Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].323 werden konnte, die übrigen hingegen durch den ordentlichenEingang zurück kehren musten. Daß im übrigen dieses Souterrain viel weiter gegangen, und sowol mit Cuma als mit Baia Communication gehabt, ist gantz wahrscheinlich, obschon ietzt durch Erdbeben und andre Zufälle solche Commu- nication abgeschnitten worden. Wann und zu welchem Ende aber eigentlich dieses considerable Werck gemacht wor- den, das muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens sind die Erzehlungen von einer Sybille und daß dieses ihre Wohnung gewesen, wohl gewiß nichts anders als chimeren und poetische Erfindungen, zumalen so viele andre dergleichen weitläuffige Soutterains in der Welt sind, in welche dergleichen Sybillen ein zu logiren, noch Niemandem eingefallen ist. Villeicht wäre das wahrscheinligste, daß diese Grotte, wie der Pausilipe, ursprünglich als ein Steinbruch an zu sehen, weil man bey denen unzählichen magnifiquen Pallästen, welche zu Baja und an demselben gantzen See-Ufer herunter gestanden, viel Steine gebrauchet, gleichwol aber durch einen offnen Steinbruch das schöne Terrain nicht verderben wollen; und da man bey diesem dessin zu- fälliger weise auch die unterirdische Communication zwi- schen Baja und Cuma möglich gefunden, und sonst mancherley agremens anbringen können, so hat man mit einem Stein, dem Sprichwort nach, viel Würffe gethan. Wir wanderten von hier wieder zu unsrer barque, und ruderten an dem Ufer, wo sonst die Stadt Baja mit ihren avenuen gestanden, hinauf. Daß dieses gantze Ufer höchst angenehm und magnifique be- bauet gewesen, und die Römische große Noblesse hier ihrer Wollust auf alle Weise gepfleget, ist aus denen lateinischen Poeten bekannt, es geben auch die übrig gebliebenen über= und unterirdischen Gemäuer davon genugsames Zeugnuß, sonderlich hat Kayser Nero hier ein treflich Palais gehabt, davon die in den Felsen gearbeitete warme Bäder noch vorhanden sind; der heiße Dunst von dem Waßer 323 werden konnte, die übrigen hingegen durch den ordentlichenEingang zurück kehren musten. Daß im übrigen dieses Souterrain viel weiter gegangen, und sowol mit Cuma als mit Baia Communication gehabt, ist gantz wahrscheinlich, obschon ietzt durch Erdbeben und andre Zufälle solche Commu- nication abgeschnitten worden. Wann und zu welchem Ende aber eigentlich dieses considerable Werck gemacht wor- den, das muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens sind die Erzehlungen von einer Sybille und daß dieses ihre Wohnung gewesen, wohl gewiß nichts anders als chimeren und poetische Erfindungen, zumalen so viele andre dergleichen weitläuffige Soutterains in der Welt sind, in welche dergleichen Sybillen ein zu logiren, noch Niemandem eingefallen ist. Villeicht wäre das wahrscheinligste, daß diese Grotte, wie der Pausilipe, ursprünglich als ein Steinbruch an zu sehen, weil man bey denen unzählichen magnifiquen Pallästen, welche zu Baja und an demselben gantzen See-Ufer herunter gestanden, viel Steine gebrauchet, gleichwol aber durch einen offnen Steinbruch das schöne Terrain nicht verderben wollen; und da man bey diesem dessin zu- fälliger weise auch die unterirdische Communication zwi- schen Baja und Cuma möglich gefunden, und sonst mancherley agremens anbringen können, so hat man mit einem Stein, dem Sprichwort nach, viel Würffe gethan. Wir wanderten von hier wieder zu unsrer barque, und ruderten an dem Ufer, wo sonst die Stadt Baja mit ihren avenuen gestanden, hinauf. Daß dieses gantze Ufer höchst angenehm und magnifique be- bauet gewesen, und die Römische große Noblesse hier ihrer Wollust auf alle Weise gepfleget, ist aus denen lateinischen Poeten bekannt, es geben auch die übrig gebliebenen über= und unterirdischen Gemäuer davon genugsames Zeugnuß, sonderlich hat Kayser Nero hier ein treflich Palais gehabt, davon die in den Felsen gearbeitete warme Bäder noch vorhanden sind; der heiße Dunst von dem Waßer <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0660"/><fw type="folNum" place="top">323</fw><lb/> werden konnte, die übrigen hingegen durch den <choice><abbr>ordentl:</abbr><expan>ordentlichen</expan></choice><lb/> Eingang zurück kehren musten. 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323
werden konnte, die übrigen hingegen durch den ordentl:
Eingang zurück kehren musten. Daß im übrigen
dieses Souterrain viel weiter gegangen, und sowol mit Cuma
als mit Baia Communication gehabt, ist gantz wahrscheinlich,
obschon ietzt durch Erdbeben und andre Zufälle solche Commu-
nication abgeschnitten worden. Wann und zu welchem
Ende aber eigentlich dieses considerable Werck gemacht wor-
den, das muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens
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herunter gestanden, viel Steine gebrauchet, gleichwol
aber durch einen offnen Steinbruch das schöne Terrain nicht
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fälliger weise auch die unterirdische Communication zwi-
schen Baja und Cuma möglich gefunden, und sonst
mancherley agremens anbringen können, so hat man
mit einem Stein, dem Sprichwort nach, viel Würffe
gethan. Wir wanderten von hier wieder zu unsrer
barque, und ruderten an dem Ufer, wo sonst die Stadt
Baja mit ihren avenuen gestanden, hinauf. Daß
dieses gantze Ufer höchst angenehm und magnifique be-
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Zeugnuß, sonderl: hat Kayser Nero hier ein treflich Palais
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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