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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.
Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen
wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl
nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde.

Den 20 December

Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den
nachmittag und Abend bey dem Duc de Ges[unleserliches Material]ures, welcher, seiner Gou-
vernements-Geschäfte unbeschadet, sich mit Knötgen machen amu-
sirete. Wir fanden daselbst einen Taschen-Spieler, welcher
die Comtesse de Tr[unleserliches Material]aume nebst ihrem kleinen Sohn, mit seiner
Kunst sehr geschickt zu unterhalten wuste. Der Duc erzehlete
umständlich, wie er ehemals den unter dem Caracter eines Grafen
von der Laußnitz hier gewesenen König in Pohlen, auf Befehl
des Hofs, bedienet und ihn die Zeit vertrieben habe. Von ei-
nem andern anwesenden President au Parlement wurde als
etwas sehr abgeschmacktes erzehlet, daß der Bischoff von Poitiors, als
die heute hier angekommene Printzen von Darmstadt auf ihrer Anhero-
Reise bey ihm gespeiset, sie gleich beym Empfang gefraget habe, ob
sie Lutheraner wären? Nachdem nun solches mit Ja beantwortet
worden, sey sein ferners Compliment dieses gewesen, wie es
Schade wäre, daß dergleichen feine Printzen sich außer dem
Schoß der Kirche befinden solten. Ja er habe es ihrem Hofmeister auf
sein Gewißen gegeben, ihnen an einem beßern Erkäntniß nicht
hinderlich zu seyn. Weil eben bey unserm Daseyn eine große
Quantitaet eingemachte Apricosen aus einer Provinz ankamen, so wurden
Illustrissimus von dem Duc mit einer kleinen Provision beschencket. Sonst
erfuhren wir heute durch unsre Domestiquen, daß, als wir gestern
bey der Marquise de Montbrun gewesen, eine große Quantitaet
Brodt theils nach Neuily abgeführet, theils von hiesigen Leuten abge-
holet worden, welches sie veranlaßet, bey denen dortigen Domesti-
quen sich nach der Beschaffenheit zu erkundigen; Da sie denn von
ihnen erfahren, daß die Marquise wöchentlich 380 Pfund Brodt vor solche
Arme, die sich des Bettelns schämen, backen laße und solches halb
hier, halb alber in Neuily austheile, welches nach ietzigen Werth
des Brodts 76 Livres oder 20 Reichsthaler 5 Groschen 4 Pfennig beträgt. Bey unsrer Rückkunft
ins Quartier vernahmen wir, daß der Marquis de Montbrun da
gewesen, um Illustrissimum zu besuchen.

Den 21. December

Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen
Zeitungen angemercket, daß das Englische Parlament in seinen Addressen

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Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.
Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen
wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl
nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde.

Den 20 December

Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den
nachmittag und Abend bey dem Duc de Ges[unleserliches Material]ures, welcher, seiner Gou-
vernements-Geschäfte unbeschadet, sich mit Knötgen machen amu-
sirete. Wir fanden daselbst einen Taschen-Spieler, welcher
die Comtesse de Tr[unleserliches Material]ûme nebst ihrem kleinen Sohn, mit seiner
Kunst sehr geschickt zu unterhalten wuste. Der Duc erzehlete
umständlich, wie er ehemals den unter dem Caracter eines Grafen
von der Laußnitz hier gewesenen König in Pohlen, auf Befehl
des Hofs, bedienet und ihn die Zeit vertrieben habe. Von ei-
nem andern anwesenden President au Parlement wurde als
etwas sehr abgeschmacktes erzehlet, daß der Bischoff von Poitiors, als
die heute hier angekommene Printzen von Darmstadt auf ihrer Anhero-
Reise bey ihm gespeiset, sie gleich beym Empfang gefraget habe, ob
sie Lutheraner wären? Nachdem nun solches mit Ja beantwortet
worden, sey sein ferners Compliment dieses gewesen, wie es
Schade wäre, daß dergleichen feine Printzen sich außer dem
Schoß der Kirche befinden solten. Ja er habe es ihrem Hofmeister auf
sein Gewißen gegeben, ihnen an einem beßern Erkäntniß nicht
hinderlich zu seyn. Weil eben bey unserm Daseyn eine große
Quantitaet eingemachte Apricosen aus einer Provinz ankamen, so wurden
Illustrissimus von dem Duc mit einer kleinen Provision beschencket. Sonst
erfuhren wir heute durch unsre Domestiquen, daß, als wir gestern
bey der Marquise de Montbrun gewesen, eine große Quantitaet
Brodt theils nach Neuily abgeführet, theils von hiesigen Leuten abge-
holet worden, welches sie veranlaßet, bey denen dortigen Domesti-
quen sich nach der Beschaffenheit zu erkundigen; Da sie denn von
ihnen erfahren, daß die Marquise wöchentlich 380 Pfund Brodt vor solche
Arme, die sich des Bettelns schämen, backen laße und solches halb
hier, halb alber in Neuily austheile, welches nach ietzigen Werth
des Brodts 76 Livres oder 20 Reichsthaler 5 Groschen 4 Pfennig beträgt. Bey unsrer Rückkunft
ins Quartier vernahmen wir, daß der Marquis de Montbrun da
gewesen, um Illustrissimum zu besuchen.

Den 21. December

Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen
Zeitungen angemercket, daß das Englische Parlament in seinen Addressen

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[0092] 41 Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an. Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde. Den 20 Decembr: Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den nachmittag und Abend bey dem Duc de Gesures, welcher, seiner Gou- vernements-Geschäfte unbeschadet, sich mit Knötgen machen amu- sirete. Wir fanden daselbst einen Taschen-Spieler, welcher die Comtesse de Trûme nebst ihrem kleinen Sohn, mit seiner Kunst sehr geschickt zu unterhalten wuste. Der Duc erzehlete umständlich, wie er ehemals den unter dem Caracter eines Grafen von der Laußnitz hier gewesenen König in Pohlen, auf Befehl des Hofs, bedienet und ihn die Zeit vertrieben habe. Von ei- nem andern anwesenden President au Parlement wurde als etwas sehr abgeschmacktes erzehlet, daß der Bischoff von Poitiors, als die heute hier angekommene Printzen von Darmstadt auf ihrer Anhero- Reise bey ihm gespeiset, sie gleich beym Empfang gefraget habe, ob sie Lutheraner wären? Nachdem nun solches mit Ja beantwortet worden, sey sein ferners Compliment dieses gewesen, wie es Schade wäre, daß dergleichen feine Printzen sich außer dem Schoß der Kirche befinden solten. Ja er habe es ihrem Hofmeister auf sein Gewißen gegeben, ihnen an einem beßern Erkäntniß nicht hinderlich zu seyn. Weil eben bey unserm Daseyn eine große Quantitaet eingemachte Apricosen aus einer Provinz ankamen, so wurden Illmus von dem Duc mit einer kleinen Provision beschencket. Sonst erfuhren wir heute durch unsre Domestiquen, daß, als wir gestern bey der Marquise de Montbrun gewesen, eine große Quantitaet Brodt theils nach Neuily abgeführet, theils von hiesigen Leuten abge- holet worden, welches sie veranlaßet, bey denen dortigen Domesti- quen sich nach der Beschaffenheit zu erkundigen; Da sie denn von ihnen erfahren, daß die Marquise wöchentlich 380 bt Brodt vor solche Arme, die sich des Bettelns schämen, backen laße und solches halb hier, halb alber in Neuily austheile, welches nach ietzigen Werth des Brodts 76 Livres oder 20 rß: 5 Gl: 4 d: beträgt. Bey unsrer Rückkunft ins Quartier vernahmen wir, daß der Marquis de Montbrun da gewesen, um Illmum zu besuchen. Den 21. Decembr. Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen Zeitungen angemercket, daß das Englische Parlament in seinen Addressen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/92>, abgerufen am 21.11.2024.