rung und Sammlung des Honigs noch zuvor ge- schiehet. Diesen hat man den besondern Namen des (Nectarii), oder der Honigwebe gegeben.
4. Ob nun die Absonderung des Honigs in allen bekannten Blumen schon gewiß ist, so sind doch die dazu bestimmten Werkzeuge bey den meh- resten Arten dermaßen verdeckt und unkenntlich, daß man außer etlichen höchst zarten Ausgängen, die in den feinesten Oefnungen und Punkten oder Erha- benheiten bestehen, nichts sonderliches, auch wohl gar nichts entdecken kann. Sind sie aber zu fin- den, und von denen übrigen Blumentheilen ganz unterschieden, so bemerket man an ihnen theils eine besondere Gestalt und Anzahl, nach welcher sie mehr oder weniger bestimmet zu seyn scheinen, theils ihren Sitz, welchen sie bald auf einen, bald auf zweyen von den andern Theilen der Befruchtung zugleich haben. Insgemein sitzen sie im Grunde der Blume, auf dem Befruchtungsstuhle (Thala- mo Fructificationis), außerdem aber bald am Blu- menkelche, oder an der Corolla, bald auf dem Blu- mengriffel selbst.
5. Man kennet diesen Blumentheil noch viel zu wenig, als daß man davon etwas recht zuverläßi- ges sagen könnte. Es hat indessen ein sehr geschick- ter Botanist unter den Deutschen, nehmlich der Herr Oberlandshauptmann Baron von Münchhau- sen zu Schwöber im Hannöverschen, vor ohngefähr 16 Jahren die Theorie des Nectarii in einer be-
sondern
rung und Sammlung des Honigs noch zuvor ge- ſchiehet. Dieſen hat man den beſondern Namen des (Nectarii), oder der Honigwebe gegeben.
4. Ob nun die Abſonderung des Honigs in allen bekannten Blumen ſchon gewiß iſt, ſo ſind doch die dazu beſtimmten Werkzeuge bey den meh- reſten Arten dermaßen verdeckt und unkenntlich, daß man außer etlichen hoͤchſt zarten Ausgaͤngen, die in den feineſten Oefnungen und Punkten oder Erha- benheiten beſtehen, nichts ſonderliches, auch wohl gar nichts entdecken kann. Sind ſie aber zu fin- den, und von denen uͤbrigen Blumentheilen ganz unterſchieden, ſo bemerket man an ihnen theils eine beſondere Geſtalt und Anzahl, nach welcher ſie mehr oder weniger beſtimmet zu ſeyn ſcheinen, theils ihren Sitz, welchen ſie bald auf einen, bald auf zweyen von den andern Theilen der Befruchtung zugleich haben. Insgemein ſitzen ſie im Grunde der Blume, auf dem Befruchtungsſtuhle (Thala- mo Fructificationis), außerdem aber bald am Blu- menkelche, oder an der Corolla, bald auf dem Blu- mengriffel ſelbſt.
5. Man kennet dieſen Blumentheil noch viel zu wenig, als daß man davon etwas recht zuverlaͤßi- ges ſagen koͤnnte. Es hat indeſſen ein ſehr geſchick- ter Botaniſt unter den Deutſchen, nehmlich der Herr Oberlandshauptmann Baron von Muͤnchhau- ſen zu Schwoͤber im Hannoͤverſchen, vor ohngefaͤhr 16 Jahren die Theorie des Nectarii in einer be-
ſondern
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[43/0055]
rung und Sammlung des Honigs noch zuvor ge-
ſchiehet. Dieſen hat man den beſondern Namen
des (Nectarii), oder der Honigwebe gegeben.
4. Ob nun die Abſonderung des Honigs in
allen bekannten Blumen ſchon gewiß iſt, ſo ſind
doch die dazu beſtimmten Werkzeuge bey den meh-
reſten Arten dermaßen verdeckt und unkenntlich, daß
man außer etlichen hoͤchſt zarten Ausgaͤngen, die in
den feineſten Oefnungen und Punkten oder Erha-
benheiten beſtehen, nichts ſonderliches, auch wohl
gar nichts entdecken kann. Sind ſie aber zu fin-
den, und von denen uͤbrigen Blumentheilen ganz
unterſchieden, ſo bemerket man an ihnen theils eine
beſondere Geſtalt und Anzahl, nach welcher ſie
mehr oder weniger beſtimmet zu ſeyn ſcheinen, theils
ihren Sitz, welchen ſie bald auf einen, bald auf
zweyen von den andern Theilen der Befruchtung
zugleich haben. Insgemein ſitzen ſie im Grunde
der Blume, auf dem Befruchtungsſtuhle (Thala-
mo Fructificationis), außerdem aber bald am Blu-
menkelche, oder an der Corolla, bald auf dem Blu-
mengriffel ſelbſt.
5. Man kennet dieſen Blumentheil noch viel
zu wenig, als daß man davon etwas recht zuverlaͤßi-
ges ſagen koͤnnte. Es hat indeſſen ein ſehr geſchick-
ter Botaniſt unter den Deutſchen, nehmlich der
Herr Oberlandshauptmann Baron von Muͤnchhau-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/55>, abgerufen am 23.07.2024.
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