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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Die unter des vorigen Pabsts Regierung in einem hiesigen
Closter-Graben gefundene Columna Antonini Pii von rothem
Orientalischen Granit ist noch nicht aufgerichtet, auch sehr schad-
haft, daß es dahin stehet, ob sie werde in die Höfe zu bringen
seyn: das Postament hingegen, von weißem Marmor, ist
fast gantz unversehrt, und hat auf 2 Seiten starcke bas re-
liefs welche allerhand Soldaten Aufzüge zu Pferde und zu
Fuß vorstellen. Doch ist die 3te Seite die schönste und reprae-
sentiret die Ewigkeit in Gestalt einer nackenden mit 2
großen Flügeln sich in die Luft erhebenden Person, welche
in der lincken Hand die mit einer Schlange umgebene Himmels-
Kugel empor hält. Auf dem rechten Flügel sitzet der Kayser
mit seiner Gemahlin, und hat einen Commandir-Stab in der
Hand, welcher oben mit einem Adler gezieret ist. Uber
iedwedem Flügel siehet man einen Adler in der Luft,
unten aber auf dem Erd-Boden sitzet lincker Hand die Römische
Republic in weiblicher Gestalt mit einem Schilde, auf wel-
chem die Wölffin mit Romulo und Remo zu sehen, und
rechter Hand eine andre Weibliche Figur, welche einen
Obeliscum vor sich stehen hat. Auf der 4ten Seite dieses
Piedestals lieset man folgende Inscription:

Divo Antonino Augusto Antoninus Augustus
et Verus Augustus Filii.

Die Buchstaben dieser Schrift sind von Metall in den Marmor
eingelegt, und demnach um so mehr zu aestimiren, weil
alle übrige dergleichen in Rom vorhandene Inscriptiones
nur die leeren Löcher derer Buchstaben aufweisen, die
metallenen Buchstaben selbst aber durch mancherley Zu-
fälle längst fort sind. Man hat dieses monument, als
bis dato noch nicht sehr bekannt, etwas umständlich zu be-
schreiben, denen Liebhabern zu Gefallen, nicht unterlaßen
wollen.

Villa Ludovisia hat einen ziemlich großen, aber weder zum
besten eingetheilten, noch gehörig unterhaltenen Garten.
Die Verduren von Lorbeer- und Cypreßen-Bäumen, und
sodann die antiquen Statuen von Marmor sind darinn
das beste, doch auch diese letztern gröstentheils dermaßen

Die unter des vorigen Pabsts Regierung in einem hiesigen
Closter-Graben gefundene Columna Antonini Pii von rothem
Orientalischen Granit ist noch nicht aufgerichtet, auch sehr schad-
haft, daß es dahin stehet, ob sie werde in die Höfe zu bringen
seyn: das Postament hingegen, von weißem Marmor, ist
fast gantz unversehrt, und hat auf 2 Seiten starcke bas re-
liefs welche allerhand Soldaten Aufzüge zu Pferde und zu
Fuß vorstellen. Doch ist die 3te Seite die schönste und reprae-
sentiret die Ewigkeit in Gestalt einer nackenden mit 2
großen Flügeln sich in die Luft erhebenden Person, welche
in der lincken Hand die mit einer Schlange umgebene Himmels-
Kugel empor hält. Auf dem rechten Flügel sitzet der Kayser
mit seiner Gemahlin, und hat einen Commandir-Stab in der
Hand, welcher oben mit einem Adler gezieret ist. Uber
iedwedem Flügel siehet man einen Adler in der Luft,
unten aber auf dem Erd-Boden sitzet lincker Hand die Römische
Republic in weiblicher Gestalt mit einem Schilde, auf wel-
chem die Wölffin mit Romulo und Remo zu sehen, und
rechter Hand eine andre Weibliche Figur, welche einen
Obeliscum vor sich stehen hat. Auf der 4ten Seite dieses
Piedestals lieset man folgende Inscription:

Divo Antonino Augusto Antoninus Augustus
et Verus Augustus Filii.

Die Buchstaben dieser Schrift sind von Metall in den Marmor
eingelegt, und demnach um so mehr zu aestimiren, weil
alle übrige dergleichen in Rom vorhandene Inscriptiones
nur die leeren Löcher derer Buchstaben aufweisen, die
metallenen Buchstaben selbst aber durch mancherley Zu-
fälle längst fort sind. Man hat dieses monument, als
bis dato noch nicht sehr bekannt, etwas umständlich zu be-
schreiben, denen Liebhabern zu Gefallen, nicht unterlaßen
wollen.

Villa Ludovisia hat einen ziemlich großen, aber weder zum
besten eingetheilten, noch gehörig unterhaltenen Garten.
Die Verduren von Lorbeer- und Cypreßen-Bäumen, und
sodann die antiquen Statuen von Marmor sind darinn
das beste, doch auch diese letztern gröstentheils dermaßen

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[0625] Die unter des vorigen Pabsts Regierung in einem hiesigen Closter-Graben gefundene Columna Antonini Pii von rothem Orientalischen Granit ist noch nicht aufgerichtet, auch sehr schad- haft, daß es dahin stehet, ob sie werde in die Höfe zu bringen seyn: das Postament hingegen, von weißem Marmor, ist fast gantz unversehrt, und hat auf 2 Seiten starcke bas re- liefs welche allerhand Soldaten Aufzüge zu Pferde und zu Fuß vorstellen. Doch ist die 3te Seite die schönste und reprae- sentiret die Ewigkeit in Gestalt einer nackenden mit 2 großen Flügeln sich in die Luft erhebenden Person, welche in der lincken Hand die mit einer Schlange umgebene Himmels- Kugel empor hält. Auf dem rechten Flügel sitzet der Kayser mit seiner Gemahlin, und hat einen Commandir-Stab in der Hand, welcher oben mit einem Adler gezieret ist. Uber iedwedem Flügel siehet man einen Adler in der Luft, unten aber auf dem Erd-Boden sitzet lincker Hand die Röml: Republic in weiblicher Gestalt mit einem Schilde, auf wel- chem die Wölffin mit Romulo und Remo zu sehen, und rechter Hand eine andre Weibliche Figur, welche einen Obeliscum vor sich stehen hat. Auf der 4ten Seite dieses Piedestals lieset man folgende Inscription: Divo Antonino Augusto Antoninus Augustus et Verus Augustus Filii. Die Buchstaben dieser Schrift sind von Metall in den Marmor eingelegt, und demnach um so mehr zu aestimiren, weil alle übrige dergleichen in Rom vorhandene Inscriptiones nur die leeren Löcher derer Buchstaben aufweisen, die metallenen Buchstaben selbst aber durch mancherley Zu- fälle längst fort sind. Man hat dieses monument, als bis dato noch nicht sehr bekannt, etwas umständlich zu be- schreiben, denen Liebhabern zu Gefallen, nicht unterlaßen wollen. Villa Ludovisia hat einen ziemlich großen, aber weder zum besten eingetheilten, noch gehörig unterhaltenen Garten. Die Verduren von Lorbeer- und Cypreßen-Bäumen, und sodann die antiquen Statuen von Marmor sind darinn das beste, doch auch diese letztern gröstentheils dermaßen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/625>, abgerufen am 17.09.2024.