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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sey, sonderlich da hiermit zweifels ohne auf sein Verhalten gegen die
Ketzer, und auf die Stiftung der Inquisition gezielet wird, das mögen
seine Ordens-Brüder ausmachen. Indeßen wird die sogenannte Congre-
gation Sancti officii in diesem Closter wöchentlich einmal gehalten,
und bestehet solche aus 12 Cardinälen, etlichen zu diesem Werck be-
sonders verordneten Beambten, und aus einer ziemlichen Anzahl
von Consultoribus. Das zur Session definirte Zimmer ist mit großen
Bildern behänget, welche theils einige miracul des Heiligen Dominici
theils einige Stücke aus dem Leben Pabsts Pii Vti vorstellen, und
haben wir weiter nichts fürchterliches beobachtet, als die in einem
Vorsaal abgemahlte Verbrennung ketzerischer Bücher. Die Gefangenen
sind ehedem gleichfals in diesem Closter einquartieret gewesen.
Ein entstandener Tumult aber, da das Römische Volck das Closter ge-
stürmet und die Kercker zu Erlösung derer Gefangenen ge-
öffnet, hat veranlaßet, daß schon gedachter Pius V ein besonders
Gebäude, seitwärts der Peters Kirche gelegen, aufgeführet, welches
il Palazzo di Sankt Officio genennet wird. In diesem Palazzo werden
seit der Zeit die Gefangenen aufbehalten, und versamlen sich
daselbst die Inquisitores gleichfals wöchentlich einmal, die 3te
wöchentliche deliberation über diese triste materie aber wird bey
dem Pabst selbst auf dem Quirinal gehalten. Mehrere Special
Nachrichten laßen sich von einer solchen Sache nicht aufbringen,
von welcher die hiesigen Einwohner mit Furcht und Zittern,
und am liebsten gar nicht sprechen. Indeßen giebt die Erfahrung
und der Augenschein, daß die sogenannten Atti da Fe' hier nicht
vorgenommen werden, überhaupt auch der Spanische Rigeur den
hiesigen weit übertreffe. Die Bibliotheca publica dieses Clo-
sters
, welche der Cardinal Casanate gestiftet, ist nicht nur sehr
zahlreich, sondern auch das Behältniß derselben recht propre ein-
gerichtet: doch ist von Manuscriptis nichts considerables vorhanden, und
das beste unter allen Roderici Fonseca, Lusitani, Historia plan-
tarum
in folio mit 2 Colonnen auf Pergament geschrieben, und
mit deren Kräutern und Pflantzen nach dem Leben durchmahlet.
Von denen vorhandenen ersten Bücher-Editionen des XVten Seculi
sind hier folgende angemercket worden:

Institutiones Iuris cum glossa auf Pergament in folio anno Domini 1476. perge, perge
in nobili orbe Maguncia Rheni, impressorie artis inventrice elimatri-
ceque prima, presens institutionum opus Petrus Schoiffer de
Gernsshem
suis consignando scutis omni[unleserliches Material]potente favente Deo
feliciter consummavit.

Abbas super decretales auf starck Papier gedruckt in folio Zu Ende
des 1sten Tomi lieset man folgendes: Raphael Zovenzonius - viro optimo
Vindelino Spirensi S.P.D.

Abbatis glo[unleserliches Material]sa prima notis que fulget ahenis
Est Vindelini pressa labore mei,

sey, sonderlich da hiermit zweifels ohne auf sein Verhalten gegen die
Ketzer, und auf die Stiftung der Inquisition gezielet wird, das mögen
seine Ordens-Brüder ausmachen. Indeßen wird die sogenannte Congre-
gation Sancti officii in diesem Closter wöchentlich einmal gehalten,
und bestehet solche aus 12 Cardinälen, etlichen zu diesem Werck be-
sonders verordneten Beambten, und aus einer ziemlichen Anzahl
von Consultoribus. Das zur Session definirte Zimmer ist mit großen
Bildern behänget, welche theils einige miracul des Heiligen Dominici
theils einige Stücke aus dem Leben Pabsts Pii Vti vorstellen, und
haben wir weiter nichts fürchterliches beobachtet, als die in einem
Vorsaal abgemahlte Verbrennung ketzerischer Bücher. Die Gefangenen
sind ehedem gleichfals in diesem Closter einquartieret gewesen.
Ein entstandener Tumult aber, da das Römische Volck das Closter ge-
stürmet und die Kercker zu Erlösung derer Gefangenen ge-
öffnet, hat veranlaßet, daß schon gedachter Pius V ein besonders
Gebäude, seitwärts der Peters Kirche gelegen, aufgeführet, welches
il Palazzo di Sankt Officio genennet wird. In diesem Palazzo werden
seit der Zeit die Gefangenen aufbehalten, und versamlen sich
daselbst die Inquisitores gleichfals wöchentlich einmal, die 3te
wöchentliche deliberation über diese triste materie aber wird bey
dem Pabst selbst auf dem Quirinal gehalten. Mehrere Special
Nachrichten laßen sich von einer solchen Sache nicht aufbringen,
von welcher die hiesigen Einwohner mit Furcht und Zittern,
und am liebsten gar nicht sprechen. Indeßen giebt die Erfahrung
und der Augenschein, daß die sogenannten Atti da Fe' hier nicht
vorgenommen werden, überhaupt auch der Spanische Rigeur den
hiesigen weit übertreffe. Die Bibliotheca publica dieses Clo-
sters
, welche der Cardinal Casanate gestiftet, ist nicht nur sehr
zahlreich, sondern auch das Behältniß derselben recht propre ein-
gerichtet: doch ist von Manuscriptis nichts considerables vorhanden, und
das beste unter allen Roderici Fonseca, Lusitani, Historia plan-
tarum
in folio mit 2 Colonnen auf Pergament geschrieben, und
mit deren Kräutern und Pflantzen nach dem Leben durchmahlet.
Von denen vorhandenen ersten Bücher-Editionen des XVten Seculi
sind hier folgende angemercket worden:

Institutiones Iuris cum glossa auf Pergament in folio anno Domini 1476. perge, perge
in nobili orbe Maguncia Rheni, impressorie artis inventrice elimatri-
ceque prima, presens institutionum opus Petrus Schoiffer de
Gernsshem
suis consignando scutis omni[unleserliches Material]potente favente Deo
feliciter consummavit.

Abbas super decretales auf starck Papier gedruckt in folio Zu Ende
des 1sten Tomi lieset man folgendes: Raphael Zovenzonius - viro optimo
Vindelino Spirensi S.P.D.

Abbatis glo[unleserliches Material]sa prima notis que fulget ahenis
Est Vindelini pressa labore mei,

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[0609] sey, sonderlich da hiermit zweifels ohne auf sein Verhalten gegen die Ketzer, und auf die Stiftung der Inquisition gezielet wird, das mögen seine Ordens-Brüder ausmachen. Indeßen wird die sogenannte Congre- gatio Sancti officii in diesem Closter wöchentlich einmal gehalten, und bestehet solche aus 12 Cardinälen, etlichen zu diesem Werck be- sonders verordneten Beambten, und aus einer ziemlichen Anzahl von Consultoribus. Das zur Session definirte Zimmer ist mit großen Bildern behänget, welche theils einige miracul des H. Dominici theils einige Stücke aus dem Leben Pabsts Pii Vti vorstellen, und haben wir weiter nichts fürchterliches beobachtet, als die in einem Vorsaal abgemahlte Verbrennung ketzeril: Bücher. Die Gefangenen sind ehedem gleichfals in diesem Closter einquartieret gewesen. Ein entstandener Tumult aber, da das Röml: Volck das Closter ge- stürmet und die Kercker zu Erlösung derer Gefangenen ge- öffnet, hat veranlaßet, daß schon gedachter Pius V ein besonders Gebäude, seitwärts der Peters Kirche gelegen, aufgeführet, welches il Palazzo di S. Officio genennet wird. In diesem Palazzo werden seit der Zeit die Gefangenen aufbehalten, und versamlen sich daselbst die Inquisitores gleichfals wöchentlich einmal, die 3te wöchentl: deliberation über diese triste materie aber wird bey dem Pabst selbst auf dem Quirinal gehalten. Mehrere Special Nachrichten laßen sich von einer solchen Sache nicht aufbringen, von welcher die hiesigen Einwohner mit Furcht und Zittern, und am liebsten gar nicht sprechen. Indeßen giebt die Erfahrung und der Augenschein, daß die sogenannten Atti da Fe' hier nicht vorgenommen werden, überhaupt auch der Spanil: Rigeur den hiesigen weit übertreffe. Die Bibliotheca publica dieses Clo- sters, welche der Cardinal Casanate gestiftet, ist nicht nur sehr zahlreich, sondern auch das Behältniß derselben recht propre ein- gerichtet: doch ist von MSCtis nichts considerables vorhanden, und das beste unter allen Roderici Fonseca, Lusitani, Historia plan- tarum in fol: mit 2 Colonnen auf Pergament geschrieben, und mit deren Kräutern und Pflantzen nach dem Leben durchmahlet. Von denen vorhandenen ersten Bücher-Editionen des XVten Seculi sind hier folgende angemercket worden: Institutiones Iuris cum glossa auf Pergament in fol: ao. Dn. 1476. pp in nobili orbe Maguncia Rheni, impressorie artis inventrice elimatri- ceque prima, presens institutionum opus Petrus Schoiffer de Gernsshe suis consignando scutis omnipotente favente Deo feliciter consummavit. Abbas super decretales auf starck Papier gedruckt in fol. Zu Ende des 1sten Tomi lieset man folgendes: Raphael Zovenzonius - viro optimo Vindelino Spirensi S.P.D. Abbatis glosa prima notis que fulget ahenis Est Vindelini pressa labore mei,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/609>, abgerufen am 17.09.2024.