hat zwar überhaupt bey der Vermehrung größten- theils die Eigenschaften der übrigen Weidenarten, vermehret sich aber nirgend bey uns so ausschwei- fend, wie die andern Weiden; durch den Saamen geschiehet es am allerwenigsten, da man keine Spuren ihrer jungen Saatweiden in den Elsbrü- chen zeither gefunden hat. Also kann es blos durch abgehauene Zweige geschehen seyn, die zufälliger- weise an nassen Orten liegen bleiben und Wurzeln schlagen, oder wenn dergleichen mit Fleiß eingele- get worden sind; den Anbau der Weide muß sich also niemand selbst beschwerlich oder mühsam machen.
Wenn man feuchten und zugleich lockern Grund hat, dergleichen sich in allen zuerst ange- führten Orten findet, werden im Merz und April vor der Hand von der Baumwollenweide Zweige gehauen, dabey man wie es überhaupt und schlech- terdings geschehen soll, die alten guten Baumwolle tragenden Bäume mit allen Abhauen verschonen, und nur von denen 2 bis 3jährigen Holze hierzu anwenden muß; dazu läßt man die Erde in ordent- lich schmale Reihen tief ausgraben, und die Zweige 8 bis 10 Fuß weit auseinander einlegen, daß sie über der Erde kaum 6 bis 8 Augen behalten, allenfals schneidet man sich auch das Reiß, nach Befinden kürzer. Hier- zu nimmt man sowohl Reiß als andere 2 bis 3 dau- menstarke Setzlinge und Aeste, unter einander, worunter überhaupt dasjenige Strauchwerk am be-
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hat zwar uͤberhaupt bey der Vermehrung groͤßten- theils die Eigenſchaften der uͤbrigen Weidenarten, vermehret ſich aber nirgend bey uns ſo ausſchwei- fend, wie die andern Weiden; durch den Saamen geſchiehet es am allerwenigſten, da man keine Spuren ihrer jungen Saatweiden in den Elsbruͤ- chen zeither gefunden hat. Alſo kann es blos durch abgehauene Zweige geſchehen ſeyn, die zufaͤlliger- weiſe an naſſen Orten liegen bleiben und Wurzeln ſchlagen, oder wenn dergleichen mit Fleiß eingele- get worden ſind; den Anbau der Weide muß ſich alſo niemand ſelbſt beſchwerlich oder muͤhſam machen.
Wenn man feuchten und zugleich lockern Grund hat, dergleichen ſich in allen zuerſt ange- fuͤhrten Orten findet, werden im Merz und April vor der Hand von der Baumwollenweide Zweige gehauen, dabey man wie es uͤberhaupt und ſchlech- terdings geſchehen ſoll, die alten guten Baumwolle tragenden Baͤume mit allen Abhauen verſchonen, und nur von denen 2 bis 3jaͤhrigen Holze hierzu anwenden muß; dazu laͤßt man die Erde in ordent- lich ſchmale Reihen tief ausgraben, und die Zweige 8 bis 10 Fuß weit auseinander einlegen, daß ſie uͤber der Erde kaum 6 bis 8 Augen behalten, allenfals ſchneidet man ſich auch das Reiß, nach Befinden kuͤrzer. Hier- zu nimmt man ſowohl Reiß als andere 2 bis 3 dau- menſtarke Setzlinge und Aeſte, unter einander, worunter uͤberhaupt dasjenige Strauchwerk am be-
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[183[181]/0191]
hat zwar uͤberhaupt bey der Vermehrung groͤßten-
theils die Eigenſchaften der uͤbrigen Weidenarten,
vermehret ſich aber nirgend bey uns ſo ausſchwei-
fend, wie die andern Weiden; durch den Saamen
geſchiehet es am allerwenigſten, da man keine
Spuren ihrer jungen Saatweiden in den Elsbruͤ-
chen zeither gefunden hat. Alſo kann es blos durch
abgehauene Zweige geſchehen ſeyn, die zufaͤlliger-
weiſe an naſſen Orten liegen bleiben und Wurzeln
ſchlagen, oder wenn dergleichen mit Fleiß eingele-
get worden ſind; den Anbau der Weide muß ſich
alſo niemand ſelbſt beſchwerlich oder muͤhſam
machen.
Wenn man feuchten und zugleich lockern
Grund hat, dergleichen ſich in allen zuerſt ange-
fuͤhrten Orten findet, werden im Merz und April
vor der Hand von der Baumwollenweide Zweige
gehauen, dabey man wie es uͤberhaupt und ſchlech-
terdings geſchehen ſoll, die alten guten Baumwolle
tragenden Baͤume mit allen Abhauen verſchonen,
und nur von denen 2 bis 3jaͤhrigen Holze hierzu
anwenden muß; dazu laͤßt man die Erde in ordent-
lich ſchmale Reihen tief ausgraben, und die Zweige 8
bis 10 Fuß weit auseinander einlegen, daß ſie uͤber der
Erde kaum 6 bis 8 Augen behalten, allenfals ſchneidet
man ſich auch das Reiß, nach Befinden kuͤrzer. Hier-
zu nimmt man ſowohl Reiß als andere 2 bis 3 dau-
menſtarke Setzlinge und Aeſte, unter einander,
worunter uͤberhaupt dasjenige Strauchwerk am be-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 183[181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/191>, abgerufen am 23.11.2024.
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