kann; wie sie denn den letztern Holzarten im Wachs- thume nicht vorgehen, zu geschweigen, daß sie deren Stelle überall vertreten könnten, ob sie wohl gegen viele andere Holzarten ihren besondern Nutzen zei- gen. Die Eiche also verdienet wegen ihrer ganz erweißlichen Vorzüge, die ihr von jeher mit allen Schonungs- und Nutzungsausnahmen zugeschrie- ben worden sind, ihren Ruf mit Recht.
Man will zwar durch das, was eben jetzt ge- sagt worden, und in den bekannten sehr langsa- men Wachsthume der allergesundesten Eichen mehr als zu wohl gegründet ist, nicht behaupten, als ob dieselben nach Unterschied ihrer Wurzel, ihres Alters, des Grundes und Bodens, der Witterungs- umstände, und ihrer verschiedenen Lebenskräfte, nach welchen sie vom Saamen an, bald früher, bald später, zu ihrem rechten Wachsthume gelan- gen, etwa ihre Knospen im jungen Holze nicht völ- lig ausbildeten, oder in recht ansehnliche Triebe verlängerten, wie andere Baumarten, denn dieses lehrt die Erfahrung.
Das sich aber die in dem Hauptstamme der Eiche jährlich neu erzeugten weichen Theile, in einer gewiß zu bestimmenden Zeit, so bald, wie bey andern Waldbäumen, näher zusammenziehen und in einen festen Bast übergehen müssen, daß ferner der im vorigen Jahre auf besagte Art schon gebildete Bast, besage der Wachsthumsordnung, nach sei- ner Ablösung von der Rinde, sich gleichmäßig in
einen
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kann; wie ſie denn den letztern Holzarten im Wachs- thume nicht vorgehen, zu geſchweigen, daß ſie deren Stelle uͤberall vertreten koͤnnten, ob ſie wohl gegen viele andere Holzarten ihren beſondern Nutzen zei- gen. Die Eiche alſo verdienet wegen ihrer ganz erweißlichen Vorzuͤge, die ihr von jeher mit allen Schonungs- und Nutzungsausnahmen zugeſchrie- ben worden ſind, ihren Ruf mit Recht.
Man will zwar durch das, was eben jetzt ge- ſagt worden, und in den bekannten ſehr langſa- men Wachsthume der allergeſundeſten Eichen mehr als zu wohl gegruͤndet iſt, nicht behaupten, als ob dieſelben nach Unterſchied ihrer Wurzel, ihres Alters, des Grundes und Bodens, der Witterungs- umſtaͤnde, und ihrer verſchiedenen Lebenskraͤfte, nach welchen ſie vom Saamen an, bald fruͤher, bald ſpaͤter, zu ihrem rechten Wachsthume gelan- gen, etwa ihre Knospen im jungen Holze nicht voͤl- lig ausbildeten, oder in recht anſehnliche Triebe verlaͤngerten, wie andere Baumarten, denn dieſes lehrt die Erfahrung.
Das ſich aber die in dem Hauptſtamme der Eiche jaͤhrlich neu erzeugten weichen Theile, in einer gewiß zu beſtimmenden Zeit, ſo bald, wie bey andern Waldbaͤumen, naͤher zuſammenziehen und in einen feſten Baſt uͤbergehen muͤſſen, daß ferner der im vorigen Jahre auf beſagte Art ſchon gebildete Baſt, beſage der Wachsthumsordnung, nach ſei- ner Abloͤſung von der Rinde, ſich gleichmaͤßig in
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kann; wie ſie denn den letztern Holzarten im Wachs-
thume nicht vorgehen, zu geſchweigen, daß ſie deren
Stelle uͤberall vertreten koͤnnten, ob ſie wohl gegen
viele andere Holzarten ihren beſondern Nutzen zei-
gen. Die Eiche alſo verdienet wegen ihrer ganz
erweißlichen Vorzuͤge, die ihr von jeher mit allen
Schonungs- und Nutzungsausnahmen zugeſchrie-
ben worden ſind, ihren Ruf mit Recht.
Man will zwar durch das, was eben jetzt ge-
ſagt worden, und in den bekannten ſehr langſa-
men Wachsthume der allergeſundeſten Eichen
mehr als zu wohl gegruͤndet iſt, nicht behaupten, als
ob dieſelben nach Unterſchied ihrer Wurzel, ihres
Alters, des Grundes und Bodens, der Witterungs-
umſtaͤnde, und ihrer verſchiedenen Lebenskraͤfte,
nach welchen ſie vom Saamen an, bald fruͤher,
bald ſpaͤter, zu ihrem rechten Wachsthume gelan-
gen, etwa ihre Knospen im jungen Holze nicht voͤl-
lig ausbildeten, oder in recht anſehnliche Triebe
verlaͤngerten, wie andere Baumarten, denn dieſes
lehrt die Erfahrung.
Das ſich aber die in dem Hauptſtamme
der Eiche jaͤhrlich neu erzeugten weichen Theile, in
einer gewiß zu beſtimmenden Zeit, ſo bald, wie bey
andern Waldbaͤumen, naͤher zuſammenziehen und in
einen feſten Baſt uͤbergehen muͤſſen, daß ferner der
im vorigen Jahre auf beſagte Art ſchon gebildete
Baſt, beſage der Wachsthumsordnung, nach ſei-
ner Abloͤſung von der Rinde, ſich gleichmaͤßig in
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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