es zwischen den Steinen, Mauern, Klippen und Felsen geschiehet, sondern auch in größter Menge aufschlagen: wie man an ganzen Fichten- und Tan- nenwaldungen, in den Gebirgen und sogar auf den ausgetrockneten Moospfuhlen und Wiesen findet, welche in dem Moose ihren ersten Anfang nehmen, wo sie sich eine geraume Zeit erhalten, bis sie nach einigen darinnen überstandenen Veränderungen, endlich in die darunter liegenden und ihnen eigentli- cher zukommenden festen Erdschichten tiefere Wur- zeln schlagen, und zu eben der Größe, Stärke, Dauer und Ansehen gelangen, als ob sie gleich an- fangs aus ihren Saamen in der bloßen Erde ent- standen wären.
Von vielen andern aber wird man gerade das Gegentheil gewahr, als welche zwar, wie fast alle, in den Moos entstehen, und aus den Saamen in den ersten Jahren gut und schnell aufwachsen, aber darinnen nur einen gewissen Grad der Ausbildung erreichen, welchen sie nicht überschreiten, sondern als- denn langsam wieder vergehen. Denn ein ziemlich an- sehnlicher Theil von größern Gewächsen hat in dem Moose eine überaus kurze Dauer, wobey er sich sehr schlecht entwickelt, daß er nicht nur sehr selten zur Blüthe und Frucht gelanget, sondern auch so- gar in häufige Mißgewächse ausartet.
Außerdem findet der Naturforschende, nach Verschiedenheit des Grundes, den der Moos über- zogen hat, daß er denen oberwärts sehr flach aus-
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es zwiſchen den Steinen, Mauern, Klippen und Felſen geſchiehet, ſondern auch in groͤßter Menge aufſchlagen: wie man an ganzen Fichten- und Tan- nenwaldungen, in den Gebirgen und ſogar auf den ausgetrockneten Moospfuhlen und Wieſen findet, welche in dem Mooſe ihren erſten Anfang nehmen, wo ſie ſich eine geraume Zeit erhalten, bis ſie nach einigen darinnen uͤberſtandenen Veraͤnderungen, endlich in die darunter liegenden und ihnen eigentli- cher zukommenden feſten Erdſchichten tiefere Wur- zeln ſchlagen, und zu eben der Groͤße, Staͤrke, Dauer und Anſehen gelangen, als ob ſie gleich an- fangs aus ihren Saamen in der bloßen Erde ent- ſtanden waͤren.
Von vielen andern aber wird man gerade das Gegentheil gewahr, als welche zwar, wie faſt alle, in den Moos entſtehen, und aus den Saamen in den erſten Jahren gut und ſchnell aufwachſen, aber darinnen nur einen gewiſſen Grad der Ausbildung erreichen, welchen ſie nicht uͤberſchreiten, ſondern als- denn langſam wieder vergehen. Denn ein ziemlich an- ſehnlicher Theil von groͤßern Gewaͤchſen hat in dem Mooſe eine uͤberaus kurze Dauer, wobey er ſich ſehr ſchlecht entwickelt, daß er nicht nur ſehr ſelten zur Bluͤthe und Frucht gelanget, ſondern auch ſo- gar in haͤufige Mißgewaͤchſe ausartet.
Außerdem findet der Naturforſchende, nach Verſchiedenheit des Grundes, den der Moos uͤber- zogen hat, daß er denen oberwaͤrts ſehr flach aus-
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es zwiſchen den Steinen, Mauern, Klippen und
Felſen geſchiehet, ſondern auch in groͤßter Menge
aufſchlagen: wie man an ganzen Fichten- und Tan-
nenwaldungen, in den Gebirgen und ſogar auf den
ausgetrockneten Moospfuhlen und Wieſen findet,
welche in dem Mooſe ihren erſten Anfang nehmen,
wo ſie ſich eine geraume Zeit erhalten, bis ſie nach
einigen darinnen uͤberſtandenen Veraͤnderungen,
endlich in die darunter liegenden und ihnen eigentli-
cher zukommenden feſten Erdſchichten tiefere Wur-
zeln ſchlagen, und zu eben der Groͤße, Staͤrke,
Dauer und Anſehen gelangen, als ob ſie gleich an-
fangs aus ihren Saamen in der bloßen Erde ent-
ſtanden waͤren.
Von vielen andern aber wird man gerade das
Gegentheil gewahr, als welche zwar, wie faſt alle,
in den Moos entſtehen, und aus den Saamen in
den erſten Jahren gut und ſchnell aufwachſen, aber
darinnen nur einen gewiſſen Grad der Ausbildung
erreichen, welchen ſie nicht uͤberſchreiten, ſondern als-
denn langſam wieder vergehen. Denn ein ziemlich an-
ſehnlicher Theil von groͤßern Gewaͤchſen hat in dem
Mooſe eine uͤberaus kurze Dauer, wobey er ſich
ſehr ſchlecht entwickelt, daß er nicht nur ſehr ſelten
zur Bluͤthe und Frucht gelanget, ſondern auch ſo-
gar in haͤufige Mißgewaͤchſe ausartet.
Außerdem findet der Naturforſchende, nach
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zogen hat, daß er denen oberwaͤrts ſehr flach aus-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/105>, abgerufen am 23.07.2024.
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