Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.streichenden Thauwurzeln der Bäume und Sträu- Es dringet sich indessen den Botanisten vor der-
ſtreichenden Thauwurzeln der Baͤume und Straͤu- Es dringet ſich indeſſen den Botaniſten vor der-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0106" n="94"/> ſtreichenden Thauwurzeln der Baͤume und Straͤu-<lb/> cher gegen eindringenden Froſt und Hitze, Duͤrre,<lb/> und eine uͤbermaͤßige Naͤſſe, einen hinreichenden<lb/> Schutz giebet. Er reiniget, filtriret und maͤßiget<lb/> die zufließenden Tagewaſſer, und befoͤrdert die na-<lb/> tuͤrliche Beſaamung aller Gewaͤchſe zugleich uͤber-<lb/> all. Es verdienen dergleichen in der Naturkunde<lb/> und Haushaltung ſo wichtige Umſtaͤnde, allerdings<lb/> eine weitere Unterſuchung und Anwendung, ob<lb/> gleich ſehr viele Menſchen dergleichen Vorfaͤlle vor<lb/> allzu gemein, bekannt und geringe ſchaͤtzen, und alſo<lb/> auch die wahre Groͤße und Ordnung in den Natur-<lb/> wirkungen mit Fleiß verkennen, oder aber in den<lb/> Folgen nicht zu beurtheilen wiſſen, und folglich we-<lb/> nig reizendes dabey finden.</p><lb/> <p>Es dringet ſich indeſſen den Botaniſten vor<lb/> andern eine Menge von guten Erfahrungen auf,<lb/> wenn ſich nehmlich deren Wiſſenſchaft nicht etwa<lb/> mit der bloßen Beſtimmung der Geſchlechtszeichen<lb/> bey den Gewaͤchſen, in den Gaͤrten und Studier-<lb/> ſtuben endiget, ſondern wenn ſie vielmehr die<lb/> Gewaͤchſe in ihren natuͤrlichen Standoͤrtern zu Be-<lb/> forderung des allgemeinen Nutzens, mit Nachden-<lb/> ken zu ſammlen, und bey der Sammlung ſelbſt,<lb/> auf alles dasjenige wohl acht zu haben gewohnt ſind,<lb/> was ſie an ihnen in dem verſchiedenen Zuſtande be-<lb/> merkenswerthes finden. Um alſo die Gewaͤchs-<lb/> kunde ebenfalls immer gemeinnuͤtziger zu machen,<lb/> habe ich mir von jeher zu einem Geſetze gemacht,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0106]
ſtreichenden Thauwurzeln der Baͤume und Straͤu-
cher gegen eindringenden Froſt und Hitze, Duͤrre,
und eine uͤbermaͤßige Naͤſſe, einen hinreichenden
Schutz giebet. Er reiniget, filtriret und maͤßiget
die zufließenden Tagewaſſer, und befoͤrdert die na-
tuͤrliche Beſaamung aller Gewaͤchſe zugleich uͤber-
all. Es verdienen dergleichen in der Naturkunde
und Haushaltung ſo wichtige Umſtaͤnde, allerdings
eine weitere Unterſuchung und Anwendung, ob
gleich ſehr viele Menſchen dergleichen Vorfaͤlle vor
allzu gemein, bekannt und geringe ſchaͤtzen, und alſo
auch die wahre Groͤße und Ordnung in den Natur-
wirkungen mit Fleiß verkennen, oder aber in den
Folgen nicht zu beurtheilen wiſſen, und folglich we-
nig reizendes dabey finden.
Es dringet ſich indeſſen den Botaniſten vor
andern eine Menge von guten Erfahrungen auf,
wenn ſich nehmlich deren Wiſſenſchaft nicht etwa
mit der bloßen Beſtimmung der Geſchlechtszeichen
bey den Gewaͤchſen, in den Gaͤrten und Studier-
ſtuben endiget, ſondern wenn ſie vielmehr die
Gewaͤchſe in ihren natuͤrlichen Standoͤrtern zu Be-
forderung des allgemeinen Nutzens, mit Nachden-
ken zu ſammlen, und bey der Sammlung ſelbſt,
auf alles dasjenige wohl acht zu haben gewohnt ſind,
was ſie an ihnen in dem verſchiedenen Zuſtande be-
merkenswerthes finden. Um alſo die Gewaͤchs-
kunde ebenfalls immer gemeinnuͤtziger zu machen,
habe ich mir von jeher zu einem Geſetze gemacht,
der-
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