Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].einem königlichen Lust-Schloß und Garten ähnlich siehet. Doch ist Den 1 Mart. Vormittags besahen wir das hiesige Benedictiner-Closter puellam quiescere credibile est, einem königlichen Lust-Schloß und Garten ähnlich siehet. Doch ist Den 1 Mart. Vormittags besahen wir das hiesige Benedictiner-Closter puellam quiescere credibile est, <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0673"/> einem <choice><abbr>königl:</abbr><expan>königlichen</expan></choice> <add place="superlinear">Lust-</add>Schloß und Garten ähnlich siehet. Doch ist<lb/> die Situation sonderlich am See-Ufer gantz angenehm, nur<lb/> wird die Luft nicht vor die beste gehalten. Der Überrest<lb/> des Tages nach unsrer Retour in die Stadt, ist zu Ein-<lb/> kauffung verschiedener empletten angewendet worden.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 1 Mart.</head><lb/> <p> Vormittags besahen wir das hiesige <hi rendition="#u">Benedictiner-Closter<lb/> di monte Oliveto</hi> genannt. Es bestehet aus 5 Plätzen, u.<lb/> ist treflich massiv gebauet, von dem Arragonischen Könige<lb/> Alphonso aber gestiftet, von welchem auch die Bibliothec<lb/> herrühret. Doch sind die Repositoria von Nußbaumen-<lb/> Holtz mit verguldeten Ornamenten fast mehr werth, als<lb/> die Bücher. Eine lateinl: Biebel auf Pergament geschrie-<lb/> ben, mit des gedachten Königs-Rand-Gloßen, ist unter<lb/> denen MSCtis das beste. In der Kirche dieses Closters lieget<lb/> der Leichnam unsers Heylandes in Lebens Größe vor<lb/> einem Altar auf der Erde, und knien 7 Statuen in<lb/> gleicher Größe mit überaus traurigen Gebehrden<lb/> um denselben herum, nehml. 3 Marien, Johannes,<lb/> Ignatius, Bruno und noch eine uns entfallene Person.<lb/> Alles ist mit Farben nach dem Leben überstrichen und<lb/> sehr wohl gemacht; die materie aber gab der uns füh-<lb/> rende Mönch so lange vor sehr singulair und gantz<lb/> unbekannt aus, bis wir ihn aus dem zerbrochenen<lb/> Finger der einen Maria überzeugeten, daß es veri-<lb/> tabler Thon sey. in einer Capelle ist das Altar-Stück<lb/> von weißem Marmor, welches die Geburt Christi en<lb/> bas relief vorstellet, sehr schön gearbeitet. In eben<lb/> dieser Capelle lieset man unter dem monument der<lb/> a<hi rendition="#u">o</hi> 1460 verstorbenen Hertzogin Maria von Amalfi,<lb/> Königs Ferdinandi von Arragonien Tochter, folgende be-<lb/> sondere reflexion:</p><lb/> <p> puellam quiescere credibile est,<lb/> quae mori digna non fuit.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0673]
einem königl: Lust-Schloß und Garten ähnlich siehet. Doch ist
die Situation sonderlich am See-Ufer gantz angenehm, nur
wird die Luft nicht vor die beste gehalten. Der Überrest
des Tages nach unsrer Retour in die Stadt, ist zu Ein-
kauffung verschiedener empletten angewendet worden.
Den 1 Mart.
Vormittags besahen wir das hiesige Benedictiner-Closter
di monte Oliveto genannt. Es bestehet aus 5 Plätzen, u.
ist treflich massiv gebauet, von dem Arragonischen Könige
Alphonso aber gestiftet, von welchem auch die Bibliothec
herrühret. Doch sind die Repositoria von Nußbaumen-
Holtz mit verguldeten Ornamenten fast mehr werth, als
die Bücher. Eine lateinl: Biebel auf Pergament geschrie-
ben, mit des gedachten Königs-Rand-Gloßen, ist unter
denen MSCtis das beste. In der Kirche dieses Closters lieget
der Leichnam unsers Heylandes in Lebens Größe vor
einem Altar auf der Erde, und knien 7 Statuen in
gleicher Größe mit überaus traurigen Gebehrden
um denselben herum, nehml. 3 Marien, Johannes,
Ignatius, Bruno und noch eine uns entfallene Person.
Alles ist mit Farben nach dem Leben überstrichen und
sehr wohl gemacht; die materie aber gab der uns füh-
rende Mönch so lange vor sehr singulair und gantz
unbekannt aus, bis wir ihn aus dem zerbrochenen
Finger der einen Maria überzeugeten, daß es veri-
tabler Thon sey. in einer Capelle ist das Altar-Stück
von weißem Marmor, welches die Geburt Christi en
bas relief vorstellet, sehr schön gearbeitet. In eben
dieser Capelle lieset man unter dem monument der
ao 1460 verstorbenen Hertzogin Maria von Amalfi,
Königs Ferdinandi von Arragonien Tochter, folgende be-
sondere reflexion:
puellam quiescere credibile est,
quae mori digna non fuit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |