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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Die Käse, welche auf Schweitzer-Art zubereitet sind, liegen
auf gewißen runden machinen, die man herum drehen,
und also einen Käse nach dem andern desto commoder
und sauberer abwischen kan.

8.) Das Korn- und Back-Haus, welches vom Closter separiret,
und an dem Abhang des Berges stehet, auch höchst bequem fol-
gendermaßen eingerichtet ist. Das Getreyde auf dem
obersten Boden läufft vermittelst gewißer lederner
Schläuche auf den darunter liegenden andern Boden,
und zwar immediate in die unter iedem Schlauch stehende
Fege-Mühle. Die Fege-Mühlen sind von Savoyscher in-
vention, und so construiret, daß sie 3 Sorten des Getreydes,
nehmlich gutes, mitteles und schlechtes ziemlich gut se-
pariren, wenn sie durch eine Hand in Bewegung
gesetzet werden. Unter diesem andern Boden ist
ein eben so großes Gewölbe, in welches man, bey
entstehender Feuers-Gefahr, alles auf diesem sowol,
als auf dem obersten Boden vorräthige Getreyde, ver-
mittelst gewißer in dem Gewölbe gelaßener und
mit eisernen Platten zugedeckter runden Oeffnungen,
in einer viertel Stunde kan hinunter lauffen laßen.
Aus eben diesem andern Schütt-Boden gehet man auf
eine Mahl-Mühle, welche von aufbehaltenem Regen-Waßer
getrieben wird, und so oft und so lange Waßer vorhan-
den ist, immer in Vorrath mahlet, damit bey mangeln-
dem Waßer es nicht an Mehl gebreche. Das Mehl wird
aus der Mühle über den Boden zurück, in die auf der
andern Seite an denselben stoßende große Mehl-Kammer
getragen. Aus dieser Kammer aber läuft es vermittelst
eines Schlauchs, in eine andre dergleichen Kammer,
und zwar unmittelbar in die daselbst zur Separa-
tion des guten, mitteln und schlechten Mehls vor-
handene machine hinunter, und endlich gelanget
es aus dieser Separations-Kammer abermal durch Schläuche
in die großen Back-Tröge, welche in dem darunter

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Die Käse, welche auf Schweitzer-Art zubereitet sind, liegen
auf gewißen runden machinen, die man herum drehen,
und also einen Käse nach dem andern desto commoder
und sauberer abwischen kan.

8.) Das Korn- und Back-Haus, welches vom Closter separiret,
und an dem Abhang des Berges stehet, auch höchst bequem fol-
gendermaßen eingerichtet ist. Das Getreyde auf dem
obersten Boden läufft vermittelst gewißer lederner
Schläuche auf den darunter liegenden andern Boden,
und zwar immediate in die unter iedem Schlauch stehende
Fege-Mühle. Die Fege-Mühlen sind von Savoyscher in-
vention, und so construiret, daß sie 3 Sorten des Getreydes,
nehmlich gutes, mitteles und schlechtes ziemlich gut se-
pariren, wenn sie durch eine Hand in Bewegung
gesetzet werden. Unter diesem andern Boden ist
ein eben so großes Gewölbe, in welches man, bey
entstehender Feuers-Gefahr, alles auf diesem sowol,
als auf dem obersten Boden vorräthige Getreyde, ver-
mittelst gewißer in dem Gewölbe gelaßener und
mit eisernen Platten zugedeckter runden Oeffnungen,
in einer viertel Stunde kan hinunter lauffen laßen.
Aus eben diesem andern Schütt-Boden gehet man auf
eine Mahl-Mühle, welche von aufbehaltenem Regen-Waßer
getrieben wird, und so oft und so lange Waßer vorhan-
den ist, immer in Vorrath mahlet, damit bey mangeln-
dem Waßer es nicht an Mehl gebreche. Das Mehl wird
aus der Mühle über den Boden zurück, in die auf der
andern Seite an denselben stoßende große Mehl-Kammer
getragen. Aus dieser Kammer aber läuft es vermittelst
eines Schlauchs, in eine andre dergleichen Kammer,
und zwar unmittelbar in die daselbst zur Separa-
tion des guten, mitteln und schlechten Mehls vor-
handene machine hinunter, und endlich gelanget
es aus dieser Separations-Kammer abermal durch Schläuche
in die großen Back-Tröge, welche in dem darunter

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[0446] 216 Die Käse, welche auf Schweitzer-Art zubereitet sind, liegen auf gewißen runden machinen, die man herum drehen, und also einen Käse nach dem andern desto commoder und sauberer abwischen kan. 8.) Das Korn- und Back-Haus, welches vom Closter separiret, und an dem Abhang des Berges stehet, auch höchst bequem fol- gendermaßen eingerichtet ist. Das Getreyde auf dem obersten Boden läufft vermittelst gewißer lederner Schläuche auf den darunter liegenden andern Boden, und zwar immediate in die unter iedem Schlauch stehende Fege-Mühle. Die Fege-Mühlen sind von Savoyscher in- vention, und so construiret, daß sie 3 Sorten des Getreydes, nehmlich gutes, mitteles und schlechtes ziemlich gut se- pariren, wenn sie durch eine Hand in Bewegung gesetzet werden. Unter diesem andern Boden ist ein eben so großes Gewölbe, in welches man, bey entstehender Feuers-Gefahr, alles auf diesem sowol, als auf dem obersten Boden vorräthige Getreyde, ver- mittelst gewißer in dem Gewölbe gelaßener und mit eisernen Platten zugedeckter runden Oeffnungen, in einer viertel Stunde kan hinunter lauffen laßen. Aus eben diesem andern Schütt-Boden gehet man auf eine Mahl-Mühle, welche von aufbehaltenem Regen-Waßer getrieben wird, und so oft und so lange Waßer vorhan- den ist, immer in Vorrath mahlet, damit bey mangeln- dem Waßer es nicht an Mehl gebreche. Das Mehl wird aus der Mühle über den Boden zurück, in die auf der andern Seite an denselben stoßende große Mehl-Kammer getragen. Aus dieser Kammer aber läuft es vermittelst eines Schlauchs, in eine andre dergleichen Kammer, und zwar unmittelbar in die daselbst zur Separa- tion des guten, mitteln und schlechten Mehls vor- handene machine hinunter, und endlich gelanget es aus dieser Separations-Kammer abermal durch Schläuche in die großen Back-Tröge, welche in dem darunter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/446>, abgerufen am 15.08.2024.