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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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wieder in diesem Hause aufgestellet. Derer darinn lebenden
Armen sind ietzo 1200 und beyde Geschlechter sorgfältig von einander
separiret. Die noch vermöglichen Manns-Personen und Jungen
kämmen und spinnen Wolle und fabriciren daraus grobe Zeuge
zu Kitteln und Madratzen, zum Theil machen sie auch Schuh, wel-
che vor die Soldaten der republique und vor die Armen selbst
gebraucht werden. Die Mägdgen thun allerley weibliche Arbeit,
und klöppeln sonderlich die allerfeinsten Spitzen zum Profit
dieser Anstalt. Männer und Weiber habe ihre reinlichen Schlaf-
und Speise-Säle und bekommen wöchentlich 2 mal Fleisch zu
eßen. Uber einen in diesem Hause aufgerichteten Allmosen
Stock stehet geschrieben: Christo in pauperibus recipienti.

4.) Die hiesigen Palläste finden sich in denen beyden Straßen
Strada Nuova und Strada Balbi, welche allein breit und
gerade, die übrigen Gaßen alle aber krumm und enge sind.
Uberhaupt bauet man hier sehr hoch, und auch die vornehmsten
logiren, der frischen Luft wegen im 3ten Stock-Werck. Unter
denen gedachten Pallästen ist der dem Duca Doria zuge-
hörige auch von außen gantz und gar von Marmor. In-
wendig haben wir nur allein das Palais des Marchese
Hieronymo Durazzo besehen. Unter denen darinn befindlichen Gemählden sind die vornehmsten der Todt Socratis
von Luca Iordano. Dessins biblischer Historien auf Seide
gemahlt von Raphael Vrbino, womit 3 Zimmer, statt der
Tapeten, ausgeschlagen sind. Ein großes vortrefliches
Stück von Paolo Veronese, vorstellend die von dem Weibe
an unserm Heylande verrichtete Salbung. Der Besitzer
hat es in Venedig vor 40/Millionen lire gekaufft, und urtheilete
der uns begleitende Marchese Doria, daß er kaum die Lein-
wand bezahlet habe. Unter denen mit am Tische sitzenden
hat der Mahler sich selbst auch mit abgeschildert. In der
Vorstadt Saint Piedro d'Arena sind auch noch schöne Garten -
Palläste, der Garten des principe Doria aber ist alt väterisch
iedoch wegen derer bis auf die See in den Hafen hin-
unter gehenden Colonnaden und arcaden von Marmor recht
kostbar. Die Beschaffenheit und Lage der Stadt ist bekannt,
und also unnötig davon etwas zu gedencken. Die hie-
sige Noblesse passiret zwar vor extra reich. Wir wißen

wieder in diesem Hause aufgestellet. Derer darinn lebenden
Armen sind ietzo 1200 und beyde Geschlechter sorgfältig von einander
separiret. Die noch vermöglichen Manns-Personen und Jungen
kämmen und spinnen Wolle und fabriciren daraus grobe Zeuge
zu Kitteln und Madratzen, zum Theil machen sie auch Schuh, wel-
che vor die Soldaten der republique und vor die Armen selbst
gebraucht werden. Die Mägdgen thun allerley weibliche Arbeit,
und klöppeln sonderlich die allerfeinsten Spitzen zum Profit
dieser Anstalt. Männer und Weiber habe ihre reinlichen Schlaf-
und Speise-Säle und bekommen wöchentlich 2 mal Fleisch zu
eßen. Uber einen in diesem Hause aufgerichteten Allmosen
Stock stehet geschrieben: Christo in pauperibus recipienti.

4.) Die hiesigen Palläste finden sich in denen beyden Straßen
Strada Nuova und Strada Balbi, welche allein breit und
gerade, die übrigen Gaßen alle aber krumm und enge sind.
Uberhaupt bauet man hier sehr hoch, und auch die vornehmsten
logiren, der frischen Luft wegen im 3ten Stock-Werck. Unter
denen gedachten Pallästen ist der dem Duca Doria zuge-
hörige auch von außen gantz und gar von Marmor. In-
wendig haben wir nur allein das Palais des Marchese
Hieronymo Durazzo besehen. Unter denen darinn befindlichen Gemählden sind die vornehmsten der Todt Socratis
von Luca Iordano. Dessins biblischer Historien auf Seide
gemahlt von Raphael Vrbino, womit 3 Zimmer, statt der
Tapeten, ausgeschlagen sind. Ein großes vortrefliches
Stück von Paolo Veronese, vorstellend die von dem Weibe
an unserm Heylande verrichtete Salbung. Der Besitzer
hat es in Venedig vor 40/Millionen lire gekaufft, und urtheilete
der uns begleitende Marchese Doria, daß er kaum die Lein-
wand bezahlet habe. Unter denen mit am Tische sitzenden
hat der Mahler sich selbst auch mit abgeschildert. In der
Vorstadt Saint Piedro d'Arena sind auch noch schöne Garten -
Palläste, der Garten des principe Doria aber ist alt väterisch
iedoch wegen derer bis auf die See in den Hafen hin-
unter gehenden Colonnaden und arcaden von Marmor recht
kostbar. Die Beschaffenheit und Lage der Stadt ist bekannt,
und also unnötig davon etwas zu gedencken. Die hie-
sige Noblesse passiret zwar vor extra reich. Wir wißen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/507>, abgerufen am 23.11.2024.