bey ihnen ragio so viel als eine Kaufmännische Rechnung.
Ragout, eine Tuncke, Brü- he. it. Kost, so den Appe- tit erwecken, Lecker-Biß- lein, Beyessen.
Raja, also heisen die Fürsten in Jndien, und pflegen auch die Könige dieses Wort als einen Ehren- Titul ihren Namen vor- zusetzen.
Raillerie, Schertz und Ve- xirerey, Schimpf, Ge- spött. Par raillerie, aus Schertz, Schertz-weise. Raillerie a part, ohne al- len Schertz, in Ernst.
Railleur, ein Schertzer, Vexirer, Spötter, ein kurtzweiliger Mensch, Possenreisser.
Railliren, schertzen, Schertz- Reden treiben, it. einen vexiren, aufziehen.
Rais, Reis, also werden die Capitaine der Türcki- schen Galeeren genennet, welches gemeiniglich ab- gefallene Christen oder dero Nachkommen seynd.
Raisin, Rosinen, frische oder gewelckte Trauben, Wein- beere.
[Spaltenumbruch]
Rai
Raison, Vernunft, Billig- keit, Rechtmäsigkeit. it. Grund, Beweiß, auch eine Ursache. Einen zur rai- son bringen, heist einen zur Erkantnus bringen.
Raison d' Etat, wird in Staats-Sachen in gu- tem und bösem Verstan- de gebraucht. Jn gutem Verstande bedeutet es dasjenige, was entweder in Abwendung des Bö- sen, oder in Zuwendung und Erhaltung des Gu- ten einem Lande nützlich und zuträglich ist, inglei- chen die Klugheit, einen Staat in seinen vorigen Flor wieder zu setzen, dar- innen zu erhalten, und des- sen Nutzen durch rechtmä- sige Mittel zu befördern. Jm bösen oder verkehrten Verstande wird dieses Wort hingegen öfters zum Deckel aller Unge- rechtigkeit mißbrauchet, wann man nemlich solche Gesetze giebet, und solche Rathschläge fasset, welche schnurstracks wider die Billigkeit laufen, und nur das Interesse und den
Nutzen
[Spaltenumbruch]
Rag
bey ihnen ragio ſo viel als eine Kaufmaͤnniſche Rechnung.
Ragout, eine Tuncke, Bruͤ- he. it. Koſt, ſo den Appe- tit erwecken, Lecker-Biß- lein, Beyeſſen.
Raja, alſo heiſen die Fuͤrſten in Jndien, und pflegen auch die Koͤnige dieſes Wort als einen Ehren- Titul ihren Namen vor- zuſetzen.
Raillerie, Schertz und Ve- xirerey, Schimpf, Ge- ſpoͤtt. Par raillerie, aus Schertz, Schertz-weiſe. Raillerie à part, ohne al- len Schertz, in Ernſt.
Railleur, ein Schertzer, Vexirer, Spoͤtter, ein kurtzweiliger Menſch, Poſſenreiſſer.
Railliren, ſchertzen, Schertz- Reden treiben, it. einen vexiren, aufziehen.
Rais, Reis, alſo werden die Capitaine der Tuͤrcki- ſchen Galeeren genennet, welches gemeiniglich ab- gefallene Chriſten oder dero Nachkommen ſeynd.
Raiſin, Roſinen, friſche oder gewelckte Tꝛauben, Wein- beere.
[Spaltenumbruch]
Rai
Raiſon, Vernunft, Billig- keit, Rechtmaͤſigkeit. it. Grund, Beweiß, auch eine Urſache. Einen zur rai- ſon bringen, heiſt einen zur Erkantnus bringen.
Raiſon d’ Etat, wird in Staats-Sachen in gu- tem und boͤſem Verſtan- de gebraucht. Jn gutem Verſtande bedeutet es dasjenige, was entweder in Abwendung des Boͤ- ſen, oder in Zuwendung und Erhaltung des Gu- ten einem Lande nuͤtzlich und zutraͤglich iſt, inglei- chen die Klugheit, einen Staat in ſeinen vorigen Flor wieder zu ſetzen, dar- innen zu erhalten, und deſ- ſen Nutzen durch rechtmaͤ- ſige Mittel zu befoͤrdern. Jm boͤſen oder verkehrten Verſtande wird dieſes Wort hingegen oͤfters zum Deckel aller Unge- rechtigkeit mißbrauchet, wann man nemlich ſolche Geſetze giebet, und ſolche Rathſchlaͤge faſſet, welche ſchnurſtracks wider die Billigkeit laufen, und nur das Intereſſe und den
Nutzen
<TEI><text><body><divn="1"><list><item><pbfacs="#f0566"n="548"/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">Rag</hi></fw><lb/>
bey ihnen <hirendition="#aq">ragio</hi>ſo viel<lb/>
als eine Kaufmaͤnniſche<lb/>
Rechnung.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Ragout,</hi> eine Tuncke, Bruͤ-<lb/>
he. <hirendition="#aq">it.</hi> Koſt, ſo den <hirendition="#aq">Appe-<lb/>
tit</hi> erwecken, Lecker-Biß-<lb/>
lein, Beyeſſen.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Raja,</hi> alſo heiſen die Fuͤrſten<lb/>
in Jndien, und pflegen<lb/>
auch die Koͤnige dieſes<lb/>
Wort als einen Ehren-<lb/>
Titul ihren Namen vor-<lb/>
zuſetzen.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Raillerie,</hi> Schertz und Ve-<lb/>
xirerey, Schimpf, Ge-<lb/>ſpoͤtt. <hirendition="#aq">Par raillerie,</hi> aus<lb/>
Schertz, Schertz-weiſe.<lb/><hirendition="#aq">Raillerie à part,</hi> ohne al-<lb/>
len Schertz, in Ernſt.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Railleur,</hi> ein Schertzer,<lb/>
Vexirer, Spoͤtter, ein<lb/>
kurtzweiliger Menſch,<lb/>
Poſſenreiſſer.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Railli</hi>ren, ſchertzen, Schertz-<lb/>
Reden treiben, <hirendition="#aq">it.</hi> einen<lb/><hirendition="#aq">vexi</hi>ren, aufziehen.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Rais, Reis,</hi> alſo werden die<lb/><hirendition="#aq">Capitaine</hi> der Tuͤrcki-<lb/>ſchen Galeeren genennet,<lb/>
welches gemeiniglich ab-<lb/>
gefallene Chriſten oder<lb/>
dero Nachkommen ſeynd.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Raiſin,</hi> Roſinen, friſche oder<lb/>
gewelckte Tꝛauben, Wein-<lb/>
beere.</item></list><lb/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">Rai</hi></fw><lb/><list><item><hirendition="#aq">Raiſon,</hi> Vernunft, Billig-<lb/>
keit, Rechtmaͤſigkeit. <hirendition="#aq">it.</hi><lb/>
Grund, Beweiß, auch eine<lb/>
Urſache. Einen zur <hirendition="#aq">rai-<lb/>ſon</hi> bringen, heiſt einen<lb/>
zur Erkantnus bringen.</item><lb/><item><hirendition="#aq">Raiſon d’ Etat,</hi> wird in<lb/>
Staats-Sachen in gu-<lb/>
tem und boͤſem Verſtan-<lb/>
de gebraucht. Jn gutem<lb/>
Verſtande bedeutet es<lb/>
dasjenige, was entweder<lb/>
in Abwendung des Boͤ-<lb/>ſen, oder in Zuwendung<lb/>
und Erhaltung des Gu-<lb/>
ten einem Lande nuͤtzlich<lb/>
und zutraͤglich iſt, inglei-<lb/>
chen die Klugheit, einen<lb/>
Staat in ſeinen vorigen<lb/>
Flor wieder zu ſetzen, dar-<lb/>
innen zu erhalten, und deſ-<lb/>ſen Nutzen durch rechtmaͤ-<lb/>ſige Mittel zu befoͤrdern.<lb/>
Jm boͤſen oder verkehrten<lb/>
Verſtande wird dieſes<lb/>
Wort hingegen oͤfters<lb/>
zum Deckel aller Unge-<lb/>
rechtigkeit mißbrauchet,<lb/>
wann man nemlich ſolche<lb/>
Geſetze giebet, und ſolche<lb/>
Rathſchlaͤge faſſet, welche<lb/>ſchnurſtracks wider die<lb/>
Billigkeit laufen, und nur<lb/>
das <hirendition="#aq">Intereſſe</hi> und den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Nutzen</fw><lb/></item></list></div></body></text></TEI>
[548/0566]
Rag
Rai
bey ihnen ragio ſo viel
als eine Kaufmaͤnniſche
Rechnung.
Ragout, eine Tuncke, Bruͤ-
he. it. Koſt, ſo den Appe-
tit erwecken, Lecker-Biß-
lein, Beyeſſen.
Raja, alſo heiſen die Fuͤrſten
in Jndien, und pflegen
auch die Koͤnige dieſes
Wort als einen Ehren-
Titul ihren Namen vor-
zuſetzen.
Raillerie, Schertz und Ve-
xirerey, Schimpf, Ge-
ſpoͤtt. Par raillerie, aus
Schertz, Schertz-weiſe.
Raillerie à part, ohne al-
len Schertz, in Ernſt.
Railleur, ein Schertzer,
Vexirer, Spoͤtter, ein
kurtzweiliger Menſch,
Poſſenreiſſer.
Railliren, ſchertzen, Schertz-
Reden treiben, it. einen
vexiren, aufziehen.
Rais, Reis, alſo werden die
Capitaine der Tuͤrcki-
ſchen Galeeren genennet,
welches gemeiniglich ab-
gefallene Chriſten oder
dero Nachkommen ſeynd.
Raiſin, Roſinen, friſche oder
gewelckte Tꝛauben, Wein-
beere.
Raiſon, Vernunft, Billig-
keit, Rechtmaͤſigkeit. it.
Grund, Beweiß, auch eine
Urſache. Einen zur rai-
ſon bringen, heiſt einen
zur Erkantnus bringen.
Raiſon d’ Etat, wird in
Staats-Sachen in gu-
tem und boͤſem Verſtan-
de gebraucht. Jn gutem
Verſtande bedeutet es
dasjenige, was entweder
in Abwendung des Boͤ-
ſen, oder in Zuwendung
und Erhaltung des Gu-
ten einem Lande nuͤtzlich
und zutraͤglich iſt, inglei-
chen die Klugheit, einen
Staat in ſeinen vorigen
Flor wieder zu ſetzen, dar-
innen zu erhalten, und deſ-
ſen Nutzen durch rechtmaͤ-
ſige Mittel zu befoͤrdern.
Jm boͤſen oder verkehrten
Verſtande wird dieſes
Wort hingegen oͤfters
zum Deckel aller Unge-
rechtigkeit mißbrauchet,
wann man nemlich ſolche
Geſetze giebet, und ſolche
Rathſchlaͤge faſſet, welche
ſchnurſtracks wider die
Billigkeit laufen, und nur
das Intereſſe und den
Nutzen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/566>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.