Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Rag
bey ihnen ragio so viel
als eine Kaufmännische
Rechnung.
Ragout, eine Tuncke, Brü-
he. it. Kost, so den Appe-
tit
erwecken, Lecker-Biß-
lein, Beyessen.
Raja, also heisen die Fürsten
in Jndien, und pflegen
auch die Könige dieses
Wort als einen Ehren-
Titul ihren Namen vor-
zusetzen.
Raillerie, Schertz und Ve-
xirerey, Schimpf, Ge-
spött. Par raillerie, aus
Schertz, Schertz-weise.
Raillerie a part, ohne al-
len Schertz, in Ernst.
Railleur, ein Schertzer,
Vexirer, Spötter, ein
kurtzweiliger Mensch,
Possenreisser.
Railliren, schertzen, Schertz-
Reden treiben, it. einen
vexiren, aufziehen.
Rais, Reis, also werden die
Capitaine der Türcki-
schen Galeeren genennet,
welches gemeiniglich ab-
gefallene Christen oder
dero Nachkommen seynd.
Raisin, Rosinen, frische oder
gewelckte Trauben, Wein-
beere.
[Spaltenumbruch]
Rai
Raison, Vernunft, Billig-
keit, Rechtmäsigkeit. it.
Grund, Beweiß, auch eine
Ursache. Einen zur rai-
son
bringen, heist einen
zur Erkantnus bringen.
Raison d' Etat, wird in
Staats-Sachen in gu-
tem und bösem Verstan-
de gebraucht. Jn gutem
Verstande bedeutet es
dasjenige, was entweder
in Abwendung des Bö-
sen, oder in Zuwendung
und Erhaltung des Gu-
ten einem Lande nützlich
und zuträglich ist, inglei-
chen die Klugheit, einen
Staat in seinen vorigen
Flor wieder zu setzen, dar-
innen zu erhalten, und des-
sen Nutzen durch rechtmä-
sige Mittel zu befördern.
Jm bösen oder verkehrten
Verstande wird dieses
Wort hingegen öfters
zum Deckel aller Unge-
rechtigkeit mißbrauchet,
wann man nemlich solche
Gesetze giebet, und solche
Rathschläge fasset, welche
schnurstracks wider die
Billigkeit laufen, und nur
das Interesse und den
Nutzen
[Spaltenumbruch]
Rag
bey ihnen ragio ſo viel
als eine Kaufmaͤnniſche
Rechnung.
Ragout, eine Tuncke, Bruͤ-
he. it. Koſt, ſo den Appe-
tit
erwecken, Lecker-Biß-
lein, Beyeſſen.
Raja, alſo heiſen die Fuͤrſten
in Jndien, und pflegen
auch die Koͤnige dieſes
Wort als einen Ehren-
Titul ihren Namen vor-
zuſetzen.
Raillerie, Schertz und Ve-
xirerey, Schimpf, Ge-
ſpoͤtt. Par raillerie, aus
Schertz, Schertz-weiſe.
Raillerie à part, ohne al-
len Schertz, in Ernſt.
Railleur, ein Schertzer,
Vexirer, Spoͤtter, ein
kurtzweiliger Menſch,
Poſſenreiſſer.
Railliren, ſchertzen, Schertz-
Reden treiben, it. einen
vexiren, aufziehen.
Rais, Reis, alſo werden die
Capitaine der Tuͤrcki-
ſchen Galeeren genennet,
welches gemeiniglich ab-
gefallene Chriſten oder
dero Nachkommen ſeynd.
Raiſin, Roſinen, friſche oder
gewelckte Tꝛauben, Wein-
beere.
[Spaltenumbruch]
Rai
Raiſon, Vernunft, Billig-
keit, Rechtmaͤſigkeit. it.
Grund, Beweiß, auch eine
Urſache. Einen zur rai-
ſon
bringen, heiſt einen
zur Erkantnus bringen.
Raiſon d’ Etat, wird in
Staats-Sachen in gu-
tem und boͤſem Verſtan-
de gebraucht. Jn gutem
Verſtande bedeutet es
dasjenige, was entweder
in Abwendung des Boͤ-
ſen, oder in Zuwendung
und Erhaltung des Gu-
ten einem Lande nuͤtzlich
und zutraͤglich iſt, inglei-
chen die Klugheit, einen
Staat in ſeinen vorigen
Flor wieder zu ſetzen, dar-
innen zu erhalten, und deſ-
ſen Nutzen durch rechtmaͤ-
ſige Mittel zu befoͤrdern.
Jm boͤſen oder verkehrten
Verſtande wird dieſes
Wort hingegen oͤfters
zum Deckel aller Unge-
rechtigkeit mißbrauchet,
wann man nemlich ſolche
Geſetze giebet, und ſolche
Rathſchlaͤge faſſet, welche
ſchnurſtracks wider die
Billigkeit laufen, und nur
das Intereſſe und den
Nutzen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0566" n="548"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Rag</hi></fw><lb/>
bey ihnen <hi rendition="#aq">ragio</hi> &#x017F;o viel<lb/>
als eine Kaufma&#x0364;nni&#x017F;che<lb/>
Rechnung.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Ragout,</hi> eine Tuncke, Bru&#x0364;-<lb/>
he. <hi rendition="#aq">it.</hi> Ko&#x017F;t, &#x017F;o den <hi rendition="#aq">Appe-<lb/>
tit</hi> erwecken, Lecker-Biß-<lb/>
lein, Beye&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Raja,</hi> al&#x017F;o hei&#x017F;en die Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
in Jndien, und pflegen<lb/>
auch die Ko&#x0364;nige die&#x017F;es<lb/>
Wort als einen Ehren-<lb/>
Titul ihren Namen vor-<lb/>
zu&#x017F;etzen.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Raillerie,</hi> Schertz und Ve-<lb/>
xirerey, Schimpf, Ge-<lb/>
&#x017F;po&#x0364;tt. <hi rendition="#aq">Par raillerie,</hi> aus<lb/>
Schertz, Schertz-wei&#x017F;e.<lb/><hi rendition="#aq">Raillerie à part,</hi> ohne al-<lb/>
len Schertz, in Ern&#x017F;t.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Railleur,</hi> ein Schertzer,<lb/>
Vexirer, Spo&#x0364;tter, ein<lb/>
kurtzweiliger Men&#x017F;ch,<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;enrei&#x017F;&#x017F;er.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Railli</hi>ren, &#x017F;chertzen, Schertz-<lb/>
Reden treiben, <hi rendition="#aq">it.</hi> einen<lb/><hi rendition="#aq">vexi</hi>ren, aufziehen.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Rais, Reis,</hi> al&#x017F;o werden die<lb/><hi rendition="#aq">Capitaine</hi> der Tu&#x0364;rcki-<lb/>
&#x017F;chen Galeeren genennet,<lb/>
welches gemeiniglich ab-<lb/>
gefallene Chri&#x017F;ten oder<lb/>
dero Nachkommen &#x017F;eynd.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;in,</hi> Ro&#x017F;inen, fri&#x017F;che oder<lb/>
gewelckte T&#xA75B;auben, Wein-<lb/>
beere.</item>
        </list><lb/>
        <cb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Rai</hi> </fw><lb/>
        <list>
          <item><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on,</hi> Vernunft, Billig-<lb/>
keit, Rechtma&#x0364;&#x017F;igkeit. <hi rendition="#aq">it.</hi><lb/>
Grund, Beweiß, auch eine<lb/>
Ur&#x017F;ache. Einen zur <hi rendition="#aq">rai-<lb/>
&#x017F;on</hi> bringen, hei&#x017F;t einen<lb/>
zur Erkantnus bringen.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on d&#x2019; Etat,</hi> wird in<lb/>
Staats-Sachen in gu-<lb/>
tem und bo&#x0364;&#x017F;em Ver&#x017F;tan-<lb/>
de gebraucht. Jn gutem<lb/>
Ver&#x017F;tande bedeutet es<lb/>
dasjenige, was entweder<lb/>
in Abwendung des Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en, oder in Zuwendung<lb/>
und Erhaltung des Gu-<lb/>
ten einem Lande nu&#x0364;tzlich<lb/>
und zutra&#x0364;glich i&#x017F;t, inglei-<lb/>
chen die Klugheit, einen<lb/>
Staat in &#x017F;einen vorigen<lb/>
Flor wieder zu &#x017F;etzen, dar-<lb/>
innen zu erhalten, und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Nutzen durch rechtma&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ige Mittel zu befo&#x0364;rdern.<lb/>
Jm bo&#x0364;&#x017F;en oder verkehrten<lb/>
Ver&#x017F;tande wird die&#x017F;es<lb/>
Wort hingegen o&#x0364;fters<lb/>
zum Deckel aller Unge-<lb/>
rechtigkeit mißbrauchet,<lb/>
wann man nemlich &#x017F;olche<lb/>
Ge&#x017F;etze giebet, und &#x017F;olche<lb/>
Rath&#x017F;chla&#x0364;ge fa&#x017F;&#x017F;et, welche<lb/>
&#x017F;chnur&#x017F;tracks wider die<lb/>
Billigkeit laufen, und nur<lb/>
das <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> und den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nutzen</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0566] Rag Rai bey ihnen ragio ſo viel als eine Kaufmaͤnniſche Rechnung. Ragout, eine Tuncke, Bruͤ- he. it. Koſt, ſo den Appe- tit erwecken, Lecker-Biß- lein, Beyeſſen. Raja, alſo heiſen die Fuͤrſten in Jndien, und pflegen auch die Koͤnige dieſes Wort als einen Ehren- Titul ihren Namen vor- zuſetzen. Raillerie, Schertz und Ve- xirerey, Schimpf, Ge- ſpoͤtt. Par raillerie, aus Schertz, Schertz-weiſe. Raillerie à part, ohne al- len Schertz, in Ernſt. Railleur, ein Schertzer, Vexirer, Spoͤtter, ein kurtzweiliger Menſch, Poſſenreiſſer. Railliren, ſchertzen, Schertz- Reden treiben, it. einen vexiren, aufziehen. Rais, Reis, alſo werden die Capitaine der Tuͤrcki- ſchen Galeeren genennet, welches gemeiniglich ab- gefallene Chriſten oder dero Nachkommen ſeynd. Raiſin, Roſinen, friſche oder gewelckte Tꝛauben, Wein- beere. Raiſon, Vernunft, Billig- keit, Rechtmaͤſigkeit. it. Grund, Beweiß, auch eine Urſache. Einen zur rai- ſon bringen, heiſt einen zur Erkantnus bringen. Raiſon d’ Etat, wird in Staats-Sachen in gu- tem und boͤſem Verſtan- de gebraucht. Jn gutem Verſtande bedeutet es dasjenige, was entweder in Abwendung des Boͤ- ſen, oder in Zuwendung und Erhaltung des Gu- ten einem Lande nuͤtzlich und zutraͤglich iſt, inglei- chen die Klugheit, einen Staat in ſeinen vorigen Flor wieder zu ſetzen, dar- innen zu erhalten, und deſ- ſen Nutzen durch rechtmaͤ- ſige Mittel zu befoͤrdern. Jm boͤſen oder verkehrten Verſtande wird dieſes Wort hingegen oͤfters zum Deckel aller Unge- rechtigkeit mißbrauchet, wann man nemlich ſolche Geſetze giebet, und ſolche Rathſchlaͤge faſſet, welche ſchnurſtracks wider die Billigkeit laufen, und nur das Intereſſe und den Nutzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/566
Zitationshilfe: Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/566>, abgerufen am 20.05.2024.