Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

webe nach, dem übrigen Pflanzenlaube gar sehr.
Ihre alten Stengel verändern sich bey sehr vielen
jährlich nach und nach in Wurzeln; doch giebt es
unter ihnen, bey uns, etliche jährliche Moose, die,
so viel man davon weiß, auf den Triften, den Hü-
geln und erhabenen Wiesen und Landstraßen, den
Fruchtländern, und an solchen Stellen, wo das
Winterwasser lange gestanden, nur in den Früh-
lingsmonaten leben, wo sie sich in einzeln kleinen
dichten Rasenflecken zeigen, und nachher wieder
vergehen. Dahingegen ist der größte Theil der
Moose immer grünend, dauerhaft, und in seinen
natürlichen Standorten das ganze Jahr hindurch
zu finden.

Wegen ihrer langen Dauer, übergehen solche
Moosarten eine sehr große Menge von den sonst
ansehnlichsten Pflanzen; sie wachsen in den allerkäl-
testen Weltgegenden, auf Grönland, Ißland, an
den Küsten der Bay Houdson, Labrador und andern
Orten, wo sonst nur wenig andere Gewächse leben
können. Eben so wachsen sie bey uns, in den Win-
termonaten, bey dem niedrigsten Sonnenstande, in
welchen sogar sehr viele blühen, und ihre Frucht
bringen, weil sie zu Erhaltung ihres Lebens und
Besörderung ihres Wachsthumes, nur den aller-
niedrigsten Grad der Wärme nöthig haben, den
man etwa bey unsern Landgewächsen annehmen
kann. Nur etliche wenige blühen bey uns vom
Ende des Julius an bis zum September; da als-

denn

webe nach, dem uͤbrigen Pflanzenlaube gar ſehr.
Ihre alten Stengel veraͤndern ſich bey ſehr vielen
jaͤhrlich nach und nach in Wurzeln; doch giebt es
unter ihnen, bey uns, etliche jaͤhrliche Mooſe, die,
ſo viel man davon weiß, auf den Triften, den Huͤ-
geln und erhabenen Wieſen und Landſtraßen, den
Fruchtlaͤndern, und an ſolchen Stellen, wo das
Winterwaſſer lange geſtanden, nur in den Fruͤh-
lingsmonaten leben, wo ſie ſich in einzeln kleinen
dichten Raſenflecken zeigen, und nachher wieder
vergehen. Dahingegen iſt der groͤßte Theil der
Mooſe immer gruͤnend, dauerhaft, und in ſeinen
natuͤrlichen Standorten das ganze Jahr hindurch
zu finden.

Wegen ihrer langen Dauer, uͤbergehen ſolche
Moosarten eine ſehr große Menge von den ſonſt
anſehnlichſten Pflanzen; ſie wachſen in den allerkaͤl-
teſten Weltgegenden, auf Groͤnland, Ißland, an
den Kuͤſten der Bay Houdſon, Labrador und andern
Orten, wo ſonſt nur wenig andere Gewaͤchſe leben
koͤnnen. Eben ſo wachſen ſie bey uns, in den Win-
termonaten, bey dem niedrigſten Sonnenſtande, in
welchen ſogar ſehr viele bluͤhen, und ihre Frucht
bringen, weil ſie zu Erhaltung ihres Lebens und
Beſoͤrderung ihres Wachsthumes, nur den aller-
niedrigſten Grad der Waͤrme noͤthig haben, den
man etwa bey unſern Landgewaͤchſen annehmen
kann. Nur etliche wenige bluͤhen bey uns vom
Ende des Julius an bis zum September; da als-

denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="63"/>
webe nach, dem u&#x0364;brigen Pflanzenlaube gar &#x017F;ehr.<lb/>
Ihre alten Stengel vera&#x0364;ndern &#x017F;ich bey &#x017F;ehr vielen<lb/>
ja&#x0364;hrlich nach und nach in Wurzeln; doch giebt es<lb/>
unter ihnen, bey uns, etliche ja&#x0364;hrliche Moo&#x017F;e, die,<lb/>
&#x017F;o viel man davon weiß, auf den Triften, den Hu&#x0364;-<lb/>
geln und erhabenen Wie&#x017F;en und Land&#x017F;traßen, den<lb/>
Fruchtla&#x0364;ndern, und an &#x017F;olchen Stellen, wo das<lb/>
Winterwa&#x017F;&#x017F;er lange ge&#x017F;tanden, nur in den Fru&#x0364;h-<lb/>
lingsmonaten leben, wo &#x017F;ie &#x017F;ich in einzeln kleinen<lb/>
dichten Ra&#x017F;enflecken zeigen, und nachher wieder<lb/>
vergehen. Dahingegen i&#x017F;t der gro&#x0364;ßte Theil der<lb/>
Moo&#x017F;e immer gru&#x0364;nend, dauerhaft, und in &#x017F;einen<lb/>
natu&#x0364;rlichen Standorten das ganze Jahr hindurch<lb/>
zu finden.</p><lb/>
        <p>Wegen ihrer langen Dauer, u&#x0364;bergehen &#x017F;olche<lb/>
Moosarten eine &#x017F;ehr große Menge von den &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
an&#x017F;ehnlich&#x017F;ten Pflanzen; &#x017F;ie wach&#x017F;en in den allerka&#x0364;l-<lb/>
te&#x017F;ten Weltgegenden, auf Gro&#x0364;nland, Ißland, an<lb/>
den Ku&#x0364;&#x017F;ten der Bay Houd&#x017F;on, Labrador und andern<lb/>
Orten, wo &#x017F;on&#x017F;t nur wenig andere Gewa&#x0364;ch&#x017F;e leben<lb/>
ko&#x0364;nnen. Eben &#x017F;o wach&#x017F;en &#x017F;ie bey uns, in den Win-<lb/>
termonaten, bey dem niedrig&#x017F;ten Sonnen&#x017F;tande, in<lb/>
welchen &#x017F;ogar &#x017F;ehr viele blu&#x0364;hen, und ihre Frucht<lb/>
bringen, weil &#x017F;ie zu Erhaltung ihres Lebens und<lb/>
Be&#x017F;o&#x0364;rderung ihres Wachsthumes, nur den aller-<lb/>
niedrig&#x017F;ten Grad der Wa&#x0364;rme no&#x0364;thig haben, den<lb/>
man etwa bey un&#x017F;ern Landgewa&#x0364;ch&#x017F;en annehmen<lb/>
kann. Nur etliche wenige blu&#x0364;hen bey uns vom<lb/>
Ende des Julius an bis zum September; da als-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0075] webe nach, dem uͤbrigen Pflanzenlaube gar ſehr. Ihre alten Stengel veraͤndern ſich bey ſehr vielen jaͤhrlich nach und nach in Wurzeln; doch giebt es unter ihnen, bey uns, etliche jaͤhrliche Mooſe, die, ſo viel man davon weiß, auf den Triften, den Huͤ- geln und erhabenen Wieſen und Landſtraßen, den Fruchtlaͤndern, und an ſolchen Stellen, wo das Winterwaſſer lange geſtanden, nur in den Fruͤh- lingsmonaten leben, wo ſie ſich in einzeln kleinen dichten Raſenflecken zeigen, und nachher wieder vergehen. Dahingegen iſt der groͤßte Theil der Mooſe immer gruͤnend, dauerhaft, und in ſeinen natuͤrlichen Standorten das ganze Jahr hindurch zu finden. Wegen ihrer langen Dauer, uͤbergehen ſolche Moosarten eine ſehr große Menge von den ſonſt anſehnlichſten Pflanzen; ſie wachſen in den allerkaͤl- teſten Weltgegenden, auf Groͤnland, Ißland, an den Kuͤſten der Bay Houdſon, Labrador und andern Orten, wo ſonſt nur wenig andere Gewaͤchſe leben koͤnnen. Eben ſo wachſen ſie bey uns, in den Win- termonaten, bey dem niedrigſten Sonnenſtande, in welchen ſogar ſehr viele bluͤhen, und ihre Frucht bringen, weil ſie zu Erhaltung ihres Lebens und Beſoͤrderung ihres Wachsthumes, nur den aller- niedrigſten Grad der Waͤrme noͤthig haben, den man etwa bey unſern Landgewaͤchſen annehmen kann. Nur etliche wenige bluͤhen bey uns vom Ende des Julius an bis zum September; da als- denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/75
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/75>, abgerufen am 23.11.2024.