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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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25.
seyn, als bey der Compagnie des Indes. Der hiesige berühmte teutsche
Medicus und große Chymicus, Monsieur Gros, welcher vormittags
noch besuchet wurde, zeigte einen von ihm erfundenen so unge-
mein flüchtigen Spiritum, daß, wenn man den finger damit
benetzet und denselben nur einen Augenblick auf die andere
Hand leget, nicht des geringste Merckmal einer vorhanden
gewesenen Feuchtigkeit, mehr zu spühren ist. Nichts destoweniger
läst sich dieser Spiritus mit dem Waßer nicht vermischen, sondern
stehet über demselben gleich einem Oel, steiget auch, wenn des
Glas gerüttelt wird, augenblicklich über das Waßer wider
empor. Gedachter Flüchtigkeit wegen, hat Herr Gros diesen Spiritum
Aether genennet, und sowol bey der hiesigen, als Londenischen
Societaet der Wißenschaften, deren beyder Mitglied er ist, damit
große approbation erworben. Nachmittags besuchten wir
die Marquise de Montbrun, welche gestern Abend, vom Lande
wider herein gekommen, und fanden daselbst den Marquis
de Beaufremont, discourirten auch mehrentheils von denen
vorgegebenen Wundern des Monsieur Paris, deren etliche gedachter
Marquis mit seinen eignen Augen gesehen zu haben, ver-
sicherte. Auch erzehlte er, daß er eben beym König gewesen,
als Monsieur Mongeron sein Buch, von gedachten Wundern, dem
Könige übergeben, welches gleich nach der Tafel geschehen, der
König auch daßelbe angenommen, und weil er ein Liebhaber
von Bildern sey, die Kupfer angesehen, alsdann aber das Buch
so fort zum Cardinal geschickt habe. Darauf habe sich sogleich
ein Geschrey am gantzen Hofe erhoben, que c'etoit un imposteur,
un malheureux perge, perge und man habe noch selben Abend den Mon-
geron
, welcher sich inzwischen wider hirher in sein Haus bege-
ben, und auf das Evenement schon gefaßt gehabt, arretiren
laßen. Die Marquise de Montbrun setzte hinzu, daß der
Exemt ihn mitten im Gebet gefunden, und rühmte sonderlich
die in gedachtem Buch voranstehende Geschichte seiner Bekehrung. Es
wurden auch sonst andere Religions-Discourse geführet, da denn der
Marquis de Beaufremont viele Wißenschaft und Belesenheit zeigte,
und die Marquise de Montbrun ihn deswegen lobte, dabey aber erinnerte,
er möchte bey dem ersten Stück des Christentums, nehmlich der Wißenschaft,
auch des andern Stücks, nehmlich der practique nicht vergeßen. Von
hier fuhren wir in ein musicalisches Concert von einigen Virtuosen,

25.
seyn, als bey der Compagnie des Indes. Der hiesige berühmte teutsche
Medicus und große Chymicus, Monsieur Gros, welcher vormittags
noch besuchet wurde, zeigte einen von ihm erfundenen so unge-
mein flüchtigen Spiritum, daß, wenn man den finger damit
benetzet und denselben nur einen Augenblick auf die andere
Hand leget, nicht des geringste Merckmal einer vorhanden
gewesenen Feuchtigkeit, mehr zu spühren ist. Nichts destoweniger
läst sich dieser Spiritus mit dem Waßer nicht vermischen, sondern
stehet über demselben gleich einem Oel, steiget auch, wenn des
Glas gerüttelt wird, augenblicklich über das Waßer wider
empor. Gedachter Flüchtigkeit wegen, hat Herr Gros diesen Spiritum
Aether genennet, und sowol bey der hiesigen, als Londenischen
Societaet der Wißenschaften, deren beyder Mitglied er ist, damit
große approbation erworben. Nachmittags besuchten wir
die Marquise de Montbrun, welche gestern Abend, vom Lande
wider herein gekommen, und fanden daselbst den Marquis
de Beaufremont, discourirten auch mehrentheils von denen
vorgegebenen Wundern des Monsieur Paris, deren etliche gedachter
Marquis mit seinen eignen Augen gesehen zu haben, ver-
sicherte. Auch erzehlte er, daß er eben beym König gewesen,
als Monsieur Mongeron sein Buch, von gedachten Wundern, dem
Könige übergeben, welches gleich nach der Tafel geschehen, der
König auch daßelbe angenommen, und weil er ein Liebhaber
von Bildern sey, die Kupfer angesehen, alsdann aber das Buch
so fort zum Cardinal geschickt habe. Darauf habe sich sogleich
ein Geschrey am gantzen Hofe erhoben, que c’etoit un imposteur,
un malheureux perge, perge und man habe noch selben Abend den Mon-
geron
, welcher sich inzwischen wider hirher in sein Haus bege-
ben, und auf das Evenement schon gefaßt gehabt, arrêtiren
laßen. Die Marquise de Montbrun setzte hinzu, daß der
Exemt ihn mitten im Gebet gefunden, und rühmte sonderlich
die in gedachtem Buch voranstehende Geschichte seiner Bekehrung. Es
wurden auch sonst andere Religions-Discourse geführet, da denn der
Marquis de Beaufremont viele Wißenschaft und Belesenheit zeigte,
und die Marquise de Montbrun ihn deswegen lobte, dabey aber erinnerte,
er möchte bey dem ersten Stück des Christentums, nehmlich der Wißenschaft,
auch des andern Stücks, nehmlich der practique nicht vergeßen. Von
hier fuhren wir in ein musicalisches Concert von einigen Virtuosen,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/60>, abgerufen am 21.11.2024.