Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].und geschnittenen Steinen der Schluß gemacht, daß die Den 25 Febr: Speiseten wir Mittags bey dem Sardinischen Ambassadeur und geschnittenen Steinen der Schluß gemacht, daß die Den 25 Febr: Speiseten wir Mittags bey dem Sardinischen Ambassadeur <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0665"/> und geschnittenen Steinen der Schluß gemacht, daß die<lb/> Gaße derer Jubelierer, Steinschneider und Goldschmiede<lb/> in dieser Gegend gewesen. Unser Rückweg ging bey<lb/> schon einbrechendem Abend beständig an der See fort, und<lb/> passireten wir einen Ort,wo das hohe Felsen-Gebirge<lb/> vor <choice><abbr>etl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">n</hi></hi></abbr><expan>etlichen</expan></choice> Monathen durch ein Erd-Beben unvermuthet<lb/> herunter gefallen. Die Grotta di Pausilyp<del rendition="#s">p</del>o repassireten<lb/> wir mit Fackeln, und langeten Abends gegen 8 Uhr<lb/> gantz glücklich, iedoch sehr ermüdet, wiederum in<lb/> Neapolis an.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 25 Febr:</head><lb/> <p> Speiseten wir Mittags bey dem Sardinischen Ambassadeur<lb/> in Gesellschaft des <choice><abbr>frantzöl.</abbr><expan>frantzösischen</expan></choice> <choice><abbr>Ambass:</abbr><expan>Ambassadeurs</expan></choice>, des <choice><abbr>hollandl:</abbr><expan>hollandischen</expan></choice> <unclear reason="illegible">Envogé</unclear><lb/> des Marquis de Castromonte Ritters vom Januarii-Orden<lb/> und derer beyden auditorum von hiesiger Nunciatur. Der<lb/><choice><abbr>frantzöl:</abbr><expan>frantzösische</expan></choice> <choice><abbr>Ambass:</abbr><expan>Ambassadeur</expan></choice> hielte nach der Tafel einen weitläufti-<lb/> gen Discours von der Ungelegenheit, welche unserm<lb/> Vaterlande durch der Königin von Ungarn opiniatreté<lb/> zugezogen würde, und meinte 140/m Frantzosen, welche<lb/> ehestens in Teutschland stehen würden, könten wieder<lb/> dieses Übel eine gute medicin seyn, dem Sardinier<lb/> und Holländer aber konte man wohl abmercken, daß<lb/> dieser Discours nicht nach ihrem Geschmack war. Der<lb/> letztere entretenirte sich mit uns über die beym Pabst<lb/> gehabte audientz, und erkundigte sich nach unserm<lb/> Verhalten wegen des Fuß-Kußes gar eigentlich, appro-<lb/> birete auch unser Verhalten vollkommen, nachdem<lb/> wir ihm davon die verlangte <choice><abbr>umständl:</abbr><expan>umständliche</expan></choice> Nachricht gegeben.<lb/> Bey einem von denen besten historischen und politischen<lb/> Scribenten vorfallenden Discours, legitimirete der <choice><abbr>frantzöl:</abbr><expan>frantzösische</expan></choice><lb/> Ambassadeur seine Belesenheit u. guten Geschmack, schien<lb/> auch Cominaum allen andern <choice><abbr>dergl:</abbr><expan>dergleichen</expan></choice> Historicis vor zu ziehen<lb/> Gegen Abend fuhren wir mit dem Duca die Cannalonga auf<lb/> den <choice><abbr>gewöhnl<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">n</hi></hi></abbr><expan>gewöhnlichen</expan></choice> Cours in der Vorstadt Chiaia am See-Strande spatziren,<lb/> traten auch in der Marien-Kirche ab, welche unweit des Pausilip<del rendition="#s">p</del>i er-<lb/> bauet ist, u. darinn der hiesige berühmte Poet Sannazarius begraben lieget, der Uberrest<lb/> des Abends aber wurde in denen Gesellschaften bey denen Duchessen dal Vito u. Matalone beschloßen.</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0665]
und geschnittenen Steinen der Schluß gemacht, daß die
Gaße derer Jubelierer, Steinschneider und Goldschmiede
in dieser Gegend gewesen. Unser Rückweg ging bey
schon einbrechendem Abend beständig an der See fort, und
passireten wir einen Ort,wo das hohe Felsen-Gebirge
vor etln Monathen durch ein Erd-Beben unvermuthet
herunter gefallen. Die Grotta di Pausilypo repassireten
wir mit Fackeln, und langeten Abends gegen 8 Uhr
gantz glücklich, iedoch sehr ermüdet, wiederum in
Neapolis an.
Den 25 Febr:
Speiseten wir Mittags bey dem Sardinischen Ambassadeur
in Gesellschaft des frantzöl. Ambass:, des hollandl: Envogé
des Marquis de Castromonte Ritters vom Januarii-Orden
und derer beyden auditorum von hiesiger Nunciatur. Der
frantzöl: Ambass: hielte nach der Tafel einen weitläufti-
gen Discours von der Ungelegenheit, welche unserm
Vaterlande durch der Königin von Ungarn opiniatreté
zugezogen würde, und meinte 140/m Frantzosen, welche
ehestens in Teutschland stehen würden, könten wieder
dieses Übel eine gute medicin seyn, dem Sardinier
und Holländer aber konte man wohl abmercken, daß
dieser Discours nicht nach ihrem Geschmack war. Der
letztere entretenirte sich mit uns über die beym Pabst
gehabte audientz, und erkundigte sich nach unserm
Verhalten wegen des Fuß-Kußes gar eigentlich, appro-
birete auch unser Verhalten vollkommen, nachdem
wir ihm davon die verlangte umständl: Nachricht gegeben.
Bey einem von denen besten historischen und politischen
Scribenten vorfallenden Discours, legitimirete der frantzöl:
Ambassadeur seine Belesenheit u. guten Geschmack, schien
auch Cominaum allen andern dergl: Historicis vor zu ziehen
Gegen Abend fuhren wir mit dem Duca die Cannalonga auf
den gewöhnln Cours in der Vorstadt Chiaia am See-Strande spatziren,
traten auch in der Marien-Kirche ab, welche unweit des Pausilipi er-
bauet ist, u. darinn der hiesige berühmte Poet Sannazarius begraben lieget, der Uberrest
des Abends aber wurde in denen Gesellschaften bey denen Duchessen dal Vito u. Matalone beschloßen.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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