Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

lin einen kleinen Moosgarten anzulegen, welchen
ich wieder aufheben konnte, wenn ich wollte. Hier
wählte ich wegen Abzug der Feuchtigkeiten einen
Platz von 30 Fuß lang und 17 Fuß breit, welcher
ein gutes festes Steinpflaster hatte, und etwas
schräg war, so gut, als ich ihn dazu bekommen
konnte, und ließ ihn mit reinen weißen Sande be-
streuen. Die dazu tauglichen Gewächsarten wa-
ren sämmtlich von solcher Beschaffenheit, daß sie
nur flache Wurzeln trieben, die über dem Stein-
pflaster sich überall in den Moos verbreiteten. Die-
sen Platz überdeckte ich mit Moos, fast einen
Schuh hoch, und theilte ihn durch lange befestigte
quer darauf gelegte Latten in lauter schmale Bee-
ten, wodurch der Moos etwas derber zu liegen
kam, die Steige hingegen zwischen diesen Moos-
beeten blieben blos. Den Platz versahe ich end-
lich mit einem niedrigen hölzernen Gitterwerke, und
richtete ihn so ein, daß ich die Natur so viel mög-
lich eben so nachahmen konnte, als ob ich in die
Erde hätte säen und pflanzen wollen.

Ueberhaupt stellete ich sowohl bey diesen letz-
tern, als allen übrigen Versuchen mit den Gewäch-
sen, eine genauere Wahl an, und beurtheilte sie
jederzeit, der Pflege halber, nach ihrem verschiede-
nen natürlichen Stande, welchen sie in verschiede-
nem Grunde und abwechselnder Lage von selbst
nehmen. Denn nach selbigen müssen sie auch be-
handelt werden, wenn man sie auf eine solche Art

unter-

lin einen kleinen Moosgarten anzulegen, welchen
ich wieder aufheben konnte, wenn ich wollte. Hier
waͤhlte ich wegen Abzug der Feuchtigkeiten einen
Platz von 30 Fuß lang und 17 Fuß breit, welcher
ein gutes feſtes Steinpflaſter hatte, und etwas
ſchraͤg war, ſo gut, als ich ihn dazu bekommen
konnte, und ließ ihn mit reinen weißen Sande be-
ſtreuen. Die dazu tauglichen Gewaͤchsarten wa-
ren ſaͤmmtlich von ſolcher Beſchaffenheit, daß ſie
nur flache Wurzeln trieben, die uͤber dem Stein-
pflaſter ſich uͤberall in den Moos verbreiteten. Die-
ſen Platz uͤberdeckte ich mit Moos, faſt einen
Schuh hoch, und theilte ihn durch lange befeſtigte
quer darauf gelegte Latten in lauter ſchmale Bee-
ten, wodurch der Moos etwas derber zu liegen
kam, die Steige hingegen zwiſchen dieſen Moos-
beeten blieben blos. Den Platz verſahe ich end-
lich mit einem niedrigen hoͤlzernen Gitterwerke, und
richtete ihn ſo ein, daß ich die Natur ſo viel moͤg-
lich eben ſo nachahmen konnte, als ob ich in die
Erde haͤtte ſaͤen und pflanzen wollen.

Ueberhaupt ſtellete ich ſowohl bey dieſen letz-
tern, als allen uͤbrigen Verſuchen mit den Gewaͤch-
ſen, eine genauere Wahl an, und beurtheilte ſie
jederzeit, der Pflege halber, nach ihrem verſchiede-
nen natuͤrlichen Stande, welchen ſie in verſchiede-
nem Grunde und abwechſelnder Lage von ſelbſt
nehmen. Denn nach ſelbigen muͤſſen ſie auch be-
handelt werden, wenn man ſie auf eine ſolche Art

unter-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="106"/>
lin einen kleinen Moosgarten anzulegen, welchen<lb/>
ich wieder aufheben konnte, wenn ich wollte. Hier<lb/>
wa&#x0364;hlte ich wegen Abzug der Feuchtigkeiten einen<lb/>
Platz von 30 Fuß lang und 17 Fuß breit, welcher<lb/>
ein gutes fe&#x017F;tes Steinpfla&#x017F;ter hatte, und etwas<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;g war, &#x017F;o gut, als ich ihn dazu bekommen<lb/>
konnte, und ließ ihn mit reinen weißen Sande be-<lb/>
&#x017F;treuen. Die dazu tauglichen Gewa&#x0364;chsarten wa-<lb/>
ren &#x017F;a&#x0364;mmtlich von &#x017F;olcher Be&#x017F;chaffenheit, daß &#x017F;ie<lb/>
nur flache Wurzeln trieben, die u&#x0364;ber dem Stein-<lb/>
pfla&#x017F;ter &#x017F;ich u&#x0364;berall in den Moos verbreiteten. Die-<lb/>
&#x017F;en Platz u&#x0364;berdeckte ich mit Moos, fa&#x017F;t einen<lb/>
Schuh hoch, und theilte ihn durch lange befe&#x017F;tigte<lb/>
quer darauf gelegte Latten in lauter &#x017F;chmale Bee-<lb/>
ten, wodurch der Moos etwas derber zu liegen<lb/>
kam, die Steige hingegen zwi&#x017F;chen die&#x017F;en Moos-<lb/>
beeten blieben blos. Den Platz ver&#x017F;ahe ich end-<lb/>
lich mit einem niedrigen ho&#x0364;lzernen Gitterwerke, und<lb/>
richtete ihn &#x017F;o ein, daß ich die Natur &#x017F;o viel mo&#x0364;g-<lb/>
lich eben &#x017F;o nachahmen konnte, als ob ich in die<lb/>
Erde ha&#x0364;tte &#x017F;a&#x0364;en und pflanzen wollen.</p><lb/>
        <p>Ueberhaupt &#x017F;tellete ich &#x017F;owohl bey die&#x017F;en letz-<lb/>
tern, als allen u&#x0364;brigen Ver&#x017F;uchen mit den Gewa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;en, eine genauere Wahl an, und beurtheilte &#x017F;ie<lb/>
jederzeit, der Pflege halber, nach ihrem ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen natu&#x0364;rlichen Stande, welchen &#x017F;ie in ver&#x017F;chiede-<lb/>
nem Grunde und abwech&#x017F;elnder Lage von &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nehmen. Denn nach &#x017F;elbigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch be-<lb/>
handelt werden, wenn man &#x017F;ie auf eine &#x017F;olche Art<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0118] lin einen kleinen Moosgarten anzulegen, welchen ich wieder aufheben konnte, wenn ich wollte. Hier waͤhlte ich wegen Abzug der Feuchtigkeiten einen Platz von 30 Fuß lang und 17 Fuß breit, welcher ein gutes feſtes Steinpflaſter hatte, und etwas ſchraͤg war, ſo gut, als ich ihn dazu bekommen konnte, und ließ ihn mit reinen weißen Sande be- ſtreuen. Die dazu tauglichen Gewaͤchsarten wa- ren ſaͤmmtlich von ſolcher Beſchaffenheit, daß ſie nur flache Wurzeln trieben, die uͤber dem Stein- pflaſter ſich uͤberall in den Moos verbreiteten. Die- ſen Platz uͤberdeckte ich mit Moos, faſt einen Schuh hoch, und theilte ihn durch lange befeſtigte quer darauf gelegte Latten in lauter ſchmale Bee- ten, wodurch der Moos etwas derber zu liegen kam, die Steige hingegen zwiſchen dieſen Moos- beeten blieben blos. Den Platz verſahe ich end- lich mit einem niedrigen hoͤlzernen Gitterwerke, und richtete ihn ſo ein, daß ich die Natur ſo viel moͤg- lich eben ſo nachahmen konnte, als ob ich in die Erde haͤtte ſaͤen und pflanzen wollen. Ueberhaupt ſtellete ich ſowohl bey dieſen letz- tern, als allen uͤbrigen Verſuchen mit den Gewaͤch- ſen, eine genauere Wahl an, und beurtheilte ſie jederzeit, der Pflege halber, nach ihrem verſchiede- nen natuͤrlichen Stande, welchen ſie in verſchiede- nem Grunde und abwechſelnder Lage von ſelbſt nehmen. Denn nach ſelbigen muͤſſen ſie auch be- handelt werden, wenn man ſie auf eine ſolche Art unter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/118
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/118>, abgerufen am 23.11.2024.