Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].aber ist so starck, daß wir über 20 Schritte in dem dahin aber ist so starck, daß wir über 20 Schritte in dem dahin <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0661"/> aber ist so starck, daß wir über 20 Schritte in dem dahin<lb/> führenden Gange nicht avanciren konten, und war der<lb/> nackende Mensch welcher uns einen Eymer dieses siedenden<lb/> Waßers herauf holete, mit Schweiß gantz überfloßen. Es<lb/> werden diese Bäder, heutiges Tages eben so wie das Schwitz-<lb/> Bad von S. Germano gebrauchet. Unten am Fuß des Berges,<lb/> in welchem diese Bäder sind, ist noch ein ander <hi rendition="#u">Bad von<lb/> lauen Waßer S. Georgii</hi> genannt, an deßen Gewölbe die<lb/> alte <choice><abbr>Röml:</abbr><expan>Römischische</expan></choice> Stucatur Arbeit noch fest sitzet, der Sand an<lb/> dem Ufer des Meers aber ist gantz warm, wenn man<lb/> ohngefähr nur ein paar Hände tief hinein greiffet.<lb/> Außer verschiedenen andern Bädern an diesem Ufer,<lb/> siehet man die Uberbleibsel von einem <hi rendition="#u">Pallast Julii<lb/> Caesaris</hi>, von einem <hi rendition="#u">templo Dianae</hi> und von einem<lb/><hi rendition="#u">templo Veneris</hi>. Das Gemäuer von einem <hi rendition="#u">templo Mer-<lb/> curii</hi> ist noch gantz unverletzt, und das Gebäude accurat<lb/> so beschaffen, wie das Pantheon zu Rom. <hi rendition="#u">Zwey Ge-<lb/> wölber</hi>, in deren einem die Stucatur-Arbeit gleichfals<lb/> übrig ist, soll Cicero gebraucht haben, um darinn ge-<lb/> lehrte Conversationes zu halten. Ein ander unterirdisches<lb/> Gewölbe, insgemein <hi rendition="#u">Stanza di Venere</hi> genannt, hat<lb/> oben an der Decke die schönste<del rendition="#s">n</del> subtileste<del rendition="#s">n</del> Stucatur<lb/> von Sphynxen, gladiatoribus und andern Figuren, welche<lb/> aber durch die von Zeit zu Zeit hinein kommenden Fackeln<lb/> curioser Reisenden immer schwärtzer und unkenntlicher<lb/> werden. An dem See-Ufer ienseit des Baischen Castels<lb/> welches Carolus V. erbauet hat, siehet man die Uberbleibsel<lb/> von dem in die See gebaueten <hi rendition="#u">Fischhälter</hi> des großen<lb/> Fischliebhabers <hi rendition="#u">Hortensii</hi>, item das <hi rendition="#u">Begräbniß Agrippinae</hi><lb/> der Mutter Neronis, in welchem ebenfals viele Stucatur<lb/> Arbeit noch übrig, an denen Einfaßungen derselben auch<lb/> hin und wieder eine in den Gipß gedruckte Schrift wahr<lb/> zu nehmen ist, davon wir iedoch nur allein den Nahmen<lb/> FLORINUS haben lesen können. Nicht weit von diesem<lb/> Begräbniß, iedoch nicht auf dem Lande, sondern im Meer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0661]
aber ist so starck, daß wir über 20 Schritte in dem dahin
führenden Gange nicht avanciren konten, und war der
nackende Mensch welcher uns einen Eymer dieses siedenden
Waßers herauf holete, mit Schweiß gantz überfloßen. Es
werden diese Bäder, heutiges Tages eben so wie das Schwitz-
Bad von S. Germano gebrauchet. Unten am Fuß des Berges,
in welchem diese Bäder sind, ist noch ein ander Bad von
lauen Waßer S. Georgii genannt, an deßen Gewölbe die
alte Röml: Stucatur Arbeit noch fest sitzet, der Sand an
dem Ufer des Meers aber ist gantz warm, wenn man
ohngefähr nur ein paar Hände tief hinein greiffet.
Außer verschiedenen andern Bädern an diesem Ufer,
siehet man die Uberbleibsel von einem Pallast Julii
Caesaris, von einem templo Dianae und von einem
templo Veneris. Das Gemäuer von einem templo Mer-
curii ist noch gantz unverletzt, und das Gebäude accurat
so beschaffen, wie das Pantheon zu Rom. Zwey Ge-
wölber, in deren einem die Stucatur-Arbeit gleichfals
übrig ist, soll Cicero gebraucht haben, um darinn ge-
lehrte Conversationes zu halten. Ein ander unterirdisches
Gewölbe, insgemein Stanza di Venere genannt, hat
oben an der Decke die schönste subtileste Stucatur
von Sphynxen, gladiatoribus und andern Figuren, welche
aber durch die von Zeit zu Zeit hinein kommenden Fackeln
curioser Reisenden immer schwärtzer und unkenntlicher
werden. An dem See-Ufer ienseit des Baischen Castels
welches Carolus V. erbauet hat, siehet man die Uberbleibsel
von dem in die See gebaueten Fischhälter des großen
Fischliebhabers Hortensii, item das Begräbniß Agrippinae
der Mutter Neronis, in welchem ebenfals viele Stucatur
Arbeit noch übrig, an denen Einfaßungen derselben auch
hin und wieder eine in den Gipß gedruckte Schrift wahr
zu nehmen ist, davon wir iedoch nur allein den Nahmen
FLORINUS haben lesen können. Nicht weit von diesem
Begräbniß, iedoch nicht auf dem Lande, sondern im Meer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |