachte
Zapfen groß, zuweilen doppelt ſo lang als ſonſt,
wenn nehmlich die Baͤume ſtark auch recht ausge-
wachſen ſind. Ob das Pfropfen oder Okuliren
groͤßere Zapfen und laͤngere Wolle hervorbringt, ſte-
het zu verſuchen, es kann auch etwas weichlichere
Baͤume hervorbringen. Es wird indeſſen das er-
ſtere im Merz, das zweete in der Mitte des July
vorgenommen werden muͤſſen.

Was die Art der Einſammlung der inlaͤndi-
ſchen Baumwolle betrift, ſo iſt das dazu gehoͤrige
vorher ſchon angefuͤhrt worden. Von dieſer Wolle
ſelbſt iſt noch ſo viel anzumerken, daß ſie, laut Er-
fahrung, weder von den Motten noch durch Naͤſſe
und Froſt verdorben werde: wie man denn damit
Verſuche genug gemacht hat, auch in Anſehung
ſolcher, die den ganzen Winter durch in Eis, Schnee
und Waſſer gelegen hat. Beym Gewinnen dieſer
Wolle hat man zu wiſſen, daß allezeit der lockere

An-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0196" n="188[186]"/>
in den Fru&#x0364;hlingsmonaten eine gema&#x0364;ßigte Wa&#x0364;rme,<lb/>
daß die Blu&#x0364;thenzapfen an den Ba&#x0364;umen fein gleich<lb/>
abblu&#x0364;hen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ta&#x0364;uben, und die zarten Frucht-<lb/>
kno&#x0364;pfe ausdehnen. Die&#x017F;e Zapfen bleiben &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;ber die Ha&#x0364;lfte Staub, bey der Hitze und lang an-<lb/>
haltenden Trockniß auch &#x017F;ehr kurz und klein, wach-<lb/>
&#x017F;en auch &#x017F;ehr klein und einzeln, welches letztere<lb/>
nicht nur im trocknen Boden, &#x017F;ondern o&#x0364;fters an<lb/>
jungen und niedrigen noch &#x017F;ehr &#x017F;tark wach&#x017F;enden<lb/>
Stra&#x0364;uchern, wahrgenommen wird, bey gema&#x0364;ßigter<lb/>
Wa&#x0364;rme in feuchten Grunde werden oft gedachte<lb/>
Zapfen groß, zuweilen doppelt &#x017F;o lang als &#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
wenn nehmlich die Ba&#x0364;ume &#x017F;tark auch recht ausge-<lb/>
wach&#x017F;en &#x017F;ind. Ob das Pfropfen oder Okuliren<lb/>
gro&#x0364;ßere Zapfen und la&#x0364;ngere Wolle hervorbringt, &#x017F;te-<lb/>
het zu ver&#x017F;uchen, es kann auch etwas weichlichere<lb/>
Ba&#x0364;ume hervorbringen. Es wird inde&#x017F;&#x017F;en das er-<lb/>
&#x017F;tere im Merz, das zweete in der Mitte des July<lb/>
vorgenommen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Was die Art der Ein&#x017F;ammlung der inla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Baumwolle betrift, &#x017F;o i&#x017F;t das dazu geho&#x0364;rige<lb/>
vorher &#x017F;chon angefu&#x0364;hrt worden. Von die&#x017F;er Wolle<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t noch &#x017F;o viel anzumerken, daß &#x017F;ie, laut Er-<lb/>
fahrung, weder von den Motten noch durch Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und Fro&#x017F;t verdorben werde: wie man denn damit<lb/>
Ver&#x017F;uche genug gemacht hat, auch in An&#x017F;ehung<lb/>
&#x017F;olcher, die den ganzen Winter durch in Eis, Schnee<lb/>
und Wa&#x017F;&#x017F;er gelegen hat. Beym Gewinnen die&#x017F;er<lb/>
Wolle hat man zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß allezeit der lockere<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">An-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188[186]/0196] in den Fruͤhlingsmonaten eine gemaͤßigte Waͤrme, daß die Bluͤthenzapfen an den Baͤumen fein gleich abbluͤhen, wenn ſie ſtaͤuben, und die zarten Frucht- knoͤpfe ausdehnen. Dieſe Zapfen bleiben ſonſt uͤber die Haͤlfte Staub, bey der Hitze und lang an- haltenden Trockniß auch ſehr kurz und klein, wach- ſen auch ſehr klein und einzeln, welches letztere nicht nur im trocknen Boden, ſondern oͤfters an jungen und niedrigen noch ſehr ſtark wachſenden Straͤuchern, wahrgenommen wird, bey gemaͤßigter Waͤrme in feuchten Grunde werden oft gedachte Zapfen groß, zuweilen doppelt ſo lang als ſonſt, wenn nehmlich die Baͤume ſtark auch recht ausge- wachſen ſind. Ob das Pfropfen oder Okuliren groͤßere Zapfen und laͤngere Wolle hervorbringt, ſte- het zu verſuchen, es kann auch etwas weichlichere Baͤume hervorbringen. Es wird indeſſen das er- ſtere im Merz, das zweete in der Mitte des July vorgenommen werden muͤſſen. Was die Art der Einſammlung der inlaͤndi- ſchen Baumwolle betrift, ſo iſt das dazu gehoͤrige vorher ſchon angefuͤhrt worden. Von dieſer Wolle ſelbſt iſt noch ſo viel anzumerken, daß ſie, laut Er- fahrung, weder von den Motten noch durch Naͤſſe und Froſt verdorben werde: wie man denn damit Verſuche genug gemacht hat, auch in Anſehung ſolcher, die den ganzen Winter durch in Eis, Schnee und Waſſer gelegen hat. Beym Gewinnen dieſer Wolle hat man zu wiſſen, daß allezeit der lockere An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/196
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 188[186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/196>, abgerufen am 04.05.2024.