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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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unterhalten will, daß sie in dem Moose nicht
schlechter werden, als sie in der Erde gefunden
werden. Es fallen aber auch bey einem solchen
Verfahren ungemein viele Hindernisse weg, wo-
durch die Versuche in den Garten sonst aufgehal-
ten, erschweret oder gar vereitelt werden.

So wie nun eine richtige Kenntniß der natür-
lichen Standörter der Gewächse, unter ihren Him-
melsstrichen, hier alle Vortheile verschaffet, so ist
auch die Vernachläßigung und Unwissenheit dersel-
ben, bey den gemeinen sogenannten Kunst- und Lust-
gärtnern und andern Liebhabern zeithero noch im-
mer eine dieser Ursachen gewesen, warum sie sich
an die Cultur der Gewächse im Moose noch nicht
haben machen wollen. Fast aus ähnlichen Ursa-
chen haben sie manche schöne und seltene Gewächse
in der Erde weit mühsamer, und mit einen weit
schlechtern Glücke zu erziehen gesucht, die sowohl
im Moose weit geschwinder würden fortgewachsen
seyn, als sie darinnen eine längere Dauer gehabt
haben würden.

Manche Gewächse haben sie außer dem Moose
gar nicht unterhalten können, und folglich derglei-
chen zu ziehen vor unmöglich gehalten, welches sie
vielleicht auch wirklich seyn würden, wenn sie bloß
unter solchen Leuten ohne weitere Anwendung hät-
ten bleiben sollen. Die botanischen Gärten haben
deshalb manches nützliche Gewächse verlohren, und
wie viele muß man nicht noch immer entbehren, die

zu

unterhalten will, daß ſie in dem Mooſe nicht
ſchlechter werden, als ſie in der Erde gefunden
werden. Es fallen aber auch bey einem ſolchen
Verfahren ungemein viele Hinderniſſe weg, wo-
durch die Verſuche in den Garten ſonſt aufgehal-
ten, erſchweret oder gar vereitelt werden.

So wie nun eine richtige Kenntniß der natuͤr-
lichen Standoͤrter der Gewaͤchſe, unter ihren Him-
melsſtrichen, hier alle Vortheile verſchaffet, ſo iſt
auch die Vernachlaͤßigung und Unwiſſenheit derſel-
ben, bey den gemeinen ſogenannten Kunſt- und Luſt-
gaͤrtnern und andern Liebhabern zeithero noch im-
mer eine dieſer Urſachen geweſen, warum ſie ſich
an die Cultur der Gewaͤchſe im Mooſe noch nicht
haben machen wollen. Faſt aus aͤhnlichen Urſa-
chen haben ſie manche ſchoͤne und ſeltene Gewaͤchſe
in der Erde weit muͤhſamer, und mit einen weit
ſchlechtern Gluͤcke zu erziehen geſucht, die ſowohl
im Mooſe weit geſchwinder wuͤrden fortgewachſen
ſeyn, als ſie darinnen eine laͤngere Dauer gehabt
haben wuͤrden.

Manche Gewaͤchſe haben ſie außer dem Mooſe
gar nicht unterhalten koͤnnen, und folglich derglei-
chen zu ziehen vor unmoͤglich gehalten, welches ſie
vielleicht auch wirklich ſeyn wuͤrden, wenn ſie bloß
unter ſolchen Leuten ohne weitere Anwendung haͤt-
ten bleiben ſollen. Die botaniſchen Gaͤrten haben
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[107/0119] unterhalten will, daß ſie in dem Mooſe nicht ſchlechter werden, als ſie in der Erde gefunden werden. Es fallen aber auch bey einem ſolchen Verfahren ungemein viele Hinderniſſe weg, wo- durch die Verſuche in den Garten ſonſt aufgehal- ten, erſchweret oder gar vereitelt werden. So wie nun eine richtige Kenntniß der natuͤr- lichen Standoͤrter der Gewaͤchſe, unter ihren Him- melsſtrichen, hier alle Vortheile verſchaffet, ſo iſt auch die Vernachlaͤßigung und Unwiſſenheit derſel- ben, bey den gemeinen ſogenannten Kunſt- und Luſt- gaͤrtnern und andern Liebhabern zeithero noch im- mer eine dieſer Urſachen geweſen, warum ſie ſich an die Cultur der Gewaͤchſe im Mooſe noch nicht haben machen wollen. Faſt aus aͤhnlichen Urſa- chen haben ſie manche ſchoͤne und ſeltene Gewaͤchſe in der Erde weit muͤhſamer, und mit einen weit ſchlechtern Gluͤcke zu erziehen geſucht, die ſowohl im Mooſe weit geſchwinder wuͤrden fortgewachſen ſeyn, als ſie darinnen eine laͤngere Dauer gehabt haben wuͤrden. Manche Gewaͤchſe haben ſie außer dem Mooſe gar nicht unterhalten koͤnnen, und folglich derglei- chen zu ziehen vor unmoͤglich gehalten, welches ſie vielleicht auch wirklich ſeyn wuͤrden, wenn ſie bloß unter ſolchen Leuten ohne weitere Anwendung haͤt- ten bleiben ſollen. Die botaniſchen Gaͤrten haben deshalb manches nuͤtzliche Gewaͤchſe verlohren, und wie viele muß man nicht noch immer entbehren, die zu

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/119>, abgerufen am 23.11.2024.