Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 2. Amsterdam, 1647.

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Ander Theil

rer hauß-haltung (welche vielleicht nicht weit ist) einmahl
kommen wird/ da dann ein Scheidung gutes vnd böses
durch den Hertzen-probierer (gleich wie Gold im fewer
von seiner Schlacken gereinigt) angestellet wird. Dann
wird man sehen was für Christen wir gewesen seyn/ wir
haben zwar alle den Nahmen/ beweisen aber solches mit
der That nicht/ wil immer einer besser als der ander seyn/
vnd vmb eines Worts wegen/ welches dieser anders als
jener verstehet (daran die Seligkeit doch nicht gelegen ist)
verfluchet vnd verdammet einer den andern/ verfolgen
vnd bestreitten einander biß in den Todt/ welches vns
Christus nicht gelehret hat/ sondern ernstlich befohlen
ist/ daß wir vns vnter-einander lieben sollen/ böses mit
gutem vnd nicht gutes mit bösem bezahlen/ wie leider
itzunder überal im schwang gehet/ vnd bey allen men-
schen gemein ist/ ein jedweder wil nur sein eigen Reputa-
tion in acht nehmen/ Gottes Ehr vnd Gebott aber wird
hergegen nicht geacht/ sondern mit Füssen getretten/ vnd
hat der schändliche Hoffart/ eiteler Ehrgeitz/ vnd Phari-
seische Scheinheiligkeit bey den (böß) Gelehrten also
vberhand genommen/ daß auch niemand von seiner hals-
starrigkeit weichen wil/ vnd solte auch die gantze Welt
dadurch vmbgekehret werden. Das laß mir einer Chri-
sten seyn/ an jhren früchten solt jhr sie erkennen vnd nicht
an jhren worten. Die Wölffe seindt nun so mit schafs-
kleidern bedecket vnd vberzogen/ daß man schier keine
mehr finden kan/ Wolffs-thaten aber werden allenthal-
ben gespüret. Alle gute sitten werden in böse verkehret/ die
Weiber werden nun Männer/ die Männer stellen sich
als Weiber/ gantz gegen Gottes vnd der Natur Ein-
setzung. In summa die Welt gehet auf steltzen. Wann nun

Hera-

Ander Theil

rer hauß-haltung (welche vielleicht nicht weit iſt) einmahl
kommen wird/ da dann ein Scheidung gutes vnd boͤſes
durch den Hertzen-probierer (gleich wie Gold im fewer
von ſeiner Schlacken gereinigt) angeſtellet wird. Dann
wird man ſehen was fuͤr Chriſten wir geweſen ſeyn/ wir
haben zwar alle den Nahmen/ beweiſen aber ſolches mit
der That nicht/ wil immer einer beſſer als der ander ſeyn/
vnd vmb eines Worts wegen/ welches dieſer anders als
jener verſtehet (daran die Seligkeit doch nicht gelegen iſt)
verfluchet vnd verdammet einer den andern/ verfolgen
vnd beſtreitten einander biß in den Todt/ welches vns
Chriſtus nicht gelehret hat/ ſondern ernſtlich befohlen
iſt/ daß wir vns vnter-einander lieben ſollen/ boͤſes mit
gutem vnd nicht gutes mit boͤſem bezahlen/ wie leider
itzunder uͤberal im ſchwang gehet/ vnd bey allen men-
ſchen gemein iſt/ ein jedweder wil nur ſein eigen Reputa-
tion in acht nehmen/ Gottes Ehr vnd Gebott aber wird
hergegen nicht geacht/ ſondern mit Fuͤſſen getretten/ vnd
hat der ſchaͤndliche Hoffart/ eiteler Ehrgeitz/ vnd Phari-
ſeiſche Scheinheiligkeit bey den (boͤß) Gelehrten alſo
vberhand genommen/ daß auch niemand von ſeiner hals-
ſtarrigkeit weichen wil/ vnd ſolte auch die gantze Welt
dadurch vmbgekehret werden. Das laß mir einer Chri-
ſten ſeyn/ an jhren fruͤchten ſolt jhr ſie erkennen vnd nicht
an jhren worten. Die Woͤlffe ſeindt nun ſo mit ſchafs-
kleidern bedecket vnd vberzogen/ daß man ſchier keine
mehr finden kan/ Wolffs-thaten aber werden allenthal-
ben geſpuͤret. Alle gute ſitten werden in boͤſe verkehret/ die
Weiber werden nun Maͤnner/ die Maͤnner ſtellen ſich
als Weiber/ gantz gegen Gottes vnd der Natur Ein-
ſetzung. In ſumma die Welt gehet auf ſteltzen. Wann nun

Hera-

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[76/0080] Ander Theil rer hauß-haltung (welche vielleicht nicht weit iſt) einmahl kommen wird/ da dann ein Scheidung gutes vnd boͤſes durch den Hertzen-probierer (gleich wie Gold im fewer von ſeiner Schlacken gereinigt) angeſtellet wird. Dann wird man ſehen was fuͤr Chriſten wir geweſen ſeyn/ wir haben zwar alle den Nahmen/ beweiſen aber ſolches mit der That nicht/ wil immer einer beſſer als der ander ſeyn/ vnd vmb eines Worts wegen/ welches dieſer anders als jener verſtehet (daran die Seligkeit doch nicht gelegen iſt) verfluchet vnd verdammet einer den andern/ verfolgen vnd beſtreitten einander biß in den Todt/ welches vns Chriſtus nicht gelehret hat/ ſondern ernſtlich befohlen iſt/ daß wir vns vnter-einander lieben ſollen/ boͤſes mit gutem vnd nicht gutes mit boͤſem bezahlen/ wie leider itzunder uͤberal im ſchwang gehet/ vnd bey allen men- ſchen gemein iſt/ ein jedweder wil nur ſein eigen Reputa- tion in acht nehmen/ Gottes Ehr vnd Gebott aber wird hergegen nicht geacht/ ſondern mit Fuͤſſen getretten/ vnd hat der ſchaͤndliche Hoffart/ eiteler Ehrgeitz/ vnd Phari- ſeiſche Scheinheiligkeit bey den (boͤß) Gelehrten alſo vberhand genommen/ daß auch niemand von ſeiner hals- ſtarrigkeit weichen wil/ vnd ſolte auch die gantze Welt dadurch vmbgekehret werden. Das laß mir einer Chri- ſten ſeyn/ an jhren fruͤchten ſolt jhr ſie erkennen vnd nicht an jhren worten. Die Woͤlffe ſeindt nun ſo mit ſchafs- kleidern bedecket vnd vberzogen/ daß man ſchier keine mehr finden kan/ Wolffs-thaten aber werden allenthal- ben geſpuͤret. Alle gute ſitten werden in boͤſe verkehret/ die Weiber werden nun Maͤnner/ die Maͤnner ſtellen ſich als Weiber/ gantz gegen Gottes vnd der Natur Ein- ſetzung. In ſumma die Welt gehet auf ſteltzen. Wann nun Hera-

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Zitationshilfe:	Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 2. Amsterdam, 1647, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni02_1647/80>, abgerufen am 24.11.2024.

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