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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

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oder gar nicht ausbreiten, sondern verdorren und
ablösen, daß daher ein Stamm von etliche 30 bis
40 Fuß hoch, außer seinen Wipfeln, wenig oder nur
ganz flatterich wachsende grüne Zweige hat; wie sie
denn auch nicht wohl unter andern dicken Bäumen
auswärts an breiten und tiefen Wasser, Morästen
und Graben stehen müssen, wo sie nicht nur auf
der einen Seite kahl werden, sondern sich auch über
das Wasser dermaßen ausbreiten, daß man nicht
davon pflücken kann, und die Wollzapfen ohne Nu-
tzen ins Wasser fallen. Ferner lieben diese Art
Weiden einen solchen feuchten Sand, wo sie nicht
ganz frey den trockenen Winden völlig ausgesetzt
sind, sie werden aber wolltragend, wenn sie sich im
Schatten ausbreiten können. Sie wachsen zwar
an ganz freyen Orten auch im trocknen Boden, kön-
nen aber die Menge von so großen wollreichen Za-
pfen nicht bringen, als warum sie eigentlich ange-
bauet zu werden vorzüglich verdienen.

Bey ihrer Pflege ist nichts besonders zu be-
merken, als daß man sie nicht in ganz freye hohe
und trockne Gegenden verpflanze, 1) wegen der
Sturmwinde im Herbste und der schädlichen Nacht-
fröste im May, wenn sie verblühet und die jungen
Zapsen angesetzet haben, 2) wegen des nöthigen
Saftes bey der Hitze, damit sich die Wollzapfen
gehörig vergrößern, und nicht eintrocknen, oder vor
der Zeit reifen und allzu kurze mehr ins Grüne fal-
lende, auch steifere, sprödere Wolle bringen. 3)

Ferner

oder gar nicht ausbreiten, ſondern verdorren und
abloͤſen, daß daher ein Stamm von etliche 30 bis
40 Fuß hoch, außer ſeinen Wipfeln, wenig oder nur
ganz flatterich wachſende gruͤne Zweige hat; wie ſie
denn auch nicht wohl unter andern dicken Baͤumen
auswaͤrts an breiten und tiefen Waſſer, Moraͤſten
und Graben ſtehen muͤſſen, wo ſie nicht nur auf
der einen Seite kahl werden, ſondern ſich auch uͤber
das Waſſer dermaßen ausbreiten, daß man nicht
davon pfluͤcken kann, und die Wollzapfen ohne Nu-
tzen ins Waſſer fallen. Ferner lieben dieſe Art
Weiden einen ſolchen feuchten Sand, wo ſie nicht
ganz frey den trockenen Winden voͤllig ausgeſetzt
ſind, ſie werden aber wolltragend, wenn ſie ſich im
Schatten ausbreiten koͤnnen. Sie wachſen zwar
an ganz freyen Orten auch im trocknen Boden, koͤn-
nen aber die Menge von ſo großen wollreichen Za-
pfen nicht bringen, als warum ſie eigentlich ange-
bauet zu werden vorzuͤglich verdienen.

Bey ihrer Pflege iſt nichts beſonders zu be-
merken, als daß man ſie nicht in ganz freye hohe
und trockne Gegenden verpflanze, 1) wegen der
Sturmwinde im Herbſte und der ſchaͤdlichen Nacht-
froͤſte im May, wenn ſie verbluͤhet und die jungen
Zapſen angeſetzet haben, 2) wegen des noͤthigen
Saftes bey der Hitze, damit ſich die Wollzapfen
gehoͤrig vergroͤßern, und nicht eintrocknen, oder vor
der Zeit reifen und allzu kurze mehr ins Gruͤne fal-
lende, auch ſteifere, ſproͤdere Wolle bringen. 3)

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[186[184]/0194] oder gar nicht ausbreiten, ſondern verdorren und abloͤſen, daß daher ein Stamm von etliche 30 bis 40 Fuß hoch, außer ſeinen Wipfeln, wenig oder nur ganz flatterich wachſende gruͤne Zweige hat; wie ſie denn auch nicht wohl unter andern dicken Baͤumen auswaͤrts an breiten und tiefen Waſſer, Moraͤſten und Graben ſtehen muͤſſen, wo ſie nicht nur auf der einen Seite kahl werden, ſondern ſich auch uͤber das Waſſer dermaßen ausbreiten, daß man nicht davon pfluͤcken kann, und die Wollzapfen ohne Nu- tzen ins Waſſer fallen. Ferner lieben dieſe Art Weiden einen ſolchen feuchten Sand, wo ſie nicht ganz frey den trockenen Winden voͤllig ausgeſetzt ſind, ſie werden aber wolltragend, wenn ſie ſich im Schatten ausbreiten koͤnnen. Sie wachſen zwar an ganz freyen Orten auch im trocknen Boden, koͤn- nen aber die Menge von ſo großen wollreichen Za- pfen nicht bringen, als warum ſie eigentlich ange- bauet zu werden vorzuͤglich verdienen. Bey ihrer Pflege iſt nichts beſonders zu be- merken, als daß man ſie nicht in ganz freye hohe und trockne Gegenden verpflanze, 1) wegen der Sturmwinde im Herbſte und der ſchaͤdlichen Nacht- froͤſte im May, wenn ſie verbluͤhet und die jungen Zapſen angeſetzet haben, 2) wegen des noͤthigen Saftes bey der Hitze, damit ſich die Wollzapfen gehoͤrig vergroͤßern, und nicht eintrocknen, oder vor der Zeit reifen und allzu kurze mehr ins Gruͤne fal- lende, auch ſteifere, ſproͤdere Wolle bringen. 3) Ferner

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 186[184]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/194>, abgerufen am 04.05.2024.