hältnisse zu einer außerordentlichen Masse, die erst vor das künftige in ihnen abgesondert werden soll, schon bey der ersten und zarten Blumenbildung zu- gleich mit gebildet worden seyn, daß also außer de- nen Ausdehnungen denselben nichts fehlet.
Von dem was ich hier sage, und wahrscheinlich vermuthet hatte, davon haben mich die mit den Vergrößerungsgläsern bey allerley Blumen gemach- ten Versuche sattsam überzeuget, unter denen ich die von Knoll- und Zwiebelgewächsen als die vor- züglichsten gefunden habe. Zu meinen Versuchen habe ich mir von nur erwähnten Arten vor andern solche gewählet, die gemeiniglich
1) große Blumen tragen,
2) nur eine, oder doch nur wenige Blumen auf einem Stengel beysammen haben,
3) in einer Blume weniger, aber größere Blumenstaubkapseln als andre haben,
als von Narcissen Tulipanen, Amaryllen, Kay- serkronen, weißen und rothen Lilien, und den Kür- bissen, auch sogar dem Safran und dem Colchico. Von deren innern Beschaffenheit glaube ich ganz sicher auf alle andere zarte noch tiefverborgene fruchtbare Blumen schließen zu können, welche sich noch innerhalb den Keimen, Augen, Knospen, Knollen, Zwiebeln und Wurzeln in ihrer erstern Bildung und Auswickelung befinden.
Um mich aber von meiner Vermuthung gewiß zu überzeugen, so nahm ich zur Herbstzeit verschie-
dene
C
haͤltniſſe zu einer außerordentlichen Maſſe, die erſt vor das kuͤnftige in ihnen abgeſondert werden ſoll, ſchon bey der erſten und zarten Blumenbildung zu- gleich mit gebildet worden ſeyn, daß alſo außer de- nen Ausdehnungen denſelben nichts fehlet.
Von dem was ich hier ſage, und wahrſcheinlich vermuthet hatte, davon haben mich die mit den Vergroͤßerungsglaͤſern bey allerley Blumen gemach- ten Verſuche ſattſam uͤberzeuget, unter denen ich die von Knoll- und Zwiebelgewaͤchſen als die vor- zuͤglichſten gefunden habe. Zu meinen Verſuchen habe ich mir von nur erwaͤhnten Arten vor andern ſolche gewaͤhlet, die gemeiniglich
1) große Blumen tragen,
2) nur eine, oder doch nur wenige Blumen auf einem Stengel beyſammen haben,
3) in einer Blume weniger, aber groͤßere Blumenſtaubkapſeln als andre haben,
als von Narciſſen Tulipanen, Amaryllen, Kay- ſerkronen, weißen und rothen Lilien, und den Kuͤr- biſſen, auch ſogar dem Safran und dem Colchico. Von deren innern Beſchaffenheit glaube ich ganz ſicher auf alle andere zarte noch tiefverborgene fruchtbare Blumen ſchließen zu koͤnnen, welche ſich noch innerhalb den Keimen, Augen, Knospen, Knollen, Zwiebeln und Wurzeln in ihrer erſtern Bildung und Auswickelung befinden.
Um mich aber von meiner Vermuthung gewiß zu uͤberzeugen, ſo nahm ich zur Herbſtzeit verſchie-
dene
C
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0045"n="33"/>
haͤltniſſe zu einer außerordentlichen Maſſe, die erſt<lb/>
vor das kuͤnftige in ihnen abgeſondert werden ſoll,<lb/>ſchon bey der erſten und zarten Blumenbildung zu-<lb/>
gleich mit gebildet worden ſeyn, daß alſo außer de-<lb/>
nen Ausdehnungen denſelben nichts fehlet.</p><lb/><p>Von dem was ich hier ſage, und wahrſcheinlich<lb/>
vermuthet hatte, davon haben mich die mit den<lb/>
Vergroͤßerungsglaͤſern bey allerley Blumen gemach-<lb/>
ten Verſuche ſattſam uͤberzeuget, unter denen ich<lb/>
die von Knoll- und Zwiebelgewaͤchſen als die vor-<lb/>
zuͤglichſten gefunden habe. Zu meinen Verſuchen<lb/>
habe ich mir von nur erwaͤhnten Arten vor andern<lb/>ſolche gewaͤhlet, die gemeiniglich</p><lb/><list><item>1) große Blumen tragen,</item><lb/><item>2) nur eine, oder doch nur wenige Blumen<lb/>
auf einem Stengel beyſammen haben,</item><lb/><item>3) in einer Blume weniger, aber groͤßere<lb/>
Blumenſtaubkapſeln als andre haben,</item></list><lb/><p>als von Narciſſen Tulipanen, Amaryllen, Kay-<lb/>ſerkronen, weißen und rothen Lilien, und den Kuͤr-<lb/>
biſſen, auch ſogar dem Safran und dem <hirendition="#aq">Colchico.</hi><lb/>
Von deren innern Beſchaffenheit glaube ich ganz<lb/>ſicher auf alle andere zarte noch tiefverborgene<lb/>
fruchtbare Blumen ſchließen zu koͤnnen, welche ſich<lb/>
noch innerhalb den Keimen, Augen, Knospen,<lb/>
Knollen, Zwiebeln und Wurzeln in ihrer erſtern<lb/>
Bildung und Auswickelung befinden.</p><lb/><p>Um mich aber von meiner Vermuthung gewiß<lb/>
zu uͤberzeugen, ſo nahm ich zur Herbſtzeit verſchie-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C</fw><fwplace="bottom"type="catch">dene</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[33/0045]
haͤltniſſe zu einer außerordentlichen Maſſe, die erſt
vor das kuͤnftige in ihnen abgeſondert werden ſoll,
ſchon bey der erſten und zarten Blumenbildung zu-
gleich mit gebildet worden ſeyn, daß alſo außer de-
nen Ausdehnungen denſelben nichts fehlet.
Von dem was ich hier ſage, und wahrſcheinlich
vermuthet hatte, davon haben mich die mit den
Vergroͤßerungsglaͤſern bey allerley Blumen gemach-
ten Verſuche ſattſam uͤberzeuget, unter denen ich
die von Knoll- und Zwiebelgewaͤchſen als die vor-
zuͤglichſten gefunden habe. Zu meinen Verſuchen
habe ich mir von nur erwaͤhnten Arten vor andern
ſolche gewaͤhlet, die gemeiniglich
1) große Blumen tragen,
2) nur eine, oder doch nur wenige Blumen
auf einem Stengel beyſammen haben,
3) in einer Blume weniger, aber groͤßere
Blumenſtaubkapſeln als andre haben,
als von Narciſſen Tulipanen, Amaryllen, Kay-
ſerkronen, weißen und rothen Lilien, und den Kuͤr-
biſſen, auch ſogar dem Safran und dem Colchico.
Von deren innern Beſchaffenheit glaube ich ganz
ſicher auf alle andere zarte noch tiefverborgene
fruchtbare Blumen ſchließen zu koͤnnen, welche ſich
noch innerhalb den Keimen, Augen, Knospen,
Knollen, Zwiebeln und Wurzeln in ihrer erſtern
Bildung und Auswickelung befinden.
Um mich aber von meiner Vermuthung gewiß
zu uͤberzeugen, ſo nahm ich zur Herbſtzeit verſchie-
dene
C
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/45>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.