Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Mad
Frau, ist der Titul hoher
Standes-Personen weib-
lichen Geschlechts.
Mademoiselle, eine Jung-
fer. Jn Franckreich auch
derjenigen Weibs-Perso-
nen Benahmung, so mittel-
mässigen Stands sind.
Madonna, bedeutete sonsten
im Jtaliänischen soviel
als das Frantzösische
Wort Madame; heut zu
Tage aber heissen der
Handwercks-Leute Wei-
ber auch Madonna.
Durch la Madonna wird
sonsten auch Unsere liebe
Frau, oder die H. Jung-
frau Maria verstanden.
Madrigal, ist eine Art Ver-
se
in der Poesie, welche
zur Music gar bequem
sind, und die Freyheit
haben, daß man die Zeilen
nach seinem Gefallen lang
oder kurtz untereinander
mischen darf, ja wann
sich auch gleich eine Zeile
gar nicht reimet. Die
Jtaliäner haben diese Art
Gedichte erfunden, weil
sie sich am besten zur Mu-
sic geschickt.
[Spaltenumbruch]
Mae
Maecenas, war der Nah-
me eines Liebhabers und
Beförderers guter Künste
in Rom, zu des Kaysers
Octavii Augusti Zeiten,
welcher allen Gelehrten,
so seiner Hülffe bedurfften,
hülffreiche Hand leistete:
dahero noch itzo alle der-
gleichen Gönn er und Be-
förderer der Gelehrten,
Maecenates genennet
werden.
Maestro del saero palaz-
zo, Magister sacri Pa-
latii,
ist eine sehr hohe Be-
dienung am Päbstlichen
Hofe, die meistentheils
den Päbstlichen Beicht-
vättern aufgetragen wird,
und dessen Verrichtung
sonderlich in der Censur
aller Bücher, so man zu
Rom drucken oder ver-
kauffen will, bestehet; es
ist meistentheils ein Do-
minicaner-
Mönch.
Maestro de Casa, ist gleich-
sam der oberste Hauß-
Marschall am Päbstlichen
Hofe, welcher viele ande-
re Bedienten unter sich
hat, so vor die Reliquien,
Agnos
[Spaltenumbruch]
Mad
Frau, iſt der Titul hoher
Standes-Peꝛſonen weib-
lichen Geſchlechts.
Mademoiſelle, eine Jung-
fer. Jn Franckreich auch
derjenigen Weibs-Perſo-
nen Benahmung, ſo mittel-
maͤſſigen Stands ſind.
Madonna, bedeutete ſonſten
im Jtaliaͤniſchen ſoviel
als das Frantzoͤſiſche
Wort Madame; heut zu
Tage aber heiſſen der
Handwercks-Leute Wei-
ber auch Madonna.
Durch la Madonna wird
ſonſten auch Unſere liebe
Frau, oder die H. Jung-
frau Maria verſtanden.
Madrigal, iſt eine Art Ver-
ſe
in der Poeſie, welche
zur Muſic gar bequem
ſind, und die Freyheit
haben, daß man die Zeilen
nach ſeinem Gefallen lang
oder kurtz untereinander
miſchen darf, ja wann
ſich auch gleich eine Zeile
gar nicht reimet. Die
Jtaliaͤner haben dieſe Art
Gedichte erfunden, weil
ſie ſich am beſten zur Mu-
ſic geſchickt.
[Spaltenumbruch]
Mae
Mæcenas, war der Nah-
me eines Liebhabers und
Befoͤrderers guter Kuͤnſte
in Rom, zu des Kayſers
Octavii Auguſti Zeiten,
welcher allen Gelehrten,
ſo ſeiner Huͤlffe bedurfften,
huͤlffreiche Hand leiſtete:
dahero noch itzo alle der-
gleichen Goͤnn er und Be-
foͤrderer der Gelehrten,
Mæcenates genennet
werden.
Maeſtro del ſaero palaz-
zo, Magiſter ſacri Pa-
latii,
iſt eine ſehr hohe Be-
dienung am Paͤbſtlichen
Hofe, die meiſtentheils
den Paͤbſtlichen Beicht-
vaͤttern aufgetꝛagen wird,
und deſſen Verrichtung
ſonderlich in der Cenſur
aller Buͤcher, ſo man zu
Rom drucken oder ver-
kauffen will, beſtehet; es
iſt meiſtentheils ein Do-
minicaner-
Moͤnch.
Maeſtro de Caſa, iſt gleich-
ſam der oberſte Hauß-
Marſchall am Paͤbſtlichen
Hofe, welcher viele ande-
re Bedienten unter ſich
hat, ſo vor die Reliquien,
Agnos
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0374" n="365[356]"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Mad</hi></fw><lb/>
Frau, i&#x017F;t der Titul hoher<lb/>
Standes-Pe&#xA75B;&#x017F;onen weib-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlechts.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle,</hi> eine Jung-<lb/>
fer. Jn Franckreich auch<lb/>
derjenigen Weibs-Per&#x017F;o-<lb/>
nen Benahmung, &#x017F;o mittel-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Stands &#x017F;ind.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Madonna,</hi> bedeutete &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
im Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen &#x017F;oviel<lb/>
als das Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Wort <hi rendition="#aq">Madame;</hi> heut zu<lb/>
Tage aber hei&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Handwercks-Leute Wei-<lb/>
ber auch <hi rendition="#aq">Madonna.</hi><lb/>
Durch <hi rendition="#aq">la Madonna</hi> wird<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten auch Un&#x017F;ere liebe<lb/>
Frau, oder die H. Jung-<lb/>
frau Maria ver&#x017F;tanden.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Madrigal,</hi> i&#x017F;t eine Art <hi rendition="#aq">Ver-<lb/>
&#x017F;e</hi> in der Poe&#x017F;ie, welche<lb/>
zur Mu&#x017F;ic gar bequem<lb/>
&#x017F;ind, und die Freyheit<lb/>
haben, daß man die Zeilen<lb/>
nach &#x017F;einem Gefallen lang<lb/>
oder kurtz untereinander<lb/>
mi&#x017F;chen darf, ja wann<lb/>
&#x017F;ich auch gleich eine Zeile<lb/>
gar nicht reimet. Die<lb/>
Jtalia&#x0364;ner haben die&#x017F;e Art<lb/>
Gedichte erfunden, weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich am be&#x017F;ten zur Mu-<lb/>
&#x017F;ic ge&#x017F;chickt.</item>
        </list><lb/>
        <cb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Mae</hi> </fw><lb/>
        <list>
          <item><hi rendition="#aq">Mæcenas,</hi> war der Nah-<lb/>
me eines Liebhabers und<lb/>
Befo&#x0364;rderers guter Ku&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
in Rom, zu des Kay&#x017F;ers<lb/><hi rendition="#aq">Octavii Augu&#x017F;ti</hi> Zeiten,<lb/>
welcher allen Gelehrten,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;einer Hu&#x0364;lffe bedurfften,<lb/>
hu&#x0364;lffreiche Hand lei&#x017F;tete:<lb/>
dahero noch itzo alle der-<lb/>
gleichen Go&#x0364;nn er und Be-<lb/>
fo&#x0364;rderer der Gelehrten,<lb/><hi rendition="#aq">Mæcenates</hi> genennet<lb/>
werden.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Mae&#x017F;tro del &#x017F;aero palaz-<lb/>
zo, Magi&#x017F;ter &#x017F;acri Pa-<lb/>
latii,</hi> i&#x017F;t eine &#x017F;ehr hohe Be-<lb/>
dienung am Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen<lb/>
Hofe, die mei&#x017F;tentheils<lb/>
den Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Beicht-<lb/>
va&#x0364;ttern aufget&#xA75B;agen wird,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Verrichtung<lb/>
&#x017F;onderlich in der <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur</hi><lb/>
aller Bu&#x0364;cher, &#x017F;o man zu<lb/>
Rom drucken oder ver-<lb/>
kauffen will, be&#x017F;tehet; es<lb/>
i&#x017F;t mei&#x017F;tentheils ein <hi rendition="#aq">Do-<lb/>
minicaner-</hi>Mo&#x0364;nch.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Mae&#x017F;tro de Ca&#x017F;a,</hi> i&#x017F;t gleich-<lb/>
&#x017F;am der ober&#x017F;te Hauß-<lb/>
Mar&#x017F;chall am Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen<lb/>
Hofe, welcher viele ande-<lb/>
re Bedienten unter &#x017F;ich<lb/>
hat, &#x017F;o vor die <hi rendition="#aq">Reliqui</hi>en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Agnos</hi></fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365[356]/0374] Mad Mae Frau, iſt der Titul hoher Standes-Peꝛſonen weib- lichen Geſchlechts. Mademoiſelle, eine Jung- fer. Jn Franckreich auch derjenigen Weibs-Perſo- nen Benahmung, ſo mittel- maͤſſigen Stands ſind. Madonna, bedeutete ſonſten im Jtaliaͤniſchen ſoviel als das Frantzoͤſiſche Wort Madame; heut zu Tage aber heiſſen der Handwercks-Leute Wei- ber auch Madonna. Durch la Madonna wird ſonſten auch Unſere liebe Frau, oder die H. Jung- frau Maria verſtanden. Madrigal, iſt eine Art Ver- ſe in der Poeſie, welche zur Muſic gar bequem ſind, und die Freyheit haben, daß man die Zeilen nach ſeinem Gefallen lang oder kurtz untereinander miſchen darf, ja wann ſich auch gleich eine Zeile gar nicht reimet. Die Jtaliaͤner haben dieſe Art Gedichte erfunden, weil ſie ſich am beſten zur Mu- ſic geſchickt. Mæcenas, war der Nah- me eines Liebhabers und Befoͤrderers guter Kuͤnſte in Rom, zu des Kayſers Octavii Auguſti Zeiten, welcher allen Gelehrten, ſo ſeiner Huͤlffe bedurfften, huͤlffreiche Hand leiſtete: dahero noch itzo alle der- gleichen Goͤnn er und Be- foͤrderer der Gelehrten, Mæcenates genennet werden. Maeſtro del ſaero palaz- zo, Magiſter ſacri Pa- latii, iſt eine ſehr hohe Be- dienung am Paͤbſtlichen Hofe, die meiſtentheils den Paͤbſtlichen Beicht- vaͤttern aufgetꝛagen wird, und deſſen Verrichtung ſonderlich in der Cenſur aller Buͤcher, ſo man zu Rom drucken oder ver- kauffen will, beſtehet; es iſt meiſtentheils ein Do- minicaner-Moͤnch. Maeſtro de Caſa, iſt gleich- ſam der oberſte Hauß- Marſchall am Paͤbſtlichen Hofe, welcher viele ande- re Bedienten unter ſich hat, ſo vor die Reliquien, Agnos

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/374
Zitationshilfe: Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727, S. 365[356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/374>, abgerufen am 12.05.2024.